|Leseliebe| Lesemonat November 2022

Mein Lesemonat November 2022 hat superstark begonnen – und dann ganz stark nachgelassen. Was nicht daran lag, dass ich in eine Leseflaute geschliddert bin, sondern dass ich Ende des Monats zum ersten Mal seit 2020 beruflich verreist war. Diese drei Tage waren so vollgestopft (und die Abende gingen so lange…), dass ich überhaupt nicht zum Lesen gekommen bin. Etwas was mir in 2022 erst einmal passiert ist, als ich im Juni krank darniederlag und nicht einmal die Energie aufbringen konnte, Hörbuch zu hören.

Beendet habe ich im Lesemonat November 2022 in Summe neun Bücher, die sich aufteilen in fünf klassische Bücher, drei Hörbücher und ein E-Book. Der Hörbuchkonsum ist hier ein Ausreißer nach oben und dem geschuldet ist, dass ich direkt zu Monatsbeginn ein Hörbuch beendet habe. Außerdem habe ich brandneu ein Probeabo über „Bookbeat“ abgeschlossen. Das musste ich natürlich direkt ausgiebig testen. Von den im Lesemonat November 2022 beendeten Büchern waren zwei auf Englisch, der Rest auf Deutsch.

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Jahreshighlight

 

 

„The 99 Boyfriends of Micah Summers“ von Adam Sass

Dieses queere Jugendbuch war ein Zufallsfund bei Wittwer-Thalia in Stuttgart. Passenderweise wurde es zum 100. Buch, das ich in 2022 beendet habe (Ihr seht die 99 im Titel?!) – und zu einem echte Jahreshighlight. Besonders gut gefällt mir hieran, dass es nicht zu den super gehypten Büchern gehört, die ich bereits tausendfach in der Buch-Blogger-Bubble, auf Bookstagram oder BookTok entdecken konnte.

Schon allein optisch ist „The 99 Boyfriends of Micah Summers“ ein echtes Schätzchen. Denn es enthält viele kleine Zeichnungen, die den Vibe des Buches unterstreichen.

Auch inhaltlich konnte mich die Geschichte von Micah, der verzweifelt auf der Suche nach seiner ersten großen Liebe ist und diese Jagd nach dem Glück auf seinem anonymen Instagramkanal mit Hilfe von kleinen Zeichnungen dokumentiert. Als er in der New Yorker U-Bahn einen Jungen mit einer ganz besonderen Jacke trifft, glaubt er sich am Ziel seiner Träume. Doch aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände verlieren sich die beiden aus den Augen, ohne vorher Nummern getauscht zu haben. Zum Glück kann Micah auf die Hilfe seiner Freunde zählen und gemeinsam begeben sie sich auf eine wilde Jagd quer durch New York, um den Unbekannten zu finden.

Soweit, so typisch Rom-Com. In meinen Augen beginnt der stärkste Part des Buches, als Micah sich am Ziel all seiner Träume wähnt – und feststellen muss, dass so ein Traumgebilde in der Realität recht schnell zum Alptraum werden kann…

Für mich ist „The 99 Boyfriends of Micah Summers“ eine zuckersüße Geschichte, die trotz aller Leichtigkeit wichtige Themen wie „mental health“, Toxizität in Beziehungen, Probleme queerer Minderheiten etc. anspricht. Ein beeindruckendes Buch, das Jugendlichen, die nicht zum Mainstream gehören, eine Stimmer verleiht.

 

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Super gute Bücher

 

 

„Carrie Soto Is Back“ von Taylor Jenkins Reed

Mein erstes Buch von der Queen Taylor Jenkins Reed! Und ich fand es richtig, richtig gut. Im Mittelpunkt steht Carrie Soto, eine ehemalige Tennisspielerin, die vom Ehrgeiz zerfressen ein Comeback startet, um eine viel jüngere Kontrahentin davon abzuhalten, ihren eigenen Rekord zu brechen. Carrie Soto tritt den langen Weg zu altem Ruhm gemeinsam mit ihrem Vater an, der sie einst zum ersten Mal mit dem „weißen Sport“ in Berührung brachte.

Ich weiß, dass es zu diesem Buch nicht nur Lobeshymnen gibt (was bei anderen Werken der Autorin durchaus vorkommt). Und ich bilde mir ein, dass ich den Grund dafür gefunden habe. Denn „Carrie Soto Is Back“ enthält immer wieder längere Passagen, in denen der Ablauf von Tennismatches detailliert geschildert wird. Ich kann mir vorstellen, dass solche Abhandlungen bei Nicht-Sportfans für ein Gähnen sorgt. Diesen Sportreporter-Stil habe ich hingegen geliebt und würde mir wünschen, dass auch zu anderen Sportarten ähnlich fundierte – und nicht an den Haaren herbeigezogene – fiktive Geschichten erscheinen werden (*hust* Eiskunstlaufen *hust“).

