Erneut entpuppte sich der Lesemonat Mai 2021 als ein Lesemonat, mit dem ich sowohl qualitativ als auch quantitativ mehr als zufrieden bin.
Disclaimer: Sind Vielleser die besseren Menschen?
An der Stelle möchte ich anmerken – da ich erst heute zu dem Thema eine Diskussion auf Bookstagram gelesen habe – dass es mir nicht wichtig ist, andere mit der Anzahl meiner gelesenen Bücher pro Monat zu beeindrucken. Ja, ich weiß, dass ich in die Kategorie der „Vielleser“ falle. Möchte ich mich damit über andere stellen, die mit einem Buch pro Monat zufrieden sind? Nein. Für mich mögen fünf Bücher pro Monat wenig sein, aber das ist ein völlig individueller Wert. Ich habe schon in der 1. Klasse viel gelesen, bin durch Übung und Veranlagung ein ziemlich schneller Leser und habe keine Probleme, das Lesen in den Alltag zu integrieren. Dass ich damit in einer privilegierten Situation bin, ist mir bewusst. Niemand sollte sich durch Lesestatistiken abschrecken sondern einzig motivieren lassen.
Meine Statistik
Das vorangestellt folgt nun meine Statistik für den Lesemonat Mai 2021: Ich habe 10 Bücher gelesen. Diese teilen sich in 5 klassische Bücher, 3 E-Books und 2 Hörbücher auf. Dank „Netgalley“ bin ich zurück im Hörbuch-Game! Kommt mir sehr gelegen, denn beim wöchentlichen Wohnungsputz brauche ich einfach etwas auf die Ohren. 9 meiner gelesenen Bücher waren auf Deutsch und 1 Buch auf Englisch. Memo an mich selbst: die Englischquote wieder boosten.
Jahreshighlight im Lesemonat Mai
„Endless Skies“ von Gabriella Santos de Lima
Ich kann mir nicht helfen, ich liebe den Schreibstil und den Storyaufbau von Gabriella Santos de Lima einfach. Das war schon beim ersten Teil der Reihe rundum drei Flugbegleiterinnen der Fluglinie LondAir der Fall. Delilah und Jonah sind mir in „Endless Skies“ genauso sehr ans Herz gewachsen wie Olivia und Nick in „Flaming Cloud“. Vor allem Jonah war wieder so ein toller, männlicher „New Adult“-Protagonist. Ich mag es einfach, wenn diese ohne die typische (und schon viel zu oft gelesene) „Bad Boy“-Attitüde auskommen und trotzdem spannend und nicht aalglatt sind. Auch in Jonahs Vergangenheit gibt es Brüche, aber er ist ein lieber Kerl, der nur das Beste für Delilah möchte. Ich mag solche Jungs, die einen an das Gute im Menschen glauben lassen. Auch Delilah, der es nicht so recht gelingen will, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, wurde für mich beim Lesen zu einem echten Herzensmenschen. Ganz viele Liebe für dieses Buch, das zu 2/3 aus einer ausgedehnten Kennenlernphase besteht – und trotzdem keine Minute langweilig ist.
Super gute Bücher im Lesemonat Mai 2021
„Wild wie der Wind“ von Julie Birkland
Meine nicht enden wollende Liebe zu Norwegen und den Büchern von Julie Birkland sollte dem geneigten Leser dieses Blogs mittlerweile bekannt sein. Der (*trauriges Aufseufzen*) finale Teil der „Northern Love“-Reihe war für mich sowohl der krönende als auch perfekt passende Abschluss. Denn die eher ruhig erzählte Geschichte von Alva – die sich um alles und jeden kümmert nur nicht um sich selbst – und Jo – Ex-Profisportler auf Identitätssuche – passt ganz hervorragend in die Reihe aus actiongeladenem Auftakt und super dramatischem Mittelteil. Ich werde die Momente voller Herzklopfen in Lillehamn vermissen. Ganz besonders die Szenen, die vom „hytte liv“ (Urlaub in der Hütte) erzählen. Mehr zu diesem grandiosen Buch gibt es hier.
„Der Wind singt unser Lied“ von Meike Werkmeister
Dieses Buch werde ich für immer mit Pfingsten 2021 verbinden. Dazu gibt es eine kleine Backgroundstory: ich habe das Buch meiner Mama zum Muttertag gekauft – bevor feststand, dass es unsere Buchclublektüre für den Mai werden würde. Also lautete mein Plan wie folgt: „Der Wind singt unser Lied“ werde ich mir von meiner Mama „zurück leihen“, wenn ich über Pfingsten in der Heimat bin. Genauso habe ich es umgesetzt und das Buch an nur einem Tag verschlungen….
