Wer mich ein bisschen kennt, weiß, dass das Paarlaufen schon seit Jahrzehnten – quasi seit „schon immer“ – meine Lieblingsdisziplin im Eiskunstlaufen ist. Entsprechend habe ich mich auf das Kurzprogramm und die Kür der Paare bei der 2024 Nebelhorn Trophy gefreut. Wer würde das nicht?! Schließlich standen sowohl die amtierenden Weltmeister als auch die einheimischen Bronzemedaillengewinner am Start.
Nachfolgend möchte ich Euch meine Lieblingsbilder und ein paar Gedanken zu den Paaren präsentieren.
Kurzprogramm der Paare
Dieser Wettbewerbsteil der 2024 Nebelhorn Trophy fand am Freitagnachmittag/frühen Abend statt.
Ellie Kam & Danny O’Shea (USA)
Ellie Kam & Danny O’Shea waren im Kurzprogramm eine positive Überraschung, denn sie haben richtig abgeliefert. Das hat sich insbesondere darin manifestiert, dass Ellie den Wurf landen konnte. Etwas, was leider nicht regelmäßig gelingt – obwohl (oder gerade weil?!) ihre Würfe eine beeindruckende Höhe und Weite haben. Deshalb habe ich mich umso mehr gefreut, dass dieses Mal alles glatt ging.
Anders sah es in der Kür aus. Dort legten sie einen kapitalen Sturz hin und fanden sich direkt im Anschluss auch beim Einzelsprung in vollendeter Harmonie beide auf dem Eis liegend wieder. Umso schöner, dass der darauffolgende Wurf geklappt hat, was vom Publikum super unterstützend und wohlwollend quittiert wurde.
Lia Pereira & Trennt Michaud (Kanada)
So gut Lia & Trennt im letzten Jahr bei der Nebelhorn Trophy debütiert habe, so schwach war ihr diesjähriges Kurzprogramm. Zum Glück hatten die beiden in der Kür eine zweite Chance, die sie auch gerockt haben. Ich mag die beiden als Paar sehr gerne.
Tae Ok Ryom & Kum Chol Han (Nordkorea)
Kurios, dass in dieser Saison nach längerer Pause einmal wieder nordkoreanische Läufer am Start waren – und das obwohl kein olympischer Qualifikationswettbewerb auf dem Plan stand.
Die beiden wirkten etwas unerfahren. Sehr süß war, dass er vor der Kür eine Blume vom Eis aufheben musste (die eigentlich für das Paar vor ihnen bestimmt war) und diese dann wie ein formvollendeter Gentleman einer Preisrichterin überreicht hat. Irgendwie schön zu sehen, wie viel Humor die Sportler aus diesem abgeschotteten Land haben. Mich würde wirklich brennend interessieren, wie ihre Meinung zu Oberstdorf ist. Das ist eine Location, die schon amerikanischen Läuferinnen und Läufern recht exotisch vorkommt. Was mag da erst jemand aus Nordkorea denken?!
Minvera Fabienne Hase & Nikita Volodin (Deutschland)
Sorry for the Spam, aber ich mag die beiden soooo sehr. Ich habe ein bisschen darüber nachgedacht woran das liegen mag und bin zum Schluss gekommen, dass die zwei optisch und stilistisch voll mein Beuteschema sind. Denn bei welchem Paar war sie auch schmal und blond und er groß und dunkelhaarig? Genau, bei Elena Berezhnaya & Anton Sikharulidze. Für mich sind Hase & Volodin quasi die Reinkernation dieses großen, russischen Paares. Nur hoffentlich ohne das ganze Drama.
Alisa Efimova & Misha Mitrofanov (USA)
Alisa Efimova gehörte schon, als sie noch unter russischer Flagge lief, zu meinen absoluten Lieblingen unter den weiblichen Paarläuferinnen. Für mich hat sie alles, was eine gute Paarläuferin haben muss – bis auf die Einzelsprünge. Überraschenderweise hatte sie ihren Einzelsprung im Kurzprogramm jedoch im Griff und konnte mit ihrem neuen Partner ein tolles Programm präsentieren.
Kür der Paare
Die Kür der Paare wurde am Freitagabend ausgetragen und war im Rahmen der 2024 Nebelhorn Trophy ein echter Publikumsmagnet. Leider konnte das Niveau des Kurzprogramms nicht gehalten werden und bis auf das große Highlight am Ende waren alle Darbietungen fehlerbehaftet.
Vaipan-Law & Digby (Großbritannien)
Dieses britische Paar hat mich insgesamt sehr positiv überrascht. Denn die beiden zeigten sich als harmonische Kombi und waren das Beste, was ihr Land seit Kemp & King im Paarlaufen präsentieren konnte.
Ioulia Chtchetinina & Michal Wozniak (Polen)
Noch eine positive Überraschung. Denn Ioulia (kompliziertester Vor- und Nachname EVER…) zeigt sich mit Michal um so vieles stärker als mit ihren ehemaligen Partnern. Ich erinnere mich an sie als Teilnehmerin an der Nebelhorn Trophy für die Schweiz mit Platzierungen am Ende des Teilnehmerfeldes. Die zwei haben auch richtig viel Chemistry, und ich hoffe, sie werden noch eine Weile gemeinsam laufen.
