|Leseliebe| Frankfurter Buchmesse 2019 (FBM 2019 Tag 1)

Und schon ist mein erster Tag auf der Frankfurter Buchmesse 2019 Geschichte. Ich bin heute Morgen mit dem Auto angereist und sitze gerade in meinem Hotelzimmer auf dem Bett und tippe diesen Artikel.

 

Gastland Norwegen

Der Grund, warum die diesjährige Buchmesse besonders attraktiv für mich ist: Gastland Norwegen

 

 

Auf dem Weg nach Frankfurt

Die Anreise hat gut geklappt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie nah Frankfurt an Stuttgart liegt, und dass man nach gut 2 Stunden Autofahrt bereits in Frankfurt ankommt. Ich hatte lediglich kleine Anlaufschwierigkeiten, weil ich es irgendwie geschafft habe, das Messeparkhaus Rebstock von der falschen Seite anzufahren. Deshalb konnte ich nicht einfahren und musste notgedrungen erstmal daran vorbeifahren. Im zweiten Anlauf habe ich die Einfahrt dann problemlos gefunden.

 

Gastland Norwegen

Ich hätte das Geraffel, das ich in Händen halte, für das Foto aus der Hand legen sollen. Das ist auf alle Fälle die Spiegelwand im norwegischen Pavillon.

 

Mulegutten

Viele spannende Vorträge im norwegischen Pavillon.

 

Exkurs: was ich unterwegs gehört habe.

Die Fahrt habe ich dazu genutzt, um „Eine Familie in Deutschland“ von Peter Prange weiter zu hören. Dieser 2. Teil ist fast noch mitreißender als der erste. Wenn Ihr eine Schnellbleiche in deutscher Geschichte während des Zweiten Weltkriegs möchtet, kann ich Euch dieses Buch von ganzem Herzen empfehlen. Peter Prange hat es nämlich geschafft, ein Familienkonstrukt zu bilden, in dem alle Aspekte dieser Zeit vorkommen: Verfolgte und Verfolger, Mitläufer, Soldaten, Überzeugungstäter und Opportunisten. Und wisst Ihr, wer mich am meisten aufregt? Nicht die Einfachgestrickten, die voller brauner Überzeugung ein Loblied auf den Führer singen und im Rahmen ihrer beschränkten Möglichkeiten Karriere machen. Sondern ein Intellektueller, der für seine Karriere über Leichen geht und zu jeglicher Anpassung bereit ist, sich aber trotzdem den Herrschenden weit überlegen fühlt. Eine schreckliche Figur, die mich beim Hören regelmäßig erschaudern lässt. Denn ich ahne jetzt schon, wie es ausgehen wird. Ich sehe ihn in der jungen BRD einen Lehrstuhl in Rechtswissenschaften inne haben…

 

Ursula Poznanski

Im Vorbeigehen entdeckt: Ursula Poznanski mit wehenden Haaren.

 

Bevor ich richtig in das Messegeschehen einsteige, eine kleine Vorwarnung: Euch erwartet eine wilde Mischung aus politischen Inhalten und „Romance“. Ich bin manchmal von mir selbst überrascht, wie breit ich in meinen Interessen aufgestellt bin.

 

Deniz Yücel

Rechts im Bild: Deniz Yücel

 

„Meinungsfreiheit und Solidarität“ mit u.a. Deniz Yücel

Mein erster „Event“, den ich besucht habe, war dieser Talk mit dem Journalisten Deniz Yücel, der vor nicht allzu langer Zeit in der Türkei inhaftiert war. Ich konnte nicht das komplette Gespräch verfolgen, aber es gibt zwei Dinge, die mir besonders im Gedächtnis geblieben sind. Wusstet Ihr, das unter den Journalisten, die in letzter Zeit ermordet wurden, exorbitant viele Frauen sind? Außerdem der Satz von Deniz Yücel, dass seine größte Angst im Gefängnis war, vergessen zu werden. Habe ich nie drüber nachgedacht, aber eigentlich naheliegend.