Ich konnte mich sogar bis zu einem gewissen Grad mit Carrie Soto identifizieren. Denn wäre ich Sportlerin, wäre ich auch eher der unnahbare Typ und nicht „everybody’s darling“. Wie ich einst gemeinsam mit einer Eislauffreundin festgestellt habe: wir wären eher Tatjana Navka – die Russin mit dem „resting bitch face“ – und nicht die allseits beliebte, Autogrammkarten und kleine Geschenke an die Fans verteilende Albena Denkova 😀 Zwischenzeitlich endeten die Parallelen zu Tatjana Navka allerdings, denn die ist mittlerweile mit einem Oligarchen verheiratet…

 

 

„Nordlicht Liebeszauber – Travel, Love, Finland“ von Kristina Lagom

Im Lesemonat November 2022 stand mir der Sinn nach etwas winterlich verschneitem mit nordeuropäischem Setting und einer Prise Romantik. So bin ich bei diesem Buch aus dem neugegründeten „Flamingo Tales“-Verlag gelandet.

Mir hat die Geschichte um eine leicht überspannte deutsche Journalistin und einen relaxten finnischen Fotografen gut gefallen. Mag sich auf den ersten Blick reichlich klischeebeladen anhören, aber ich durfte vor Ort in Finnland die Erfahrung machen, dass Finnen tatsächlich super entspannt und freundlich sind. Kommt wahrscheinlich davon, wenn ein paar weniger Menschen auf einem Quadratkilometer wohnen als hier in Deutschland. Und so etwas wie Verkehrsnachrichten unbekannt sind (hat ein finnischer Bekannter erzählt, der mit dem Konzept „Stau“ zum ersten Mal beim Studium in Deutschland konfrontiert wurde).

Für mehr Details klickt hier.

 

„Reach for the Stars – Circus Grenaldi“ von Tess Tjagvad

Zirkusgeschichten habe ich als Kind geliebt. Entsprechend begeistert war ich, als ich entdeckt habe, dass Tess Tjagvad diesem leicht angestaubtem Unterhaltungsmedium einen modernen Touch in Richtung „Cirque de Soleil“ und weg von  lebenden Tieren in der Manege verpasst hat. Für mich liefert die Autorin mit dem Auftakt zu einer neuen „New Adult“-Trilogie einen der spannendsten und originellsten Titel im „New Adult“-Genre. Denn sowohl das eingangs beschriebene Zirkus-Setting als auch der Schauplatz Kanada unterscheiden sich deutlich vom üblichen College in den USA.

Auch die Geschichte von Akrobatin Yara und Kunstturner Nolan, die zunächst nur eine Zweckgemeinschaft bilden und sich langsam näher kommen, kriegt von mir 100 Punkte für ganz viel Herzklopfen und Bauchkribbeln.

Ich freue mich schon jetzt darauf, auch für Band 2 und 3 wieder in den Circus Grenaldi zurückkehren zu dürfen.

 

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Gute Bücher

 

 

„Ganz schön okay: Neu anfangen für Anfänger“ von Vanessa Rappa („vany.schreibt“)

Vanessa ist unter ihrem Accountnamen „vany.schreibt“ auf Instagram ein kleiner Star. Dort schreibt sie ziemlich intelligent über Trash TV (ja, das geht!). In ihrem ersten Buch erzählt sie davon, wie sie in einem Alter, in dem es der gesellschaftlichen Norm entspricht, zu heiraten und Kinder zu bekommen, komplett neu angefangen hat. Sie hat sich von ihrem langjährigen Partner getrennt, ist beruflich durchgestartet und hat sich ihren Traum vom Teilzeitauswandern erfüllt.

Ich habe mich in diesem Buch durchaus wiedergefunden und finde es wichtig, dass wir endlich von diesem Disney- und 90er RomCom-Ideal wegkommen, dass nur ein Leben mit Partner komplett ist. Hier reicht vielleicht schon ein Blick auf die Generation unserer Eltern, bei der gefühlt alle Frauen spätestens ab dem Renteneintritt ihrer Männer dem Leben als Single eine ganze Menge abgewinnen können.

 

„So federleicht wie meine Träume“ von Mariko Turk

Dieses Buch konnte mich im Lesemonat November 2022 nicht nur mit seinem außergewöhnlichen und zeitgleich wunderschönen Cover überzeugen. Sondern hat in mir die Erkenntnis gefestigt, dass Jugendbücher oft die Geschichten liefern, die am meisten zum Nachdenken anregen.

In „So federleicht wie meine Träume“ muss Alina nach einer schweren Verletzung ihren Traum vom Leben als Primaballerina begraben. Plötzlich findet sie sich als ganz normale Schülerin an ihrer Highschool wieder – ohne einen gefestigten Freundeskreis oder Hobbys.

