|Leseliebe| „Auf Basidis Dach“ von Mona Ameziane

Das berufliche Schaffen – und auch ein bisschen die Privatperson – Mona Ameziane verfolge ich schon eine ganze Weile. Ich mag die Art, wie sie auf Instagram über Bücher spricht. Auch ihren Bücherpodcast für „1 Live“ höre ich sehr gerne. Deshalb stand für mich sofort fest, dass ich ein Buch aus ihrer Feder unbedingt lesen möchte. Heute erzähle ich, um was es in Mona Amezianes „Auf Basidis Dach“ geht und wie gut mir ihr Debüt gefallen hat.

Werbung: das Rezensionsexemplar wurde mir von netgalley kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.

 

Auf Basidis Dach von Mona Ameziane Rezension

 

Eine Reise zu den Wurzeln

Mona Ameziane teilt das Schicksal vieler Nachkommen mit dem Stempel „mit Migrationshintergrund“: gefühlt hat sie mehrere „Heimaten“ – doch nirgendwo ist sie zu 100% daheim. In „Auf Basidis Dach“ begibt sie sich gemeinsam mit ihrem marokkanischen Vater, den einst die Liebe zu ihrer Mutter nach Deutschland verschlagen hat, auf eine reale und gedankliche Reise in das Land ihrer Vorfahren väterlicherseits.

„Herkunft“

Mich hat das grundsätzliche Konzept von „Auf Basidis Dach“ sofort an das großartige „Herkunft“ von Saša Stanišić erinnert. Entsprechend begeistert war ich, als Mona Ameziane bereits zu Beginn ihres Buches genau dieses Werk erwähnt hat. Während „Herkunft“ eher poetisch und teilweise an Märchen und Fabeln erinnernd daher kommt, ist „Auf Basidis Dach“ bodenständiger und weniger melancholisch. Die Grundproblematik bleibt dieselbe: Wo sind meine Wurzeln? Wo bin ich zu Hause? Warum werde ich nicht als „echte/r Deutsche/r“ akzeptiert?

Privilegien

Ich finde es immer wieder spannend, von dieser grundsätzlichen Frage mit hohem Spaltungspotential zu lesen. Und auch unglaublich wichtig. Denn als weiße Person mit deutschen Eltern (und abgesehen von ein paar Auswanderern in die USA so rein gar keinen „nicht deutschen“ Verwandten), ist es so unglaublich wichtig, sich immer wieder seiner rein durch Glück in der Geburtslotterie zugewiesenen Privilegien bewusst zu werden. Seinen Horizont dadurch zu erweitern, dass man zumindest versucht, sich in Menschen hineinzuversetzen, die nicht wie aus der Pistole geschossen sagen können: „Heimat? Das ist mein 150-Seelen-Dorf in der schwäbischen Provinz“.

Genau bei diesem Prozess hilft „Auf Basidis Dach“. Denn Mona Ameziane versucht, herauszufinden, wie viel Deutschland und wie viel Marokko in ihr steckt. Welche „Vorteile“ das eine und das andere Land hat. So hat sie z.B. ein komplettes Schuljahr in Marokko verbracht, allerdings ist sie sich unsicher, ob sie dort – in einer Blase der „rich kids“ – wirklich das wahre Marokko kennengelernt hat. Dazu gehören nämlich auch Orte wie das Heimatdorf ihrer Großmutter, das auf keiner Landkarte zu finden ist und wo die Menschen keine Ahnung haben, was dieses „Europa“ eigentlich bedeutet.

Pro & Con

Während ich Mona Amezianes klaren und flüssigen Schreibstil als super angenehm zu lesen empfunden habe, lässt mich der Aufbau des Buches ein bisschen ratlos zurück. Manchmal wusste ich nicht so recht, wo genau sie mit dem Buch hin will. Insbesondere das Ende hat mich überrascht, denn es kam für mich sehr plötzlich und ohne Vorwarnung. Andererseits war das Buch so definitiv nicht zu lang.

Fazit

Von diesem kleinen Kritikpunkt abgesehen, mochte ich „Auf Basidis Dach“ sehr gerne. Denn ich finde es wichtig, dass über Themen wie „Heimat“ oder „Herkunft“ eine ernstzunehmende und wertschätzende Diskussion in Gang kommt. Denn nur so kommen wir irgendwann vielleicht zu dem Schluss, dass diese Begriffe überbewertet sind und dass andere Dinge Menschen viel mehr auszeichnen.

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