Kennt Ihr das? Ideen für Plots oder Settings in Bücher, die ihr so richtig klasse findet, deren Potential bei der Umsetzung aber leider verschenkt wird? So erging es mir mit „Wild Games“ von Jessica Clare… Warum das Buch trotzdem einer Rettung für mich gleichkam, erzähle ich in diesem Blogbeitrag
“Wild Games – in einer heißen Nacht”
- Jessica Clare
- Chick Lit
- Deutsch (Original: Englisch)
- E-Book
- Das E-Book wurde mir von netgalley für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
- 3,5 Sterne (von 5 möglichen Sternen)
Eine Liebe in Zeiten des Trash TV…
Sommer, Sonne, Strand und ein heißer Typ mit perfektem Body. Hört sich nach dem mega Urlaub an. Schade nur, dass bei dieser Beschreibung ein paar wichtige Details fehlen: keine sanitäre Einrichtungen und kein Bett, dafür Sandflöhe und Dauerbeobachtung durch diverse Kameras. Denn Journalistin Abby wurde von ihrer Chefin überredet (a.k.a. gezwungen) an der zweiten Staffel der Reality-TV-Show „Endurance Island“ teilzunehmen. Nun sitzt sie zusammen mit Dean, den sie ab Minute eins nicht leiden konnte, auf einer einsamen Insel fest und versucht zu überleben, ohne sich vor einem Millionenpublikum komplett zum Affen zu machen.
Über ein geniales Setting und ein zu schnelles Erzähltempo
Der geneigte Chick-Lit-Leser mag erahnen, wie die Geschichte weitergeht. Ja, das ist ein bisschen vorhersehbar. Trotzdem finde ich dieses Setting großartig. Schon in meinem liebsten Sommerbuch 2017 – „Landliebe“ von Jana Lukas – habe ich das Setting in einem Reality-TV-Format geliebt. Irgendwie eignet sich dieses Trash-TV besonders gut für eine zarte Romanze. Vor allem wenn die Protagonisten eigentlich zu schlau und zu sympathisch für die Chose sind.
Bei „Wild Games – in einer heißen Nacht“ muss ich an der Stelle jedoch kleine Abstriche machen. Zwar fand ich die Grundidee grandios, die Umsetzung ließ in meinen Augen jedoch etwas zu wünschen übrig. Leider hat sich Jessica Clare nicht genügend Zeit genommen, um die Annäherung zwischen Abby und Dean sich langsam entwickeln zu lassen. Das ging viel zu hopplahopp. In der einen Minute gingen die beiden einander noch ohne jegliche gemeinsame Basis an die Gurgel, in der nächsten Minute konnten sie plötzlich die Finger nicht mehr voneinander lassen. Das fand ich sehr schade, denn hier wurde viel Potential für das große Kribbeln und Mitfiebern beim Leser verspielt.
Trotzdem möchte ich Jessica Clare dafür loben, wie gut es ihr gelungen ist, die Atmosphäre einer solchen TV Show aufleben zu lassen. Außerdem hat mich „Wild Games – in einer heißen Nacht“ trotz der oben erwähnten Schwächen im Storytelling und in der Charakterentwicklung in gewisser Weise gerettet. Denn nach meinem Urlaub und meiner extensiven Leseflut am Pool bin ich lesetechnisch in ein Loch gefallen und in keine Geschichte richtig hineingekommen. Das hat sich schlagartig geändert, als ich zu „Wild Games – in einer heißen Nacht“ gegriffen habe. Da bin ich plötzlich wieder durch die Seiten geflogen.
Von mir also ein gemischtes Fazit. Einerseits würde ich mir wünschen, dass Jessica Clare diese Geschichte noch einmal mit mehr Geduld und Muße erzählt. Andererseits war auch bereits diese schwächere Version ein echter „Pageturner“, der mich vor einer Leseflaute gerettet hat.