Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, kann ich nicht darauf verzichten, vor der Rezension zu „The Atlas Six“ von Olivie Blake darauf zu verweisen, dass ich in den letzten Jahren wenige Titel aus dem Genre „Fantasy“ gelesen habe. Das möchte ich wieder ändern und habe deshalb die „BookTok“-Sensation „The Atlas Six“ von Olivie Blake ausgewählt.
Werbung: das Rezensionsexemplar wurde mir von netgalley kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.
Sechs Nachwuchsmagier und die Bibliothek von Alexandria
Die Bibliothek von Alexandria ist nie untergegangen und alle zehn Jahre werden sechs Nachwuchsmagier ausgewählt, um dem erlauchten Kreis derer, die für die Bibliothek verantwortlich sind, beizutreten. Die aktuellen sechs könnten sowohl charakterlich als auch bezüglich ihrer magischen Fähigkeiten kaum unterschiedlicher sein. Vom männermordenden Vamp, über einen eiskalten Unsympathen bis zum unsicheren Mäuschen mit Superkräften ist alles dabei. Eins eint sie jedoch alle sechs: keiner ahnt, welch grausame Entscheidung auf sie wartet. Und auch die Frage, wem sie vertrauen können, treibt alle um…
BookTok-Hit mit Anspruch
Dieses Buch mag ein „BookTok“-Hit sein, eine leichte Lektüre ist es trotzdem nicht. Denn direkt zu Beginn wurde ich mit der Herausforderung konfrontiert, mir die Namen der sechs Hauptcharaktere und deren magische Eigenschaften zu merken. Das war vor allem bei den drei männlichen Protagonisten gar nicht so einfach.
Je weiter die Handlung vorangeschritten ist, desto komplexer wurde die Beschreibung der magischen Vorgänge. Teilweise kam ich mir beim Lesen vor, als hätte ich eine Physiklehrstunde gebucht. Aber nix von wegen 5. Klasse und Stromkreislauf sondern Uni und Albert Einstein. Irgendwann habe ich die beim Lesen von fremdsprachigen Büchern bewährte Taktik angewendet: ich muss nicht jedes einzelne Wort oder eben jeden magischen Vorgang verstehen. Der Zusammenhang reicht völlig aus. Was Wurmlöcher sind, werde ich trotzdem nie vergessen. Vielleicht kommt mir dieses Wissen irgendwann bei einem Quiz zupass.
Wechselnde Perspektiven und mangelnde Sympathie
Eine weitere Besonderheit von „The Atlas Six“ ist, dass die Perspektive in jedem Kapitel zwischen den sechs Protagonist*innen wechselt. Hinzu kommt, dass keiner der Haupt- und Nebencharaktere richtig sympathisch ist. Das Level des Nervfaktors variiert, so richtig liebenswert ist aber definitiv niemand. Dieses Konzept fand ich einerseits spannend und innovativ, andererseits führte es unweigerlich dazu, dass ich mich beim Lesen den Charakteren und der Geschichte nie wirklich nahe gefühlt habe. Es blieb immer diese gewisse Distanz…
Parallelen zu DEM „Dark Academia“-Klassiker?!
Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Theorie richtig liege, aber für mich ist „The Atlas Six“ der Versuch von Olivie Blake, eine magische Version von dem „Dark Academia“-Klassiker „The Secret Society“ zu liefern. Der ultimative Sündenfalls ist dem in „The Atlas Six“ ähnlich (mehr möchte ich an der Stelle aus Spoilergründen nicht verraten) und „The Secret Society“ ist auch nicht gerade für seine hohe Dichte an Sympathieträgern bekannt.
Unbefriedigendes Ende und Fazit
Mein größter Kritikpunkt zu „The Atlas Six“ ist das Ende. Das war mir zu verworren und hat zu wenige Fragen beantwortet. Ja, ich weiß, es wird weitergehen, aber ich hätte mir trotzdem etwas mehr Abgeschlossenheit gewünscht. Auch wenn ich das Buch nicht so sehr hypen kann wie viele Booktoker, war es keine Enttäuschung für mich. Ich kann mir durchaus vorstellen, auch zum zweiten Band zu greifen.
Zum Abschluss möchte ich noch die sehr wertige Aufmachung von „The Atlas Six“ und die enthaltenen, wunderschönen Illustrationen lobend erwähnen. Das sich hieraus ergebende Gesamtbild hat mir richtig gut gefallen.