Diese wundervolle Geschichte einer jungen Frau, die nach einem längeren Auslandsaufenthalt in ihre Heimat an der Nordsee zurückkehrt und sich dort den Dämonen aus der Vergangenheit stellen muss, hat mich vor allem durch einen wunderbar leichten Schreibstil und ganz viel Atmosphäre überzeugt. Meike Werkmeister zeichnet so eindrückliche Bilder, dass ich mich gefühlt habe, als würde ich selbst durch Nordseesand schlendern. Oder zumindest einen Freitagabendfilm mit diesem Setting anschauen. Die Geschichte war einfach so charmant, ruhig (ohne langweilig zu sein) und voller Herzklopfen, dass selbst ich mein Schullandheimtrauma (14 Tage auf Sylt und in Rendsburg mit knapp 90 Mitschülern und furchtbarem Essen – der Alptraum einer jeden introvertierten 13-jährigen) überwunden habe. Und mir nun vorstellen kann, einen Trip an die Nordsee zu unternehmen.
Gute Bücher im Lesemonat Mai 2021
„Unterm Schinder“ von Andreas Föhr
Immer wenn ich davon lese, dass man als Buchblogger seine Nische finden soll, fühle ich mich ertappt. Denn wenn ich eins nicht habe, dann ist es das. Dazu lese ich einfach viel zu divers. Ja, ich liebe die immer für Likes guten Genres „New Adult“ und „Young Adult“. Aber eben nicht ausschließlich. In der letzten Woche folgten bei mir eine „New Adult“-Romanze, ein Sachbuch und ein Deutscher-Buchpreis-Gewinner direkt aufeinander.
Dazu gehört genauso meine Liebe zum Regionalkrimi. Auch nicht wirklich „instagramable“. Trotzdem hat mir das neueste Abenteuer vom super korrekten Kommissar Wallner und dem Oberchaoten Kreuthner wieder fantastische Hörbuchstunden beschert. Die perfekte Mischung aus Krimispannung, Lokalkolorit und schrulligen Charakteren (Mangfallmühle forever!), die Andreas Föhr versteht zu kreieren wie kein Zweiter. Zur ausführlichen Rezension geht es hier entlang.
„One Last Dance“ von Nicole Böhm
Ich gebe es ehrlich zu, kurz nachdem ich das Hörbuch begonnen hatte, war ich sehr, sehr skeptisch. Ein Straßenkünstler und die Direktorin einer renommierten New Yorker Schule für Schauspiel, Gesang und Tanz – wie sollte das zusammengehen. Auch lese ich in romantisch angehauchten Geschichten eher ungern von Obdachlosigkeit und Drogensumpf. Denn wenn ich zu einer leichten Liebesgeschichte greife, möchte ich abschalten und nicht an der Welt verzweifeln.
Nicole Böhm ist ein kleines Kunststück gelungen: sie hat es geschafft, die Liebesgeschichte zwischen Gillian und Jaz voller Herzklopfen beim Leser zu gestalten – und trotzdem den harten Alltag von Straßenkünstler Jaz realistisch darzustellen. Hut ab davor, dass das ganze nie in eine seichte, unrealistische Schmonzette abgedriftet ist. Ich habe mitgefiebert und wurde wunderbar unterhalten. Das Buch lief wie ein guter Tanzfilm („Center Stage“!) vor meinem geistigen Auge ab. Ich muss mir unbedingt noch Band 1 und 3 besorgen. Band 2 bespreche ich hier in aller epischen Breite.
„Gefährliche Mittsommernacht“ von Christoffer Holst
Ich liebe Skandinavien – nur Skandinavienkrimis machen mich nicht immer glücklich, weil sie mir zu düster und zu thrillermäßig sind. Ganz anders verhielt es sich mit diesem eher leichten Krimi, der in einer schwedischen Kleingartenkolonie auf der Schäreninsel Bullholmen spielt. Von Minute 1 an war ich verliebt in das Setting und die Charaktere. Es fühlte sich beim Lesen an, als würde ich selbst einen endlos erscheinenden schwedischen Traumsommer erleben. Obwohl tatsächlich deutscher Mairegen gegen mein Fenster geprasselt ist und allein die Eisheiligen unendlich erschienen… Hier erzähle ich mehr vom Schwedenkrimi.