 

Dora Heldt

Fast hätte ich mir spontan ihr neues Buch gekauft und signieren lassen: Dora Heldt. Hab es dann aber gelassen, weil ich noch nie etwas von ihr gelesen habe.

 

„Alt“ vs. „jung“

Später sollte ich mich ja noch in die sehr, sehr lange Schlange bei der Signierstunde mit Tami Fischer, Lilly Lucas und Katharina Mittmann einreihen. Da hat man so richtig gesehen, wieviel (vor allem junges) Publikum junge, in den sozialen Medien aktive Autorinnen ziehen. Davor bin ich bei Dora Heldt vorbeigelaufen, die ebenfalls für eine Signierstunde am Stand ihres Verlags war. Dort hätte man die Signatur sofort und ohne Anstehen bekommen. Und dabei ist sie eine bekannte Bestsellerautorin. Erstaunlich. Wobei man das ganze wahrscheinlich nicht überinterpretieren sollte, denn beim nicht mehr ganz taufrischen Thomas Gottschalk auf dem blauen Sofa sollte später wahnsinnig viel los sein.

 

Aurelie Bastian

Très charmant: Aurélie Bastian mit Sohnemann.

 

„Bienvenue – Willkommen bei mir“ – Aurélie Bastian

Setz‘ mich in der Gourmet Gallery aus, und ich bin glücklich. Diesen Teil der Frankfurter Buchmesse mag ich ganz besonders. Beim Auftritt der (in Deutschland lebenden?!) Französin Aurélie Bastian musste ich deshalb auch unbedingt vorbeischauen. Das hat sich total gelohnt, denn sie ist sehr temperamentvoll und charmant, weshalb ich ihr stundenlang zuhören könnte. Hier war als besonderes Schmankerl sogar noch ihr kleiner Sohn mit am Start. Nur das Essen, das sie zubereitet hat, war nicht ganz so meins. Ich hatte anstatt auf Herzhaftes auf was Süßes gehofft.

 

Romance Talk

Die drei Protagonistinnen vom „Romance Talk“ auf der Frankfurter Buchmesse 2019 mit ihrer Interviewerin.

 

Katharina Mittmann & Lea Kaib

Scheinen sich sehr amüsiert zu haben: Katharina Mittmann & Lea Kaib

 

„Romance Talk“ mit Tami Fischer, Lilly Lucas, Katharina Mittmann und als Moderatorin Lea Kaib

Bei dieser Veranstaltung wollte ich unbedingt dabei sein, weil ich „New Beginnings“ und „New Promises“ von Lilly Lucas so sehr mochte. Allerdings hatte ich ein paar Probleme, denn a) hatte ich Lilly Lucas‘ Buch im Auto liegen lassen und b) habe ich erst im falschen Stockwerk nach dem Stand von DroemerKnaur gesucht. Etwas abgehetzt und leicht zu spät kam ich deshalb bei dem Talk an. Der hat mir aber richtig gut gefallen, denn alle drei Autorinnen haben aus ihrem Nähkästchen als Autorinnen von romantischen Büchern geplaudert. Welche 10 Dinge sind z.B. für sie bei einem solchen Buch essentiell. Ich war mehr als begeistert, als Katharina Mittmann ausführlich auf die von mir als so wichtig eingestufte Chemie zwischen den Protagonisten eingegangen ist.

 

Tami Fischer & Lilly Lucas

Tami Fischer (die mich sehr an eine ehemalige Brieffreundin (ja, so alt bin ich…) erinnert, zu der ich leider keinen Kontakt mehr habe) & Lilly Lucas

 

Für die Signierstunde habe ich mich ebenfalls angestellt. Nun besitze ich signierte Ausgaben der ersten Bände von Lilly Lucas und Tami Fischer. An der Stelle ein großes „Sorry“ an Katharina Mittmann, für den Erwerb von deren Buch mein Bargeld nicht ausgereicht hat.

