Sobald ich irgendetwas mit „Ballett“ im Klappentext lese, ist mein Interesse geweckt. So erging es mir mit „So federleicht wie meine Träume“ von Mariko Turk. Hinzu kommt das außergewöhnliche Cover, und ich wusste direkt, dass ich das lesen muss.
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Wenn Lebensträume zerplatzen…
Alinas Leben wird komplett auf den Kopf gestellt. Im einen Moment war sie eine vielversprechende Nachwuchsballetttänzerin, die alles für ihren Traum von der großen Bühne geopfert hat. Nach einem tragischen Unfall ist sie nur noch ein ganz normales Mädchen, das die Highschool besucht.
Das bedeutet für Alina, dass sie nicht nur lernen muss, mit ihrer Trauer und Wut zu leben. Sie muss auch ein neues Leben beginnen – neue Freunde und Hobbys inklusive. Sie schließt sich eher unfreiwillig der Musical-AG an und stellt schnell fest, vielleicht sind diese Musicalleute – ganz besonders ein bestimmter Junge – gar nicht so uncool, wie sie dachte. Und vielleicht war beim Ballett nicht alles rosarot, und es gibt auch andere Möglichkeiten, um ihrer Leidenschaft fürs Tanzen Ausdruck zu verleihen…
Starke Geschichte mit starken Protagonist*innen
„So federleicht wie meine Träume“ hat mich daran erinnert, dass ich im Lesejahr 2022 einfach viel zu wenige Jugendbücher gelesen habe. Denn dieses Genre liefert oft ganz besondere Geschichten.
So auch hier, denn Alina ist eine starke und gleichzeitig verletzliche Protagonistin, mit der ich beim Lesen eine schwere und trotzdem nie hoffnungslose Zeit durchlebt habe. Es war so schön, sie auf der Suche nach einem neuen Selbst – dem Menschen abseits der Ballerina – zu begleiten.
Dass diese Reise zu einem vollen Erfolg wurde, dazu haben auch ihre Freunde und ihre Familie beigetragen. Die sind nämlich ein bunter Haufen, der für Abwechslung und Spannung sorgt. Neben Alinas „Crush“ – der erfrischender Weise keinen Funken toxischer Männlichkeit versprüht – war das u.a. Alinas Schwester, die ihr immer wieder die Stirn bietet.
Außerdem muss ich mich an der Stelle als großer Fan von „Theater AG“-Settings outen. Das hat mir schon im zweiten Teil der „Dunbridge Academy“-Reihe von Sarah Sprinz oder in „Take Me Home Tonight“ von Morgan Matson total gut gefallen.
Rassistische Strukturen
Zu einem der zentralen Konflikte der Geschichte gehört die Frage, wie rassistisch die Institution Ballett ist. Eine Sache, über die ich mir noch nie zuvor Gedanken gemacht habe („white privilege“). Umso besser hat mir die Umsetzung in „So federleicht wie meine Träume“ gefallen. Denn ich weiß, dass ich in Zukunft mit offeneren Augen durchs Leben gehen werde. Ich werde mich fragen, warum sind die meisten Ballettkünstler weiß. Außerdem werde ich hinterfragen, ob die Darstellung bestimmter Ethnien in den klassischen Ballettstücken nur klischeebeladen oder gar rassistisch ist. Wenn ich eins durch „So federleicht wie meine Träume“ gelernt habe, dann dass es hier noch viel Verbesserungspotential gibt.
Fazit
Ich vergebe eine absolute Leseempfehlung an alle, die Jugendbücher mögen oder sich für das Thema Ballett interessieren. Mich hat die Geschichte von Alina an eine tiefgründigere Version von „To All the Boys I’ve Loved Before“ erinnert. Einfach eine charmante Geschichte mit ernsten und lustigen Themen und zarten ersten Gefühlen. Für mich die genau richtige Mischung für ein Jugendbuch <3
Hallo liebe Steffi,
das ist definitiv ein Buch für mich. Ich schaue ja unheimlich gerne Tanzfilme und habe mir nun vorgenommen auch mehr Bücher mit diesem Thema zu lesen. Alleine mit der Inhaltsbeschreibung hattest du mich. Darüber hinaus scheinen die Figuren auch sehr interessant zu sein.
Ich muss zugeben, idass ich bislang noch nie auf die Idee gekommen bin darüber nachzudenken, wie rassistisch die Institution Ballett ist. Auch hätte ich gar nicht gewusst, dass die meisten Tänzer/innen „weiß“ sind, geschweige denn, dass die Darstellungen oft rassistisch/klischeebeladen daherkommen. Allerdings werde ich vermutlich nach dem Lesen deiner Rezension jetzt auch darauf achten.
Ich danke dir für diese interessante Buchempfehlung.
Ich wünsche dir einen ganz wundervollen Start ins Wochenende.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Autor
Liebe Tanja,
das freut mich sehr, dass Dir die Rezension so gut gefallen hat. Und ich könnte mir in der Tat vorstellen, dass das Buch etwas für Dich ist. Mir hat die Mischung aus Highschool-Setting – was ja immer eine gewisse Leichtigkeit bringt – und ernsten Tönen super gut gefallen.
Im Buch werden konkrete Beispiele für klischeebeladene bis rassistische Darstellungen benannt.
Ich kenne es auch aus dem Eiskunstlaufen, dass die klassische Eisprinzessin eben blond und hellhäutig und zartgliedrig ist. Deshalb tun sich Läuferinnen, die nicht dieser Vorstellung entsprechen, teilweise jahrelang schwer, um die entsprechenden Noten zu bekommen.
Viele Grüße
Steffi