Diese Rezension fällt mir nicht leicht. Denn „Herzleuchten“ hat mich zwiegespalten zurückgelassen. In den folgenden Zeilen werde ich versuchen, meine Gedanken zu diesem Buch in Worte zu fassen.
Werbung: das Rezensionsexemplar wurde mir von netgalley kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.
Ein ungleiches Paar
Tim hat eine Freundin und steht trotzdem dazu, dass er auch Männer mag. Lukas hingegen ist der Frauenwelt zugetan und stürzt sich mit Vorliebe in flüchtige Affären. Beziehungen zwischen zwei Männern findet er völlig abartig. Entsprechend behandelt er seinen schwulen Mitschüler. Dass hinter diesem homophoben Verhalten mehr steckt, will er sich selbst und vor allem niemandem in seinem Umfeld eingestehen. Doch als Tim mit voller Wucht in Lukas‘ Leben platzt, gerät sein kompletter Lebensentwurf ins Schwanken.
Ein zweischneidiges Lesevergnügen
Für mich ist es es ein Ding der Unmöglichkeit, „Herzleuchten – Tim & Lukas“ von Katharina B. Gross eindeutig als „großartig“, „mittelprächtig“ oder „schlecht“ zu bezeichnen. Denn einerseits hat es mich gefesselt, andererseits haben mir einige Aspekte so gar nicht gefallen.
Fangen wir mit dem Positiven an. Es war eine absolut mitreissende Lektüre. Manchmal konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es zwischen Tim und Lukas weitergeht. Es war eine richtige Achterbahnfahrt der Gefühle.
Trotzdem hat sich die Geschichte für mich nicht rund angefühlt. Ich habe lange darüber nachgedacht, woran das liegen könnte. Ich bin zum Schluss gekommen, dass dafür vor allem die Art und Weise ausschlaggebend ist, wie Katharina B. Gross die Gefühlswelt von Lukas darstellt. Es ist von Anfang an klar, dass er etwas für Tim empfindet. Trotzdem führt er sich unmöglich auf, bedient sich einer erniedrigenden Sprache und „mobbt“ Tims besten Freund. Mir ist klar, dass damit gezeigt werden sollte, dass sich hinter Lukas‘ homophober Schale ein tiefgründiger Verdrängungsmechanismus verbirgt. Aber mir war das stellenweise zu platt, zu sehr mit der Brechstange. Und deshalb für mich emotional zu wenig nachvollziehbar und zu sehr zwischen den Extremen schwankend.
Auch ein paar Unsauberkeiten wie z.B. „Ich bin schon sechSzehn Jahre dein Bruder…“ (Position 1727) oder der wiederholende Gebrauch von „einfach“ in zwei Sätzen hintereinander (Position 2382) haben meinen Leseeindruck getrübt. Das sind natürlich nur Kleinigkeiten, wirken auf mich bei einem so massiv promoteten Buch trotzdem lieblos und schludrig.
Ein gemischtes Fazit
Ihr seht, ich kann Euch „Herzleuchten – Tim & Lukas“ weder mit voller Überzeugung empfehlen noch von der Lektüre der Geschichte abraten. Am besten, Ihr bildet Euch selbst eine Meinung.
Hallo liebe Steffi,
ja, diese Zwiegespaltenheit bei Büchern kenne ich. Manchmal gelingt es mir während des Lesens nicht wirklich das Problem zu greifen. Oftmals kristallisieren sich für mich die Kritikpunkte erst beim Schreiben der Rezension heraus. Ich freue mich, dass es dir gelungen ist, einzuordnen, was dir gefallen hat und was eben nicht. Ich kann deine Kritikpunkte gut nachvollziehen. Ich denke, sie hätten mich vermutlich auch gestört.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Autor
Hi Tanja,
da hast Du recht, beim Schreiben einer Rezi merkt man definitiv, wie gut einem das Buch wirklich gefallen hat. Und man geht auch viel strukturierter an die Lektüre heran.
Viele Grüße.
Steffi