 

TKKG

Ich finde diese Zeichnung der Mitglieder von TKKG so cool! Nur könnte Klößchen etwas pummeliger sein…

 

Rita Falk

Ich liebe ihren bayrischen Dialekt und die Art, wie sie in Interviews erzähl: Rita Falk. (Auch wenn ich mit ihrem Eberhofer nicht mehr so ganz d’accord gehe…).

 

Planloses Geschlendere

Im Anschluss an die Signierstunde (direkter Kontakt mit Autoren verlangt mir als „Introvert“ ja immer alles ab) bin ich etwas planlos herumgeschlendert. Schlussendlich bin ich bei dem „Einfach nachhaltig leben“-Workshop gelandet, wo ich mein eigenes Abschminkpad nähen durfte. Das war cool.

 

Mia Cooper

Kurzer Zwischenstopp bei Mia Cooper

 

Patrizia Schlosser

Sehr spannend, was Patrizia Schlosser zu erzählen hatte.

 

„Im Untergrund – Der Arsch von Franz Josef Strauß, die RAF, mein Vater und ich“ von Patrizia Schlosser

Diesen Termin hatte ich mir in meinem Zeittableau fest vorgemerkt, denn die RAF gehört zu den geschichtlichen Themen, die mich besonders interessieren. Außerdem hat es mich natürlich interessiert, was es mit dem Arsch von Franz Josef Strauß auf sich hat. Spoiler: das wurde in dem Gespräch nicht aufgeklärt. Muss ich mir wahrscheinlich das Buch kaufen.

Der Talk war trotzdem spannend, denn Patrizia Schlosser hat erzählt, wie sie auf die Idee gekommen ist, sich auf die Spuren dreier noch immer im Untergrund lebender RAFler zu begeben. Obwohl ich beim Thema RAF nicht gänzlich unbewandert bin, wusste ich nicht einmal, dass es da welche gibt, die noch immer auf Tauchstation sind. Sehr gut gefallen hat mir auch, wie Patrizia Schlosser erzählt hat, wie sie dieses Projekt gemeinsam mit ihrem Vater, einen ehemaligen Polizisten, der die Hochzeit der RAF live miterlebt hat, angegangen ist. Für mich einer der spannendsten Programmpunkte an diesem Messe-Freitag auf der Frankfurter Buchmesse 2019.

 

Johann Lafer

Johann Lafer mit Moderator und kleinem Helfer auf der Frankfurter Buchmesse 2019

 

Wie ich in der Gourmet Gallery „versackt“ bin…

Eigentlich wollte ich mir nur Johann Lafer beim Kochen und Vorstellen seines neuen Buches anschauen. Das war so unterhaltsam und interessant (außerdem war ich sehr glücklich, dass ich tatsächlich ein Schälchen mit seinem Risotto ergattern konnte, auch wenn ich danach beinahe betrunken war, weil er kurz vor Schluss noch einmal Wein hinein gekippt hat), dass ich dort geblieben und mir im Anschluss die Präsentation des Stuttgarter Projekts „46pluskocht“ angeschaut habe. Das ist ein Kochbuch, in dem Spitzenköche gemeinsam mit Kindern / jungen Erwachsenen mit Down-Syndrom kochen. Auf der Bühne hat der Koch Frank Buchholz zusammen mit einem jungen Mann mit Down Syndrom Currywurst gekocht. Auch das war super unterhaltsam und sehr, sehr lecker (die Currywurst durfte ich ebenfalls probieren).

 

Frank Buchholz

Ebenfalls mit kompetentem Helfer: Frank Buchholz

 

Grinsen musste ich, als ich ein Elternpaar mit ihrer Tochter mit Down Syndrom im Publikum beobachtet habe. Die ist immer wieder aufgestanden, um ihren Kumpel auf der Bühne zu fotografieren und zu filmen. Die Eltern waren verzweifelt bemüht, sie zum Hinsitzen zu bewegen. Während Außenstehende meinten: „Lass‘ sie doch!“ Kam mir leicht bekannt vor. Ist wohl überall dasselbe…

 

Weinkönigin

Die neue deutsche Weinkönigin ist definitiv nicht auf den Mund gefallen…

 

Mimi Heeger_Anna Savas_Teresa Sporrer

Noch ein Romance Talk, den ich aber nur kurz „gestreift“ habe: Mimi Heeger, Anna Savas & Teresa Sporrer.

