Nachdem ich Band 1 der Stewardessen-Dilogie von Svea Lenz so grandios fand, stand für mich fest, dass ich auch beim zweiten Teil „Die Stewardessen – Bis zum Horizont“ wieder am Start sein würde. In dieser Rezension möchte ich davon berichten, ob Band 2 mich genauso begeistert hat.
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Der Kranich fliegt weiter…
Hamburg 1957: Margot hat sich bei der Lufthansa zu einer arrivierten Stewardess hochgearbeitet. Auch in der Liebe könnte es kaum besser laufen, denn Margot ist noch immer halboffiziell mit dem attraktiven Piloten Claus liiert. Doch am Horizont lauern dunkle Wolken. Denn Margots Karriere fußt auf einer Lüge, die sie in „Die Stewardessen – Bis zum Horizont“ einzuholen droht. Aber Margot wäre nicht Margot, würde sie nicht die Flucht nach vorn antreten. Eine Flucht, die in diesem Fall den Sprung über den großen Teich bedeutet…
Ein Buch wie ein großer Fernsehmehrteiler
Direkt eingangs möchte ich erwähnen, dass für mich der zweite Teil der „Stewardessen“-Dilogie Band 1 in nichts nachstand. Beide Bände schließen nahtlos aneinander an und ließen mich mit dem Gefühl zurück, kein Buch gelesen sondern einen historischen Epos in ARD oder ZDF gesehen zu haben. Ich würde mir wünschen, dass diese Reihe verfilmt wird. Ich sehe etwas im Stile von „Ku’damm …“ oder „Adlon“ vor mir.
Frauen in den 1950ern – und die Bedeutung für die Gegenwart
Mir hat es wahnsinnig viel Spaß gemacht, die Entwicklung von Margot und ihren Freundinnen/Kolleginnen zu verfolgen. Denn nicht nur Margot strebt einem neuen Lebensabschnitt entgegen. Jede von ihnen versucht, ihren ganz eigenen Traum gegen all die Widerstände, denen Frauen in den 1950er Jahren ausgesetzt waren, zu verfolgen. Mir hat gut gefallen, dass Svea Lenz einerseits nach Unabhängigkeit strebende Frauen zeigt, andererseits aber trotzdem realistisch bleibt. Denn manchmal ging es damals nicht ohne Männer und manche Berufe (z.B. der einer Pilotin) standen Frauen einfach nicht offen.
Wer sich nun fragt, was all das mit der heutigen Zeit zu tun hat, dem sei gesagt, dass „Die Stewardessen – Bis zum Horizont“ sehr plastisch zeigt, wie wichtig es ist, für das Recht auf Abtreibung – was aktuell z.B. in den USA auf der Kippe steht – zu kämpfen. Denn wenn dieses Recht nicht existiert, bedeutet das nicht, dass einfach nur ungeborenes Leben geschützt wird. Sondern dass eine Menge Frauen aufgrund heimlicher und unseriöser Eingriffe sterben oder verstümmelt werden.
Fazit
Für mich erreicht „Die Stewardessen – Bis zum Horizont“ den gleichen hohen Standard wie Band 1. Ich habe es geliebt, gemeinsam mit Margot und ihren Freundinnen den Weg in eine – wenn auch manchmal begrenzte – Freiheit zu gehen und den Weg der „jungen“ Lufthansa zu verfolgen. Ich bin absolut dafür, dass das Thema Fliegen mittlerweile kritisch hinterfragt wird. Trotzdem ging mir beim Lesen das Herz auf, wenn ich die Leidenschaft gespürt habe, mit der all die Mitarbeiter*innen damals für das Projekt „Lufthansa“ gebrannt haben.
Ich wünsche mir für das Lesejahr 2023 mehr Lesestoff im Stile der „Stewardessen“. Bücher, die eine vergangene Zeit fundiert recherchiert aufarbeiten, und trotzdem eine gewisse Leichtigkeit an den Tag legen. Das hat so viel Spaß gemacht!