|Leseliebe| „Fräulein Anna Gerichtsmedizin“ von Petra Aicher

Da mich die meisten historischen Romane, die ich in 2022 gelesen habe, überzeugen konnten, fiel meine Wahl zum Jahresabschluss auf „Fräulein Anna Gerichtsmedizin – Die Prinzregentenmorde“ von Petra Aicher. Ob mich dieser kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs spielende Krimi gut unterhalten hat, davon möchte ich in dieser Rezension berichten.

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Fräulein Anna Gerichtsmedizin_Prinzregentenmorde_Petra Aicher

 

Standesunterschiede im (bayrischen) Kaiserreich

Anna wächst in ärmlichen Verhältnissen in der bayrischen Provinz auf. Kurz nach Ende ihrer Ausbildung erhält sie eine einmalige Chance: sie kann als Krankenschwester in der Münchner Gerichtsmedizin anfangen. Bereits ihre erste Obduktion entpuppt sich als spannender Fall: eine ehemals für ihre Freizügigkeit berühmt-berüchtigte Schauspielerin wir als Wasserleiche aus der Isar geborgen. In Zusammenhang mit diesem Leichenfund lernt Anna den Adligen Fritz von Weynand kennen, der ein Doppelleben als Skandalreporter führt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten freunden sich die beiden an und ermitteln gemeinsam in der Münchner Halbwelt.

 

Jede Menge Atmosphäre

Sehr gut gefallen hat mir, wie atmosphärisch dicht „Fräulein Anna Gerichtsmedizin – Die Prinzregentenmorde“ daherkommt. Ich habe mich beim Lesen gefühlt, als wäre ich in die Zeit kurz vor Anfang des Ersten Weltkriegs zurückversetzt worden. Das wurde in meinen Augen durch die Einbindung von wahren historischen Ereignissen – wie z.B. den Tod von Prinzregent Luitpold – erreicht. Hinzu kommt, dass durch die bäuerliche Welt von Anna, die auf den adelig-industriellen Background von Fritz prallt, die Lebensrealität von verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen dargestellt werden.

 

Wenig Krimi

Allerdings muss ich an der Stelle anmerken, dass ich ein bisschen mit falschen Erwartungen an „Fräulein Anna Gerichtsmedizin“ herangegangen bin. Denn ich dachte, es würde sich um einen historischen Krimi handeln. Tatsächlich gehen Anna und Fritz gewissen Ermittlungsarbeiten nach, jedoch nur zu Beginn und ganz am Ende des Buches. Im Rest wird vor allem die eingangs erwähnte Atmosphäre aufgebaut sowie die Freundschaft zwischen Anna und Fritz angebahnt.

Hinzu kommt, dass ich den Mordfall recht vorhersehbar fand und bereits nach ca. einem Drittel des Buches wusste, wer der Mörder sein wird.

 

Parallelen ins Hier und Heute

Berührt haben mich die Parallelen zur aktuellen politischen Lage. So gab es auch damals politische Führungskräfte, die leichtfertig einen Krieg angezettelt haben und viele Menschen, die politische Extrempositionen eingenommen haben. Bleibt zu hoffen, dass uns ein Ergebnis wie 1914-1918 erspart bleibt…

Um noch von einer skurrilen, aber nicht ganz so ernsten Anekdote zu berichten: damals gab es bereits Elektroautos – die jedoch von den „zukunftsträchtigeren“ Verbrennungsmotoren verdrängt wurden.

 

Fazit

Trotz kleiner Schwächen und damit verbundener Längen gefällt mir die Grundidee der „Fräulein Anna Gerichtsmedizin“-Reihe. Vor allem der historische Hintergrund und das Zusammenspiel zwischen Anna und Fritz hat mich überzeugt. Deshalb plane ich, der Reihe treu zu bleiben und den am 27.07.2023 erscheinenden Band 2 ebenfalls zu lesen.

 

 

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