Alisa Efimova & Misha Mitrofanov (USA)
Leider hatte Alisa in der Kür ihre üblichen Probleme mit den Einzelsprüngen und auch einige weitere Elemente wollten nicht klappen. Erschwerend hinzu kommt, dass die beiden mit „Je suis malade“ in einer besonders jammerigen und „chansonigen“ Version in meinen Augen nicht gerade die beste Wahl getroffen haben, was die Kürmusik betrifft. Dieses Programm hat sich so richtig gezogen…
Deanna Stellato-Dudek & Maxime Deschamps (Kanada)
Die beiden sind noch nicht in weltmeisterlicher Form, aber ich bin mir sicher, das wird kommen. Obwohl ich ihre Kürmusik als eher monoton empfunden habe, denke ich, dass dieses Programm richtig viel Potential hat. Ich bin gespannt, wie sich die beiden und auch ihre Programme im Laufe des Saison entwickeln werden.
Für Deanna muss es ziemlich unbeschreiblich sein, wieder in Oberstdorf am Start zu stehen. Schließlich war sie 2000 schon bei der Juniorenweltmeisterschaft dabei… Für mich ist sie eine echte Inspiration, denn sie zeigt, dass Alter wirklich nur eine Zahl sein kann.
Minerva Fabienne Hase & Nikita Volodin (Deutschland)
OMG, was ein Moment! Als Führende nach dem Kurzprogramm mussten sie in der Kür als Letzte an den Start. Man sah ihnen die Nervosität an und trotzdem haben sie so etwas von abgerissen und eine komplett fehlerfreie Kür aufs Eis gezaubert. Die Halle stand Kopf (inklusive Standing Ovation) und ich wurde richtig emotional. Einer der schönsten Live-Eislaufmomente, die ich jemals erlebt habe. <3
Du warst also auch da. Hatte deinen Blog vor einer Weile entdeckt und mich gefragt, ob du dieses Jahr auch wieder da sein wirst. 🙂 Ich war jetzt das erste Mal da. Mein erster Wettbewerb überhaupt. Und ich komme wieder 😀
Minerva und Nikita waren echt klasse. Hast du schon mitbekommen, dass sie Mittwoch noch was an der Musik für die Kür ändern mussten? Mir hat jemand erzählt, sie hätten um 10 Uhr abends noch dran gearbeitet. Minerva selbst hat auf Instagram geschrieben, dass es noch nicht zu 100% gepasst hat am Anfang. Also ist da auch noch Luft nach oben 😀
Und zum Thema Nordkorea: Ich nehm mal an, dass sie ihre Läufer zu den Challengers schicken, weil ja über die nächste WM die Startplätze für Olympia vergeben werden…
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Hallo Maren,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Freut mich tatsächlich sehr, denn manchmal bin ich mir unsicher, ob überhaupt noch jemand solche Reviews liest (aber ich finde einfach, dass die Fotos hier viel besser zur Geltung kommen, als nur auf Instagram).
Ist ja witzig, dass Du auch in Oberstdorf warst. Wir fahren schon seit Jahren hin. Einfach, weil es ein kleiner, entspannter Wettbewerb ist und die Anreise recht unkompliziert ist. Außerdem kann man die Reise toll mit Wandern verbinden. Wenn Du nächstes Jahr wieder am Start bist, kannst Du Dich gerne melden, dann können wir uns treffen.
Ja, das Musikdrama habe ich im Nachhinein auch noch mitbekommen. Dafür sah es ja wirklich richtig gut aus (wenn auch natürlich noch „rough“).
Wir haben auch überlegt, ob die Nordkoreaner wegen dem „minimum score“ am Start waren und es direkt über die WM (und nicht nur den Olympic Qualifier) versuchen, sich für Olympia zu qualifizieren.
Viele Grüße
Steffi
Instagram „beschneidet“ die Bilder ja auch immer sehr…ich lade meine grad nach und nach auf tumblr, X und Insta hoch.
Ich denk, ich bzw. wir fahren auf jeden Fall wieder. Ich bin weniger für Aktivsport zu haben, aber mein Freund hat festgestellt, dass es sich in der Gegend gut Fahrrad fahren lässt, und dann haben wir beide was davon 😀 Ich fand es auch sehr lustig, wie viele Sportler man dann tatsächlich sieht, wenn man in Oberstdorf unterwegs ist. Mein Highlight war meine kurze Unterhaltung mit Danny O’Shea bei Netto an der Kasse 😀
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Dass man die Sportler überall herumlaufen sieht, davon sind all meine Freund*innen, die sich eher für Fußball interessieren, auch immer total überrascht. Sie wollten mir das am Anfang gar nicht glauben, bis sie es selbst erlebt haben. Auch dieses Mal wieder kam es zu der Situation, in der ich gesagt habe: „Da stand gerade ein zweifacher Olympiasieger neben Euch…“ (=Scott Moir) 😀