|Leseliebe| „Das Versprechen der Islandschwestern“ von Karin Baldvinsson / Rezension

So sehr ich das Lesen noch immer liebe, so sehr bin ich trotzdem überzeugt, dass ich nie wieder so viel Spaß am Lesen haben werde wie als Kind. Manchmal vermisse ich diese völlig ungetrübte, total unkritische Freude an Pferdebüchern. Umso begeisterter war ich, als ich „Das Versprechen der Islandschwestern“ von Karin Baldvinsson bei „netgalley“ entdeckt habe. Endlich ein Buch, das auf Island spielt, in dem keine blutrünstigen Morde und/oder depressive Kommissare vorkommen. Und dafür viele Islandpferde.

Werbung: das Rezensionsexemplar wurde mir von netgalley kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.

 

Rezension Das Versprechen der Islandschwestern Karin Baldvinsson

 

Deutschland 1949

Zwei Schwestern machen sich auf in ein neues Leben in einem fremden, kargen Land. Sie wagen nach dem Krieg einen Neubeginn auf Island. Die eine freiwillig und mit großer Begeisterung, die andere hat sich mitschleppen lassen. Endlich angekommen nach einer langen Schiffsreise sind die beiden überrascht von der Freundlichkeit und Offenheit der Bewohner. Trotzdem machen das raue Klima, die Einsamkeit, Sprachprobleme und die schwere Arbeit in der Landwirtschaft den beiden Schwestern zu schaffen.

 

Deutschland 2017

Eine alte Dame reist gemeinsam mit ihrer Enkelin und Urenkelin nach Island zum 90. Geburtstag ihrer Schwester, die sie seit über 60 Jahren nicht mehr gesehen hat. Die Menschen auf Island sind noch immer freundlich und herzlich. Ganz besonders einer: Ragnar, ein wilder Ex-Handballer und Neu-Pferdezüchter, der der Enkelin den Kopf verdreht. Die treibt außerdem die Frage um, warum sich Oma und ihre Schwester so lange nicht gesehen haben…

 

Rezension Das Versprechen der Islandschwestern Karin Baldvinsson

 

Das Spiel mit den Zeitebenen

Mir hat diese literarische Rückkehr nach Island super viel Spaß gemacht! Ich fand es klasse, wie Karin Baldvinsson abwechselnd aus der Nachkriegszeit und dem hier und heute erzählt hat. So wurde die Entwicklung, die Island in den letzten 70 Jahren gemacht hat, sehr plastisch dargestellt. Von der einfachen Nation armer Bauern (bei denen es teilweise nur für zwei Stunden am Tag elektrisches Licht gab – und das in diesen endlos langen und dunklen Wintern) zu einem modernen Staat und Tourismusmagneten. Nur das Platzen der Immobilienblase vor einigen Jahren wurde nicht thematisiert.

 

Kleine Veränderungen

Ähnlich spannend fand ich, dass mir so kleine Dinge wie das Sinken der Sprachbarriere bewusst geworden sind. Als die beiden Schwestern 1949 nach Island kamen, konnten sie selbst nur wenig Englisch und die abgelegen lebenden Bauern überhaupt keins. Zu Beginn konnten sie sich deshalb nur mit Händen und Füßen verständigen, haben aber schnell Isländisch gelernt (da könnte sich so mancher Auswanderer auf „Vox“ eine Scheibe von abschneiden). Heute ist das alles gar kein Problem, denn die Isländer haben eine genauso hohe Englischkompetenz wie all die anderen Länder in Nordeuropa.

 

Rezension Das Versprechen der Islandschwestern Karin Baldvinsson

 

Heißer Wikinger

Mein Favorit unter den Charakteren in „Das Versprechen der Islandschwestern“ war Ragnar, der attraktive Wikinger. Ich mochte, wie er versucht hat, die „verkopfte“ Pia aus der Reserve zu locken. Da wird gekonnt mit dem Klischee des lockeren und überraschend gesprächigen Isländers und der Regeln und Versicherungen (ja, das wird tatsächlich erwähnt!) liebenden Deutschen gespielt.

 

„Das Versprechen der Islandschwestern“ war ein rundum gelungenes Lesevergnügen. In Gedanken sah ich mich schon in heißen Quellen baden, über einsame Landstraßen fahren und auf dem Rücken der Islandpferde die Insel erkunden. Ich muss unbedingt nach Island!

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