Vielleicht lag es daran, dass ich mitten in den Vorbereitungen auf meinen Urlaub in Berchtesgaden gesteckt habe, aber im September hatte ich richtig Lust darauf, mal wieder einen Regionalkrimi zu lesen. Auch wenn es nicht ganz einfach ist, einen zu finden, der meinen Ansprüchen genügt. Zu häufig wird in diesem Genre die eigentliche Krimihandlung von Klamauk verdrängt. Ich habe mich für „Liebestöter“ von Alma Bayer entschieden. Wie mir dieser Rosenheim-Krimi (ohne die echten „Rosenheim-Cops“) gefallen hat, davon möchte ich Euch in dieser Rezension erzählen.
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Wespennest in Rosenheim
Mordanschlag im beschaulichen Rosenheim: die „Weiberheldin“ (= Inhaberin einer feministischen Coaching-Agentur) Marina Pfister liegt im Koma. Verdächtige gibt es – insbesondere innerhalb der männlichen Bevölkerung Rosenheims – viele. Denn die fühlten sich von der selbstbewussten Marina, die zu allem Überfluss auch noch die Ehefrauen „aufgestachelt“ hat, in ihrer fragilen Männlichkeit bedroht. Da auch der ermittelnde Polizeibeamte nicht gerade als Fan Marinas bekannt ist, nimmt Kommissar a.D. Vitus Pangratz zusammen mit seiner aus den USA angereisten Tochter Jo das Heft selbst in die Hand. Und sticht dabei in ein Wespennest aus altbackenen Wertvorstellungen, politischem Filz und Eifersucht. Eine ausgesprochen explosive Mischung…
Feminismus und Politik
Mir hat „Liebestöter“ richtig viel Spaß gemacht. Das lag zum einen an den typischen Regionalkrimi-Elementen wie Lokalkolorit (wenn schon dieses Jahr kein Oktoberfest stattfinden kann, habe ich zumindest sehr viel über die „Rosenheimer Wies’n“ erfahren) und Humor. Da hat Alma Bayer in meinen Augen genau die richtige Mischung getroffen.
Zum anderen hat mir super gefallen, wie sowohl eine starke feministische Botschaft als auch die Beschreibung einer „volkstümmelnden“ Partei mitgeliefert wurden. Besagte Partei erinnert latent an eine bundesweit aktive Partei am rechten Rand. Die wurde in „Liebestöter“ quasi in eine bayrische Version umgewandelt. Mit erzkonservativen Parteimitgliedern, denen ein modernes Familienbild und jegliche Diversität ein Dorn im Auge sind. Die sich aber auch ganz wunderbar selbst entlarven, indem sie sprichwörtlich nach außen Wasser predigen, im privaten Umfeld aber zu gerne Wein saufen (und sich z.B. Affären leisten, während die treusorgende Gattin daheim am Herd hocken soll).
Liebenswerte Ermittler
Auch Vitus mit seinem tragischen Liebesleben und seine in Liebesdingen nicht minder unerfolgreich agierende Tochter Jo sind mir im Laufe der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Weshalb ich mir unbedingt eine Fortsetzung von „Liebestöter“ wünsche. Ich möchte zu gerne wissen, wie es im Leben der beiden weitergeht.
Insgesamt Daumen nach oben
Einzig die Auflösung des Kriminalfalls am Ende des Buches war für meinen Geschmack ein bisschen zu einfach und offensichtlich. Da mir die Seiten zuvor aber so viel Spaß gemacht haben, fällt mein Fazit zu „Liebestöter“ trotzdem positiv aus. Diese Geschichte war einfach klasse und die perfekte Lektüre für meinen Berchtesgaden-Urlaub. Gerne mehr davon.