Auf meinem Blog war es letzte Woche ungewöhnlich ruhig. Der Grund ist einfach: Ich war letzte Woche von Donnerstag bis Sonntag gemeinsam mit meiner Mama auf einem Wellness-Kurztrip am Hopfensee. Das war eine super Sache, denn meine Mutter hat diese Reise im Preisausschreiben gewonnen. Somit kam ich nicht nur völlig kostenlos zu einem tollen Urlaub, ich habe auch noch vier schöne Tage zusammen mit meiner Mama verbracht. Das ist zum einen etwas Besonderes, weil ich mir mittlerweile eingestehen muss, dass meine Eltern in einem Alter sind, in dem niemand weiß, wie lange wir noch gemeinsam Zeit verbringen können. Zum anderen ist „alone time“ mit meiner Mutter für mich nicht selbstverständlich, denn als ich klein war, kam diese wegen der diversen Krankenhausaufenthalte meines Bruders nur selten vor. Da hatte ich eher viel Oma- und Papa-Zeit.
Auf ins Allgäu! (Anreise am Donnerstag)
Für mich ist eine Fahrt ins Allgäu ein bisschen wie „Heimkommen“. So oft war ich schon dort. Und so sehr liebe ich die Landschaft. Spätestens auf Höhe der Raststätte Allgäuer Tor, wenn man unter normalen Umständen (und nicht wie dieses Mal bei diesigem Wetter) die Bergketten am Horizont sieht, geht mir das Herz auf. Wenn ich meinen Wohnort völlig frei und unabhängig von irgendwelchen Verpflichtungen wählen könnte, würde ich mich fürs bayrische oder schwäbische Allgäu entscheiden.
Im Bio-Hotel
Hopfen am See ist ruhig aber trotzdem ausgesprochen verkehrsgünstig kurz nach der Autobahnabfahrt Füssen gelegen. Untergebracht waren wir im Bio-Hotel Eggensberger in einem Zimmer mit Blick auf den See und die umliegenden Berge. Diesen Ausblick werde ich so schnell nicht vergessen. Der war wirklich wunderschön. Das Bio-Hotel zeichnet sich durch einige „umweltbewusste“ Faktoren wie den Fokus auf Solarenergie, die Abschaltemöglichkeit von Elektrosmog und eine gesunde Küche aus. Letzteres hat mir besonders gut gefallen. Endlich einmal ein Urlaub, bei dem ich am Ende nicht das tiefe Verlangen nach meinem selbstgekochten Essen daheim verspürt habe. Natürlich ist ein Hotel mit einem solchen Konzept gerade aus dem Grund auch Geschmacksache. Wer Wert auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung legt, vielleicht sogar abnehmen möchte und neuen Lebensmitteln gegenüber aufgeschlossen und experimentierfreudig ist, der wird hier glücklich werden. Wer hingegen morgens die Nuss-Nougat-Creme einer bestimmten Marke bevorzugt und ohne Schnitzel und Pommes nicht leben kann, wird so einen Urlaub nicht genießen können. Ich hingegen habe das Müsli am Morgen mit warmen Beeren (beides nur wenig gesüßt!) oder abends die verschiedenen Gemüsesuppen zur Vorspeise und den Gemüsestrudel mit grünem Spargel als Hauptgang sehr gerne gegessen.
Spaziergang (oder Wanderung?) und Yoga
An diesem ersten Tag sind wir die ca. 7 km um den Hopfensee „gewandert“. Ich würde das ganze eher unter Spaziergang einordnen, musste aber feststellen, dass bei meiner Mutter aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters so ein Vorhaben mittlerweile durchaus in die Kategorie „anstrengend“ fällt.
Neben diversen Wellness-Behandlungen bietet das Hotel auch sportliche Aktivitäten an. Ich war direkt begeistert, als ich gesehen habe, dass man sich am Donnerstag für eine anderthalbstündige Yoga-Einheit eintragen kann. Da ich der einzige Teilnehmer auf der Liste war, habe ich mich zunächst gefragt, ob das Yoga überhaupt stattfinden würde. Praktischerweise handelt es sich hierbei aber um einen im Hotel stattfindenden Kurs, bei dem ein Stamm aus ortsansässigen Teilnehmern mitmacht, zu dem die Hotelgäste einfach hinzukommen dürfen. Das finde ich klasse! Die dynamische Yoga-Einheit hat mir viel Spaß gemacht. Allerdings hat sie mir auch vor Augen geführt, wie hoch das Niveau der Teilnehmer bei meinem regulären Yoga-Kurs ist, denn hier im Hotel habe ich doch einige Haltungen gesehen, bei denen ich am liebsten korrigierend eingeschritten wäre…
Auf den Spuren des Kini (Freitag)
Hohenschwangau
Für mich war von Anfang an klar, dass das die Reise meiner Mama ist, und ich mich nach ihr richten werde. Deshalb sind wir am Freitag auch gen Füssen gefahren, da meine Mutter vor vielen Jahren zwar Neuschwanstein besichtigt hat, aber noch nie auf Hohenschwangau war. Ich selbst habe beide Königsschlösser bereits gesehen, bevorzuge aber Hohenschwangau, da ich dieses Schloss viel spannender finde. Denn dort hat die bayrische Königsfamilie wirklich gelebt, während Neuschwanstein nie wirklich bewohnt wurde. Entsprechend spartanisch fällt die Inneneinrichtung aus.
