|Leseliebe| „Die Stewardessen – Eine neue Freiheit“ von Svea Lenz

An „Die Stewardessen – Eine neue Freiheit“ von Svea Lenz bin ich ohne übertriebene Erwartungen herangegangen. Ich dachte an einen soliden, historischen Roman. Warum dieses Buch zu so viel mehr für mich wurde, davon möchte ich heute berichten.

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Die Stewardessen - Eine neue Freiheit von Svea Lenz

 

Stewardess der ersten Generation

Hamburg nach Ende des 2. Weltkriegs. Margot lebt mit ihrer Mutter in einfachen Verhältnissen und langweilt sich in ihrem Job als Bürogehilfin zu Tode. Als sie in einer Zeitschrift eine Anzeige der Lufthansa entdeckt, die erstmals nach Kriegsende Stewardessen ausbilden möchte, weiß Margot, dass das ihre Berufung ist. Endlich die Welt sehen und die kleinbürgerliche Enge hinter sich lassen. Aber hat Margot überhaupt eine Chance? Mit all den Lücken in ihrem Lebenslauf? Sie greift tief in die Trickkiste und setzt alles auf eine Karte…

 

Historie und Fiktion

Was für ein Ritt durch die deutsche Nachkriegsgeschichte! Svea Lenz verwebt in „Die Stewardessen – Eine neue Freiheit“ die wahre Geschichte der Lufthansa und somit den Neubeginn der zivilen Luftfahrt nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland mit der fiktiven Geschichte von Margot und ihren künftigen Arbeitskolleginnen. Für mich hat sie die genau perfekte Mischung aus historischen Erinnerungen – sogar Altkanzler Adenauer bekommt einen Gastauftritt – und Fiktion getroffen.

 

Margot <3

Margot ist eine spannende Protagonistin, die gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen gesundem Selbstbewusstsein und Übermut balanciert. An ihr wird der Zwiespalt, in dem die Frauen in den 1950er Jahren in der Bundesrepublik steckten, deutlich. Einerseits wollen sie die dunklen Kriegsjahre hinter sich lassen und endlich leben. Andererseits wird von ihnen züchtiges Verhalten und das Lebensziel „Heirat und Kinder“ erwartet. Inklusive des Selbstverständnisses, dass unmittelbar nach der Heirat der Job aufgegeben wird.

 

Schicksale im Nachkriegsdeutschland

Aber nicht nur Margot ist mir ans Herz gewachsen. Auch ihre Kolleginnen werde ich so schnell nicht vergessen. Vor allem die aus Ostpreußen geflüchtete Almuth hat bei mir großen Eindruck hinterlassen. Sie hat offensichtlich traumatisches erlebt. Es stimmt mich traurig, dass es damals weder für Frauen wie Almuth noch z.B. für die nach zehn Jahren aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Männer psychologische Betreuung gab. Wie viel Leid muss ohne jegliche Aufarbeitung in all diesen Menschen geschlummert haben…

Eine Prise Romantik darf natürlich auch nicht fehlen. So lernt Margot den lebenslustigen Piloten Claus Sturm kennen. Aber meint der es wirklich ernst? Oder ist er zu sehr Luftikus (= Übersetzung ins hier und heute: ein „Fuck Boy“ 😉 )?

 

Ausblick

Es freut mich sehr, dass „Die Stewardessen – Eine neue Freiheit“ kein Einzelband ist. Entsprechend offen ist das Ende von Band 1. Ich freue mich riesig darauf, in „Stewardessen – Bis zum Horizont“ (Erscheinungstermin 07.11.2022) mehr aus dem Leben von Margot, Almuth und Co. zu erfahren.

Einen Wunsch würde ich zum Abschluss auch noch gerne äußern: mich hat „Die Stewardessen – Eine neue Freiheit“ an die ZDF-Serie „Ku’damm“ erinnert. Deshalb würde ich mir wünschen, dass die Reihe verfilmt wird. Das hätte so viel Potential…

 

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