Im Lesemonat Mai 2020 bin ich teilweise nicht so zum Lesen gekommen wie in den Monaten zuvor. Durch einen Endspurt über Pfingsten konnte ich die Statistik doch noch „boosten“ und den Lesemonat Mai 2020 mit insgesamt 8 Büchern abschließen. Diese teilen sich auf in 5 E-Books, 1 klassisches Buch und 2 Hörbücher.
1. „Ich bleibe hier“ von Marco Balzano
Meine unangefochtene Nummer 1 ist diese poetische Geschichtslektion über Südtirol. Es geht um „Dableiber“ und „Geher“, zwei Weltkriege und eben so viele faschistische Diktaturen am Stück, Widerstand und Autonomie, Heimat und ein ganz persönliches Frauenschicksal vor dieser Kulisse. Ich fand dieses Buch wahnsinnig bewegend. Und kann es Euch auch empfehlen, falls Ihr noch nicht viel über die Geschichte Südtirols wisst. Meine ausführliche Rezension werde ich erst Ende Juni zum offiziellen (verschobenen) Erscheinungstermin von „Ich bleibe hier“ veröffentlichen.
Den zweite Platz muss ich zweifach vergeben, denn die beiden Bücher habe ich (rein zufällig) parallel gelesen und gehört. Sowohl thematisch als auch qualitativ spielen sie zu dem für mich in derselben Liga:
2. „Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ von Tom Barbash
Dieses Buch entführt den Leser ins New York der späten 70er/frühen 80er Jahre. Wie schon der Titel verrät, geht es um eine Vater-Sohn-Beziehung und die „Beatles“. Außerdem spielen typisch amerikanische Late-Night-Shows und die Phase des „coming of age“ eines jungen Mannes eine große Rolle. Das alles ist atmosphärisch dicht erzählt. Was mich umgehauen hat, waren die Parallelen zum aktuellen Amerika. Die USA waren auch damals schon ein tief gespaltenes Land, das mit sehr ähnlichen Problemen wie heute zu kämpfen hatte. Das erweckt in mancher Szene trauriger Weise den Anschein, die Menschheit sei keinen Schritt vorangekommen. Was mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Für meine ausführliche Rezension könnt Ihr gerne hier klicken.
2. „Becoming“ von Michelle Obama
Ähnlich aufwühlend war es, die Biografie von Michelle Obama (von ihr selbst gelesen) anzuhören. Denn sie geht in aller Ausführlichkeit auf all die Probleme ein, die in den USA gerade mit aller Macht nach oben gespült werden. Wie es für sie war, in dem Bewusstsein aufzuwachsen, dass sie immer zweimal so gut sein muss, wie eine weiße Person, um dasselbe zu erreichen. Darüberhinaus wurde sie als wütende schwarze Frau, die viel zu groß und laut sei, verunglimpft. Michelle Obama erzählt, wie es ist, auf der falschen Seite einer Stadt aufzuwachsen. Das hat etwas nahezu Prophetisches. Für mich ganz besonders, denn ich habe bereits ca. drei Wochen vor dem Mord an George Floyd mit dem Hörbuch begonnen. Und es ziemlich genau mit dem Ausbruch der Rassenunruhen beendet. Eine ganz große Lese- bzw. Hörempfehlung von mir. Ich habe „Becoming“ im englischen Original gehört, denn da wird das Buch von Michelle Obama selbst gelesen. Mit über 19 Stunden ist es ein ziemlicher Wälzer, es war aber nie auch nur eine Minute langweilig für mich.
4. „When We Dream“ von Anne Pätzold
Ja, es ist „New Adult“. Aber trotzdem etwas ganz Besonderes. Denn die langsame Annäherung zwischen einem sehr introvertierten Mädchen und einem berühmten K-Pop-Star wird wunderbar ruhig und einfühlsam erzählt. Für mich hebt sich diese Geschichte wohltuend vom üblichen Einheitsbrei des Genres ab (mehr könnt Ihr hier nachlesen). Deswegen war „When We Dream“ für mich ein echtes Highlight im Lesmonat Mai 2020, auch wenn Platz 4 eher nach Durchschnitt klingen mag. Aber das ist allein dem hohen Niveau dieses Lesemonats geschuldet.
5. „Truly“ von Ava Reed
Auch „Truly“, der Auftakt der neuen Trilogie von Ava Reed, hat mir richtig gut gefallen. Ich mag den Schreibstil von Ava sehr. Der ist irgendwie besonders – unterhaltsam, witzig und abwechslungsreich. Auch Andie und Cooper als Protagonisten haben mir gefallen. Eigentlich bin ich kein Fan von besonders schweren Schicksalen, aber hier wurde alles so schlüssig erklärt und aufgebaut, dass ich in der Hinsicht keinen Kritikpunkt habe. Ich freue mich schon riesig auf den zweiten Band, denn da wird es um zwei Personen gehen, die es mir in Teil 1 ganz besonders angetan haben. Ich glaube, ich bin ein Mason-Ultra! Meine ausführliche Rezension gibt es druckfrisch hier zu lesen.
6. „Das Flüstern der Magie“ von Laura Kneidl
„Fantasy“ und ich, das ging in den letzten Jahren meist nicht besonders gut zusammen. Deshalb habe ich mich mit „Das Flüstern der Magie“ im Lesemonat Mai 2020 nicht an einem klassischen Fantasy-Buch sondern an einer „New Adult“-Geschichte mit Fantasy-Elementen versucht. Das hat mir – mit kleinen Abstrichen – viel Spaß gemacht. Alle Details erfahrt Ihr hier.
7. „Die Schokoladen-Villa“ von Maria Nikolai
Manchmal tue ich mich schwer, gute Hörbücher zu finden. So ging es mir auch in dem Moment, als ich mich für „Die Schokoladen-Villa“ entschieden habe. Historisches eignet sich nach meinen Erfahrungswerten grundsätzlich gut als Hörbuch. Wenn der Schauplatz dann auch noch Stuttgart, garniert mit Schokolade, ist – hätte das was werden können. Leider hat mich die Geschichte jedoch nie komplett gepackt. Die Storyline um die Hauptfamilie in Stuttgart war nicht schlecht, den Ableger am Gardasee um die „abhanden gekommene“ Mutter empfand ich hingegen als sehr zäh. Ich denke nicht, dass ich zu Teil 2 und 3 der Serie greifen werde.
8. „Thirty“ von Christina Bradley
Das war irgendwie nix. Zunächst hatte ich mich auf einen witzigen und schlagfertigen Roman à la „Bridget Jones“ gefreut. Aber bereits nach wenigen Seiten war klar, dass das mit mir und „Thirty“ keine „Love Story“ werden würde. Was vor allem an der nervigen Protagonistin und ihren vielen haarsträubenden Entscheidungen gelegen hat. Eine ausführliche Rezension findet Ihr hier.
Auf in einen wundervollen Lesemonat Juni 2020! Es sind ja bereits ein paar Tage ins Land gezogen, und ich muss sagen, meiner ist äußerst vielversprechend gestartet…