|Sportsgeist| Yoga Teacher Training 2024 Teil 2

Hier kommt Teil 2 meines „Yoga Teacher Training“-Abenteuers. Teil 1 findet Ihr hier

 

Yoga Teacher Training 2024_Yoga 13_Erfahrungsbericht_Teil 2

Yoga im Schnee

 

30.05.-01.06.2024 Meditation, Bakhti Yoga, Yoga Philosophie

In diesem Modul musste ich richtig über meinen Schatten springen. Denn beim Unterthema „Mantra“ stand eine kurze Sologesangseinlage auf dem Programm. Ich gebe es ehrlich zu, in der Hinsicht bin ich dank einer „4“ im Fach Musik in der Schule und dem Prädikat „trifft keinen Ton und kann nicht singen“ ein bisschen traumatisiert. Entsprechend stolz bin ich, dass ich im Yoga Teacher Training trotzdem ohne zu murren den Solopart hinter mich gebracht habe.

Dieses Modul fing sehr harmonisch und entspannt an. Um dann mit einem Knall am letzten Tag zu enden…

Um mit dem Positiven zu starten: mein absolutes Lieblingszitat des gesamten Yoga Teacher Trainings ist in diesem Modul gefallen: „Das ist meine Mutter. Die singt vor der Tür.“ (Übersetzung: die Mama unseres Ausbilders war als Gastdozentin am Start. Sie war ein bisschen früher dran und hat einfach im Treppenhaus gewartet und gesungen 😀 ).

Bezüglich des letzten Tages bin ich mir immer noch nicht sicher, wie ich dieses Erlebnis einordnen soll. Der Tag wurde durch eine Gastdozentin gestaltet, die sich den Themen Achtsamkeit, Meditation und der Spiritualität verschrieben hat. Unser Hauptthema sollte die „Bhagavad Gita“ (philosophische Schrift aus dem Hinduismus) sein. Der Ansatz am Vormittag war eigentlich ganz cool, denn unter dem Motto „Bhagavad Gita erleben“ hat sie mit uns eine Schüttelmeditation durchgeführt. Für mich persönlich ein krasses, aber positives Erlebnis. Denn ich habe das Gefühl für Raum und Zeit verloren und konnte so richtig tief in die Meditation und Endentspannung eintauchen. Leider war dieses Erlebnis nicht für alle schön, und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob man eine solche Schüttelmeditation ohne Triggerwarnung durchführen sollte…

Am Nachmittag ist die Stimmung wegen einiger sehr kontroverser Aussagen der Gastdozentin – insbesondere zum Thema „Dharma“ (=Bestimmung) – rapide gesunken. Ich habe selten eine so seltsame Stimmung in einem Raum erlebt. Es hat lange gedauert, bis ich die Gesamtsituation für mich selbst richtig einordnen konnte.

Um etwas „leichter“ zu enden: ich habe beim Thema „Dharma“ für Schmunzeln gesorgt. Nachdem ich im Podcast von Wanda Badwal gehört habe, dass ein Hinweis auf die persönliche Bestimmung sein kann, was man als Kind gerne gespielt hat, habe ich diese Theorie auf mich selbst angewendet. Und zum Besten gegeben habe, dass ich als Kind gerne „Büro“ gespielt habe (stimmt wirklich , wir haben von einer Tante immer so Kalender aus ihrem Unternehmen geschenkt bekommen, in die ich dann Termine eingetragen habe. Ein Tastentelefon habe ich mir zudem irgendwann zu Weihnachten gewünscht 😀 ). Schau an, wo ich heute beruflich gelandet bin… Bürokratischer geht es kaum und on top kann ich aus vollem Herzen sagen: ich mag meinen Job.

 

Yoga Teacher Training 2024_Yoga 13_Erfahrungsbericht_Stadion

Nach dem letzten Tag des Anatomie-Moduls ging es für mich ins Stadion zur Fußball-EM.

 

14.-16.06.2024 Anatomie

Anatomie ist ein weites und komplexes Feld. Eine entsprechende Herkulesaufgabe ist es, dieses Thema an einem Wochenende zu beackern. Es war einfach VIEL. Obwohl die Dozentin sehr engagiert und kompetent war, hat mir der rote Faden gefehlt. So hat mir zwar gefallen, wie wir die einzelnen Gelenke und Muskeln am eigenen Körper ertastet haben oder Elemente aus der Thai Massage eingestreut wurden. Trotzdem hätte ich gerne bereits zu Beginn gewusst, was unser Ziel ist: nämlich die verschiedenen Gelenke durch die einzelnen Muskeln quasi zu „verbinden“. Das hätte mir sehr geholfen, um in meinem Kopf ein logisches Konzept aufzubauen und die Zusammenhänge besser verstehen zu können.

Ich weiß auch noch nicht genau, wie ich mit dem Thema Anatomie künftig umgehen werde. Zumindest ist es mir gelungen, für mich persönlich aus den Bruchstücken des Unterrichts ein eigenes Skript zusammenzustellen (großer Dank geht hier an eine Freundin, die meinen Aufschrieb von einer Anatomiekollegin hat Korrektur lesen lassen), auf das ich künftig zurückgreifen kann.

