Ach je, ich wollte „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ von Christian Huber so unbedingt mögen. Denn „Coming of Age“-Geschichten und ich, das passt eigentlich super zusammen. Aber irgendwie sind wie beide trotzdem nicht zusammengekommen. Das Schlimme ist, dass ich nicht einmal den Finger in die Wunde legen kann, um zu sagen, woran es gelegen hat. Etwas, was ich normalerweise bei Büchern, die mir nicht gefallen haben, immer kann.
Werbung: das Rezensionsexemplar wurde mir von netgalley kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.
Sommer 1999
Wir schreiben das Jahr 1999 und Krüger hat Sommerferien. Er verbringt viel Zeit mit seinem besten Kumpel und verdaddelt so manchen Tag bei „Müller“ an der Playstation. Ein ganz normaler bundesdeutscher Jugendsommer in den 1990er Jahren also – wäre da nicht die Tatsache, dass Krüger immer zwei T-Shirts übereinander trägt und – wie es der Titel bereits verrät – nicht zum Abtauchen im kühlen Nass sondern nur wegen der Pommes ins Freibad geht.
Eines Tages kommt es im besagten „Müller“ zu einer schicksalshaften Begegnung mit einem rothaarigen Zirkusmädchen. Die nicht nur ein nagelneues Nokia sondern auch Krügers geheimnisvolles Notizbuch klaut…
Perfekte Voraussetzungen…
Eigentlich waren alle Voraussetzungen vorhanden, damit ich dieses Geschichte lieben würde. Denn die Kombination aus „Coming of Age“ und einem endlos erscheinenden Sommer kriegt mich immer. Außerdem sollte ich mich mit dem Setting von „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ besonders gut identifizieren können, da ich damals in einem ähnlichen Alter war.
Manche Dinge haben deshalb auch gut für mich funktioniert. So hat mich die Erwähnung von damals sehr gehypten Gegenständen wie „Eastpack-Rucksäcken“, Handys der Marke Nokia und 1990er typischen Songs jedes Mal ein Schmunzeln entlockt. Und doch habe ich mich gefragt, ob dieses ständige Erwähnen zu viel oder eben doch ironisch gemeint war?! Ich bin mir bis jetzt nicht sicher.
… die leider nicht gezündet haben
So richtig in den Bann ziehen konnte mich „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ leider zu keinem Zeitpunkt. Dabei waren die Charaktere und der Spannungsbogen rundum Krügers Geheimnis (Warum versteckt er seinem Körper? Was verbirgt sich in seinem Notizbuch?) durchaus interessant. Trotzdem bin ich nie an den Punkt gekommen, an dem ich unbedingt weiterlesen wollte. Dazu waren mir die Charaktere ein bisschen zu gleichgültig. Krüger fand ich nett, die meisten anderen Personen jedoch nicht wirklich sympathisch.
Gegen Ende wurde es mir auch zu überdreht. Zu viele Kleinstadtverbrechen und zu wenig Lokalkolorit. Vielleicht liegt das Problem sogar darin, dass ich selbst in der Provinz zur selben Zeit aufgewachsen bin. Aber herzlich wenig mit vielen Geschehnissen im Buch von Christian Huber anfangen konnte. Denn mir selbst sind weder Drogenkartelle noch echte Waffen begegnet. Ob ich einfach nur Glück hatte oder Christian Huber übertreibt? Ich weiß es nicht…
Fazit
So bleibt mir nur zu sagen, dass ich selbst von „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ zwar enttäuscht war und leider kein neues „Hard Land“ von Benedict Wells – einer der besten „Coming of Age“-Romane, die ich in den letzten Jahren gelesen habe – entdecken konnte. Trotzdem möchte ich niemandem von dieser Geschichte abraten. Denn ich denke, dass ich und das Buch einfach nicht zusammengepasst haben. Dass es aber sehr viele Leser*innen gibt, denen der Roman von Christian Huber gut gefallen könnte.