„Recipe for Persuasion“ von Sonali Dev
Eine vom kulturellen Background her sehr spannende Romanze, von der ich mir wünschen würde, dass sie ins Deutsche übersetzt wird. Sonali Dev erzählt – vermutlich inspiriert durch ihre eigene Lebenserfahrung – von einer indischen Großfamilie, die versucht den Spagat zwischen den indischen Wurzeln und der amerikanischen Heimat hinzubekommen. The struggle is real! Denn einerseits sollen die Töchter eine gute Bildung erhalten, andererseits bleibt es doch das einzig wahre Ziel, dass alle unter die Haube kommen sollen.
Ashna versucht verzweifelt, das indische Restaurant ihres verstorbenen Vaters zu retten. Der Grad ihrer Verzweiflung lässt sich daran ablesen, dass sie sich sogar dazu breitschlagen lässt, an einer TV Kochshow teilzunehmen – obwohl sie an einem Trauma leidet und deshalb nur ganz bestimmte Gerichte kochen kann. Damit nicht genug. Denn plötzlich steht ihr auch noch ihre Jugendliebe gegenüber und sie muss sich all den aufgegebenen Träumen stellen, die sie einst ausgezeichnet haben.
Ein Buch, dramatisch und knallbunt wie ein Bollywood-Film. Ich hätte mir einzig ein bisschen mehr Spannung und Knistern zwischen Ashna und ihrem Love Interest gewünscht. Das ist in meinem Augen nach einem vielversprechenden Beginn etwas abgeflacht. Trotzdem ein unterhaltsames Buch mit einem super spannenden und individuellen Setting.
„Das Mädchen im Nordwind“ von Karin Baldvinsson
Die Islandgeschichten von Karin Baldvinsson begeistern mich immer wieder aufs Neue. Ich mag es, wie sie einen Erzählstrang, der in der Gegenwart spielt, mit der Vergangenheit verwebt. Außerdem sollte es einfach mehr Bücher geben, die auf Island spielen. Heiße Quellen, nicht minder heiße Isländer und die schönsten Pferde der Welt – was will das Leserherz mehr. Hier entlang zu meiner ausführlichen Rezension.
Nicht ganz so meins im Lesemonat Mai 2021
„Finne dein Glück“ von Bernd Gieseking
Dieses Sachbuch über eine Reise einmal der Länge nach und retour durch Finnland auf der Suche nach dem Glücksgeheimnis der Finnen ist keinesfalls ein schlechtes Buch. Denn mir hat gut gefallen, dass auch ich als jemand, der sich schon länger mit Finnland beschäftigt, etwas Neues erfahren habe. Trotzdem wäre es für mich zu viele Begegnungen mit in Finnland lebenden Menschen, die einfach aneinandergereiht wurden. Mehr Details zur Reise und ein bisschen mehr finnische Atmosphäre hätten mir besser gefallen. Dass das reine Geschmacksache ist, steht außer Frage. Hier kommt ihr zu meiner Rezension.
„Everything We Had“ von Jennifer Bright
Ein Buch, an dem man in der oben erwähnten Bookstagram-Bubble in den vergangenen Wochen nicht vorbeigekommen ist. So wurde auch ich neugierig und gab der Geschichte eine Chance. Die Mischung war für mich gewöhnungsbedürftig: einerseits die Atmosphäre eines gemütlichen Londoner Cafés mit angeschlossenem Buchladen. Andererseits enthält das Buch eine Triggerwarnung, denn Protagonistin Kate ist im vergangenen Jahr Schlimmes widerfahren. Hier war ich überrascht, dass es Jennifer Bright gut gelungen ist, diese Gegensätze zu verbinden. Trotzdem war die „From Enemies to Lovers“-Geschichte in meinen Augen nicht ganz rund. Was vor allem daran lag, dass ich die Chemie zwischen Kate und Aidan nicht so recht gespürt habe. Hinzu kommt ein sehr, sehr großer (und in meinen Augen nicht sonderlich realistischer) Zufall, der für das große Drama am Ende sorgt. Mehr dazu, warum diese Geschichte nicht ganz meins war, erfahrt Ihr hier.
Ausblick
Und nun lasst uns das Beste aus dem Lesemonat Juni 2021 machen. Egal ob mit einem oder elf gelesenen Büchern 🙂
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