 

The End

Danach war ich irgendwie durch. Bin noch ein bisschen durch die sich leerenden Hallen gelaufen und anschließend ins Hotel gefahren. Wo ich plötzlich wieder Energie hatte. Und mir in den Kopf gesetzt habe: ich will noch in einen Supermarkt und eine Kleinigkeit kaufen. Also bin ich 2 km zum laut Internet nächstgelegenen Geschäft gelaufen. Ganz knapp vor Einbruch der Dunkelheit. Und mit leicht schlechtem Gewissen, weil ich jetzt schon Leute in meinem Umfeld die Hände über dem Kopf zusammenschlagen sehe. Steffi, warum? Das könnte doch gefährlich sein. War mir tatsächlich unsicher, ob Frankfurt-Rödelheim ein gefährliches Pflaster ist. Hatte da irgendwie im Hinterkopf, dass die ehemalige Gangster-Rapperin Sabrina Setlur von dort stammt. Anyway, ich bin ohne Probleme zurück ins Hotel gelangt und habe dort meine Banane und ein Paulaner Spezi (#werbung) genossen.

Und nun heißt es Kräfte sammeln für den Samstag auf der Frankfurter Buchmesse 2019. Dank meines Ausflugs zum Supermarkt habe ich heute nämlich 20.000 Schritte zurückgelegt. Brauche also ein bisschen Ruhe…

 

6 Kommentare

  1. Rebecca
    19. Oktober 2019 / 23:17

    Ich bin schon gespannt auf Deinen Bericht von Samstag 🙂

    • glimrende
      Autor
      25. Oktober 2019 / 19:40

      Teil 2 ist mittlerweile online 🙂

  2. Hallo liebe Steffi,
    auch dein erster Messetag hört sich einfach fantastisch an. Und die Fotos liefern einen Beweis dafür, dass du unglaublich schöne Erlebnisse sammeln durftest. Die Gourmet Gallery habe ich bislang noch nicht einmal besucht. Etwas, was ich in den nächsten Jahren auch unbedingt auf die To-Do-List setzen muss. Gerade bei den genialen Bildern, die du hier zeigst <3
    Dein selbstgenähtes Abschminktuch hätte ich ja wirklich gerne gesehen.
    Was Frankfurt und merkwürdige Menschen angeht, kann ich auch so die ein oder andere Geschichte erzählen. Im letzten Jahr habe ich gelernt, dass man nicht irgendwelche Menschen in der S-Bahn anlächeln darf. Dort hat mich ein Mann aufs übelste dafür angezählt. War nicht schön. In diesem Jahr habe ich versucht jemanden nach dem Weg zu fragen. Ein Paar hat mich stumpf ignoriert. Das andere schaute mich skeptisch von der Seite an, bevor es sich dann dazu entschieden hat, mir eine Auskunft zu geben.
    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    • glimrende
      Autor
      25. Oktober 2019 / 19:48

      Hi Tanja,

      freut mich sehr, dass Dir meine Bilder gefallen haben.

      Und ja, die Gourmet Gallery musst Du definitiv im nächsten Jahr einmal besuchen. An den Fachbesuchertagen ist es dort recht entspannt und man hat gute Chancen, dass man beim Live-Kochen etwas probieren darf.

      Oh ja, Frankfurt ist bei mir aus früheren Besuchen auch definitiv unter „seltsame Begegnungen“ abgespeichert. Wir waren vor einigen Jahren mal als größere Mädelsgruppe bei einem Event in Frankfurt und deshalb in der Nähe vom Bahnhof unterwegs. Da wurde eine Freundin im Vorbeigehen von einem Fremden am Arm gepackt und man wollte ihr Drogen verkaufen! Das ist mir ansonsten in meinem ganzen Leben nicht passiert.

      Viele Grüße.

      Steffi

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