Die eine gute halbe Stunde dauernde Führung auf Hohenschwangau kann ich Euch von ganzem Herzen empfehlen. Wir hatten einen super kompetenten Führer, der auch die Frage meiner Mutter nach dem Unterschied zwischen den Adelsbezeichnungen „von Bayern“ und „in Bayern“ beantworten konnte. Auf Hohenschwangau waren übrigens wenige Asiaten aber dafür sehr viele Amerikaner im Rentenalter unterwegs (die sich angeregt über ihre Herkunft unterhielten „Ah, you’re from Texas! I’m from Oklahoma!“ und an ihren klobigen und reinweißen Turnschuhen gut zu erkennen waren. Ähnlich wie deutsche Rentner an ihren beigen Westen…).
Neuschwanstein
Im Anschluss habe ich meine Mutter nach Neuschwanstein hochgescheucht, was die sehr anstrengend fand. Ich bin sogar ein Stückchen weiter zu einem Aussichtspunkt gelaufen, von dem aus man einen tollen Blick auf Hohenschwangau hat.
Wellness I
Am späten Nachmittag hatte meine Mama für uns beide eine Gesichtsbehandlung gebucht. Ich bin bei so etwas immer ein bisschen aufgeregt, weil ich befürchte, dass meine Skincare kritisiert werden könnte. Das war nicht der Fall. Die Kosmetikerin war super nett und zum Glück überhaupt nicht an frisörtypischem Smalltalk interessiert. Nach einer Woche kann ich sagen, dass die Behandlung meiner Haut sehr gut getan hat. Sollte man öfters machen!
Auf den Spuren vom Klufti (Samstag)
Wellness II
An diesem Morgen standen eine Badeanwendung und eine Massage auf dem Programm. Da meine Mutter einen früheren Termin als ich hatte, habe ich die Wartezeit genutzt und alleine eine Runde um den Hopfensee gedreht.
Bei der Badeanwendung wurde ich in einer Wanne auf eine Art Luftmatratze gelegt und in feuchte Tücher eingeschlagen. Eine sehr entspannende Erfahrung. Wenn ich nur noch nie einen Regionalkrimi von Nicola Förg gelesen hätte, in dem in einer ähnlichen Situation ein Mord geschieht. Irgendwann habe ich mich etwas eingesperrt gefühlt und meine Arme aus den Tüchern „gewurstelt“. (Ähnliche Assoziationen habe ich übrigens beim Thema Sauna. Da gibt es eine Folge vom „Bullen von Tölz“, in der das Mordopfer in der Sauna eingesperrt wird).
Die Massage (die erste echte meines Lebens!) war ebenfalls entspannend und sicher gut für meine hyperlaxe Schulter.
Alatsee
Tiefenentspannt sind wir nachmittags zum Alatsee gefahren. Den wollte ich gerne sehen, da er im Band „Seegrund“ der „Kommissar Kluftinger“-Reihe von Klüpfel & Kobr eine tragende Rolle spielt. Allerdings ist der See nicht rot verfärbt sondern die auch dort erwähnten roten Bakterien treiben nur in der Tiefe des Sees ihr Unwesen. Der Alatsee ist eher klein und sehr idyllisch (aber bei Touristen auch ausgesprochen beliebt). Die Umrundung dauert nur eine halbe Stunde.
Weißensee
Deshalb haben wir unsere Fahrt mit einem weiteren Zwischenstopp am Weißensee kombiniert. Der ist nicht ganz so idyllisch (eine Starkstromtrasse verschandelt die Landschaft), dafür aber auch deutlich weniger frequentiert. Wir sind bis zum „Felesentor“ gelaufen. Das ist ein echtes Tor aus Fels, das man auf der Seeumrundung passieren muss.
Allein in der Sauna
Zurück im Hotel habe ich mich alleine in den Spa-Bereich gewagt, während meine Mutter auf „Sky“ die Bundesliga geguckt hat. Daran musste ich mich erst gewöhnen, meine Mutter schaltet im Urlaub den Fernseher an. Das kenne ich von meinen anderen Mitreisenden eher nicht. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben alleine in der Sauna, aber ich muss sagen, das hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Ich habe meine Saunagänge in der Bio-Sauna und vor allem in der Zirben-Sauna mit Panorama-Fenster genossen. Der Spa-Bereich war insgesamt wunderschön. Es gibt sogar große Schaukeln, auf denen man liegen kann. Nur in den Badeteich im Freien habe ich mich nicht getraut, da ich bei Kälte Schnappatmung bekomme.
Back Home (Rückreise am Sonntag)
Und schon war dieser schöne Ausflug wieder zu Ende. Ich habe die Zeit sehr genossen und würde gerne in Zukunft mehr Zeit in Hotels mit Spa-Bereich verbringen. Könnte in Kombination mit Wanderungen mein Urlaub der Zukunft werden.
Sehr schöner Reisebericht! Toll, was Deine Mutter immer so gewinnt.
Kann man in dieses Bio-Hotel auch mit Baby? Habe richtig Lust bekommen…
Autor
Danke, das freut mich sehr, wenn Dir der Bericht gefallen hat 🙂
Am Do und Fr waren keine Familien im Hotel, aber am Wochenende war eine Familie mit kleinen Kindern da. Geht also bestimmt auch mit Kind. Du kannst mal online schauen, es gibt noch mehr „Bio-Hotels“ in Deutschland. Im Hotel lag ein ganzes Prospekt aus.
Zum Thema Gewinne meiner Mutter muss man sagen, dass sie die einzige Person ist, die ich kenne, die regelmäßig an solchen teilnimmt. Da steigen natürlich die Gewinnchancen 😉