Ich mochte es sehr, Alina auf der Suche nach sich selbst zu begleiten. Auch wenn dieser Weg mit schmerzhaften Erkenntnissen – wie z.B. der, dass ihr heißgeliebtes Ballett ziemlich rassistisch sein kann – gepflastert war. Ein Buch, dass ich nicht so schnell vergessen werde.

Meine ausführliche Rezension gibt es hier.

 

 

„Zimmer gesucht, Liebe gefunden“ von Caroline Brinkmann

Dieser Titel war mein erster Versuch mit einem Hörbuch auf Bookbeat.

Emma wird von ihrem Freund eiskalt über „Social Media“ abserviert. So darf sich Emma nicht nur Liebeskummer und der Suche nach einer neuen Wohnung stellen, sondern muss auch noch damit leben, dass die halbe Welt darüber spekuliert, ob sie jemals gut genug für ihren Ex war.

Zum Glück kann sie sich auf die Unterstützung ihrer besten Freundin verlassen und auch eine neue WG ist schnell gefunden. Okay, ihr Mitbewohner ist auf den ersten Blick ein bisschen seltsam, aber langsam reift in Emma die Erkenntnis, dass ein Computernerd vielleicht besseres „Boyfriend-Material“ ist, als es ihr „Social Media“ affiner Ex jemals war…

Ich weiß nicht, ob diese Geschichte für mich als klassisches Buch genauso gut funktioniert hätte, aber als Hörbuchunterhaltung auf Autofahrten und bei der Hausarbeit war es perfekt. Ein Buch wie ein ARD-Freitagabendfilm: leicht zu folgen, manchmal ein bisschen langatmig aber durchaus amüsant.

 

„Westwell – Bright & Dark“ von Lena Kiefer

Lena Kiefer gehört für mich in die Kategorie von Autor*innen, von denen ich auch eine Neuausgabe des Telefonbuchs lesen würde. Denn ich mag alles, was sie schreibt.

Das gilt auch für ihre in der New Yorker High Society angesiedelte Westwell-Trilogie, die eine an „Romeo & Julia“ angelehnte Love Story mit einem Kriminalfall verbindet. Ich begleite Helena und Jess total gerne auf ihrer Suche nach einer Antwort auf die Frage, ob ihre beiden Geschwister wirklich aufgrund eigener Dummheit den Drogentod gestorben sind, oder ob eine fremde Macht ihre Finger im Spiel hatte.

Trotzdem hat es Band 2 nicht in den Stand eines absoluten Highlights geschafft. Denn irgendwie vermisse ich die fliegenden Funken zwischen Helena und Jess. Die zwei funktionieren für mich wunderbar als beste Freunde, aber die ganz große Leidenschaft sehe ich nicht zwischen ihnen. Was sooo schade ist, denn ich würde mich so gerne 100% von den beiden überzeugen lassen.

Dafür möchte ich eine Lanze für Jess‘ kleinen Bruder brechen, dem ich gerne den Titel „liebster Nebencharakter 2022“ verleihen würde. Können wir bitte eine Petition dafür starten, dass er ein eigenes Buch bekommt? Irgendwo da draußen muss es doch die große Liebe für ihn geben…

 

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Not My Cup of Tea

 

 

„Weihnachten in der kleinen Buchhandlung“ von Jenny Colgan

Weihnachtsromane sind für mich ein Must-Read in den letzten beiden Lesemonaten des Jahres. Leider gestaltet sich die Suche nach einer solchen Geschichte, die mich wirklich überzeugen kann, jedes Jahr aufs Neue ziemlich kompliziert. Denn ja, es darf romantisch werden, aber auf keinen Fall zu kitschig.

„Weihnachten in der kleinen Buchhandlung“ war zwar nicht super kitschig, ein Favorit von mir wurde es trotzdem nicht. Zwar wussten die Dublin-Vibes (definitiv in den Top 5 meiner liebsten europäischen Städte) zu überzeugen, dafür habe ich jegliche fliegenden Funken zwischen der Protagonistin und den beteiligten Herren im angedeuteten „Love Triangle“ vermisst. Hinzu kommt, dass ich noch immer die Augen verdrehen möchte, wenn ich an das Yoga-Bashing denke.

Immerhin hat mir das Buch zu der Erkenntnis verholfen, dass ich künftig die Finger von Büchern mit „kleinen Buchhandlungen“, „kleinen Cafés“, „kleinen Männern“ (oops, das gehört hier nicht hin…) im Titel lassen werde…

 

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Das war mein Lesemonat November 2022! Ich kann es kaum glauben, dass nun bereits der letzte Lesemonat des Jahres vor uns liegt. Lasst uns alle das Beste daraus machen und viele tolle Titel lesen.