 

Yoga Teacher Training 2024_Yoga 13_Erfahrungsbericht_Singen auf der Karlshöhe

Auf dem Weg zum „Chanten“ (=Singen) auf der Karlshöhe. Höre meine Kollegen beim Anblick dieses Bildes schon lachen. Denn ich bin bei ihnen dafür bekannt, dass ich immer vorne laufen muss… (Merci an die Fotografin des Bildes).

 

05.-07.07.2024 Sequencing

In diesem Modul ist mir vor allem Gastdozentin Milena zum Thema Modifikationen bei Schwangeren super positiv im Gedächtnis geblieben. Sie hat einen tollen Vortrag gehalten, der genau die richtige Länge hatte und so strukturiert aufgebaut war, wie ich es liebe. Das war mega.

Ansonsten haben wir begonnen, eigene kleine Sequenzen aufzubauen und auch vor den anderen zu „teachen“. Irgendwie habe ich mich dieser Aufgabe überhaupt nicht gewachsen gefühlt. Was mich wiederum überrascht hat, denn eigentlich weiß ich, dass ich unterrichten kann. Zumindest Steuerrecht. An diesem Wochenende habe ich mich aber selbst verrückt gemacht, kam mir total beobachtet und super kritisch beäugt vor und habe es geschafft, mich total in meine Rechts-Links-Schwäche hineinzusteigern. Generell muss ich zugeben, dass es mir schwergefallen ist, in diesem Teacher Training die Rolle der Schülerin einzunehmen. Ich bin es gewohnt, dass ich die „Chefin“ bin. Auch wenn ich im beruflichen Umfeld nicht die Dienstälteste bin, gibt es Bereiche, in denen ich klar den Ton angebe. Hinzu kommt, dass ich normalerweise akribisch arbeite und deshalb nur selten negatives Feedback bekomme. Deshalb war dieses „nicht zu 100% positiv bewertet werden“ für mich schwierig.

Am Ende habe ich die Gesamterfahrung unter „Wer wachsen will, muss Schmerzen ertragen“ verbucht. Wird schon werden.

 

Yoga Teacher Training 2024_Yoga 13_Lernkarten

Ich & meine Lernkarten – sogar beim Wochenende in Bonn am Start

 

 02.-04.08.2024 Theorieprüfung und Unterrichten üben

Auf die Theorieprüfung habe ich mich recht intensiv vorbereitet. Zum einen, weil das einfach meine Art ist, zum anderen weil ich aus dem Yoga Teacher Training möglichst viel für mich mitnehmen wollte.

Das hat einerseits Spaß gemacht. Auch weil ich gemerkt habe, dass mein Gehirn noch immer super funktioniert. Klar, im Job muss ich auch viel denken. Aber eher analytisch / logisch. Auswendiglernen spielt in meinem Alltag hingegen überhaupt keine Rolle. So dass ich schon ein bisschen fasziniert war, dass ich mir viele Dinge – wie z.B. Sanskritbegriffe für Chakren – recht easy merken konnte.

Andererseits hatte ich ab und an das Gefühl, dass Yoga mein Leben übernommen hat. Ich hatte den Eindruck, keine Zeit für meine anderen Hobbys zu haben (Lesen, Malen, Schreiben, Kreativprojekte…) und auch Menschen in meinem sozialen Umfeld zu vernachlässigen. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, als die theoretische Prüfung vorbei war, und ich ohne schlechtes Gewissen in der Bahn in einem Buch lesen konnte – statt mich in meine Karteikarten zu vertiefen. Oder einfach einen x-beliebigen Podcast zu hören – und nicht im Nacken sitzen zu haben „eigentlich könnest du auch was Fachliches hören“. Wobei das tatsächlich ein Tipp ist: wenn ihr das Gefühl habt, euch fehlt die Zeit zum Lernen, hört einfach z.B. im Auto oder morgens im Bad einen Podcast zum jeweiligen Thema. Beruhigt das Gewissen und es bleibt auch tatsächlich etwas hängen.

Eigentlich war ich vor der Theorieprüfung nicht aufgeregt. Außer in der Nacht direkt davor. Da habe ich schlecht geschlafen und wild geträumt. Die Theorieprüfung am nächsten Tag ist gut gelaufen. Wobei ich nicht ich wäre, wenn ich mich nicht sehr darüber ärgern könnte, dass ich nicht 100% aus dem Effeff gewusst habe. So hat es ca. einen Tag gedauert, bis ich eine Erleichterung verspürt habe und mit meiner Leistung zufrieden war.

Mega schön war, dass ich in diesem Modul meinen persönlichen Aha-Moment erleben durfte. Wie weiter oben beschrieben, ist es mir in den vorigen Modulen schwergefallen, in meine Rolle als Yogalehrerin zu finden. Als wir eine Art Rundlauf gemacht haben und jeder eine selbstgewählte Yogapose anfängergerecht erklären musste, habe ich mich zum ersten Mal „angekommen“ gefühlt. Das lag u.a. auch daran, dass ich etwa auswählen durfte, hinter dem ich zu 100% gestanden habe. Bei den Gruppenarbeiten zuvor, ging es immer darum, Kompromisse zu finden und bestimmte Anforderungen zu erfüllen, die ich selbst nie so wählen würde. Im Trash TV würde man sagen: das war einfach nicht authentisch!

Sehr positiv im Gedächtnis geblieben ist mir außerdem Gastdozentin Lisa, bei der wir u.a. einen kleinen Shaturanga Workshop gemacht haben. Aus dem habe ich richtig viel für mich und mein eher hingewurschteltes Shaturanga mitgenommen. U.a., dass es besser ist, die Knie abzulegen und es dafür gescheit zu machen.

Ich habe dieses Modul mit einem positiven Gefühl und viel Zuversicht verlassen.

 

Yoga Teacher Training 2024_Yoga 13_Erfahrungsbericht_das Studio

Ein letztes Mal im Studio…

 

07./08.09.2024 Praktische Prüfung & Abschlusszeremonie

Kaum zu glauben, aber wahr: mit diesem Modul sollte unsere Yogareise bereits zu Ende gehen. Jeder von uns musste eine 15-minütige Kurzversion einer Yogastunde vorbereiten. Ich habe mich für ein etwas spezielles Thema entschieden, das für mich aber den unschlagbaren Vorteil hatte, dass ich diese Stunde tatsächlich bald in der langen Version würde halten können: Schnuppe-Yoga für Vielsitzer mit Schwerpunkt Nacken und Rücken. Eine Stunde, die ich für den Gesundheitstag bei der Arbeit entwickelt habe.

Im Nachhin die absolut richtige Entscheidung, mit so einem „Special Interest“-Flow ins Rennen zu gehen. Insbesondere da die Teilnehmerin, die direkt vor mir an der Reihe war, mit einem klassischen, intensiven Flow für Fortgeschrittene total abgerissen hat, konnte ich mich in eine ganz andere Richtung abheben. Außerdem weiß ich mittlerweile, dass ich mich als Yogalehrerin für Anfänger total wohl fühle. Ich erkläre gerne und genieße es, wenn ich Zeit für die einzelnen Asanas habe und nicht durch einen schnellen Flow „jagen“ muss. Ich denke, das ist meine „Bestimmung“.

Das Unterrichten in der Prüfung hat Spaß gemacht, und ich muss ehrlicherweise noch immer schmunzeln, wenn ich an meinen Savasana-Beamtenwitz denke, für den ich viel positives Feedback bekommen habe 😉

Die Krönung dieses Tages war die Abschlusszeremonie, die ein bisschen wie im Film an mir vorbeigezogen ist.

Damit ging diese aufregende Reise zu Ende… Eine Reise, die vielleicht für viele von uns erst der Auftakt für eine ganz neues Abenteuer ist. Namaste!

 

2 Kommentare

  1. 21. September 2024 / 08:04

    Hallo liebe Steffi,
    ich habe deinen Beitrag mit großem Interesse gelesen. Wow! Du hast einige spannende Erlebnisse auf deiner Reise sammeln können. Dein Beitrag hat mich an der ein oder anderen Stelle auch etwas Schmunzeln lassen. Ich glaube, ich hätte mich mit dem Solosingen auch sehr schwer getan. Und ich fand es niedlich, wie du als kleines Kind schon so begeistert Büro gespielt hast.

    Ich bin beim Lesen deiner Zeilen direkt ins Nachdenken geraten, was ich als Kind so gerne gespielt habe. Ich weiß noch, dass ich viel lieber mit Kuscheltieren,als mit Puppen gespielt habe und ich weiß auch noch, dass ich gerne Lehrerin gespielt habe und mit meiner Freundin und unseren Kuscheltieren ins All geflogen bin. Hätte ich vielleicht doch einen anderen Beruf wählen sollen (?) :o))))

    Ich finde, dass du den perfekten Kurs für die Abschlussarbeit vorbereitet hast. Als Vielsitzer wäre ich für Yogasessions mit Schwerpunkt Nacken und Rücken auch immer zu haben. Ich glaube, den Kurs kannst du auch immer wieder in zukünftige Arbeiten einfließen lassen.

    Ich wünsche dir viel Erfolg für die kommende Zeit als Yogalehrerin <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    • glimrende
      Autor
      26. September 2024 / 09:44

      Hallo Tanja,
      endlich komme ich dazu, Deinen lieben und langen Kommentar zu beantworten. Bin seit gestern zurück aus dem Urlaub 🙂

      Hihi, vielleicht wäre es tatsächlich Deine Bestimmung, ins All zu fliegen… Aber solange wir mit unserer Berufswahl auf Erden ganz zufrieden sind, passt das auch, denke ich.

      Es freut mich sehr, dass Du meinen langen Post durchgelesen hast.

      Herzliche Grüße

      Steffi

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