Die Bilder wurden von Litla Gletta auf ihrer Islandreise gemacht. Vielen Dank, dass ich diese verwenden darf. |
Ich war in meiner Kindheit und Jugend ein echtes Pferdemädchen. Ich hatte den kompletten Pferdehof mit Zubehör von Playmobil, habe voltigiert, „Immenhof“ geschaut und alle verfügbaren Pferdebücher verschlungen. Die Gesamtausgabe von „Bille und Zottel“ steht noch immer in meinem Bücherregal und wird von Zeit zu Zeit einem „re-read“ unterzogen. Ganz nebenbei zu meiner Liebe für Pferde ist damals auch meine Leidenschaft für Nordeuropa erwacht. Durch bestimmte dort ansässige Pferderassen (wie z.B. die „Norweger“ mit ihrer charakteristischen Stehhaarfrisur) und die damit verbundenen Beschreibungen von Land und Leuten. Es gibt eine ganze Menge Pferdebücher, die im Norden Europas spielen. Irgendwann hat sich auf diesem Weg meine absolut liebste Pferderasse herauskristallisiert: das Islandpferd. Ich fand diese Rasse aufgrund ihrer Geschichte und Robustheit faszinierend und vor allem waren sie in meinen Augen wahnsinnig goldig mit ihrer wuscheligen Mähne und dem kompakten Körperbau. Nebenbei wurde auch mein Interesse für Island geweckt, und ich habe bereits als Kind beschlossen, da will ich einmal hin! Das konnte ich bislang nicht in die Tat umsetzen, aber als ich „Huh! Die Isländer, die Elfen und ich“ entdeckt habe, wusste ich, dass ich dieses Buch gerne lesen möchte, denn über dieses faszinierende Land kann man nie genug wissen.
„Huh! Die Isländer, die Elfen und ich – unterwegs in einem sagenhaften Land“
- Thilo Mischke
- Sachbuch/Humor
- Deutsch
- E-Book
- 4 Sterne (von 5 möglichen Sternen)
- Das E-Book wurde mir von netgalley für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
Thilo Mischke ist Journalist, Autor und Fernsehmoderator und bekennender Island-Liebhaber. Er hat dieses Land bereits unzählige Male bereist und durch die europaweite Islandbegeisterung während der Fußball-EM in 2016 wurde er dazu inspiriert, dieses Buch über Island zu schreiben.
Herausgekommen ist kein typischer Reiseführer sondern eher ein Zusammenstellung von Anekdoten, persönlichen Reiseerlebnissen und isländischen Eigenheiten. Das Buch ist in verschiedene Kapitel gegliedert, die neben den Texten des Autors auch kurze Abhandlungen einer Co-Autorin enthalten, die selbst für über ein Jahr nach Island ausgewandert war. Trotz dass das Buch kein wirklicher Reiseführer ist, kann man den einen oder anderen „Touristen-Tipp“ mitnehmen, falls man selbst eine Islandreise plant.
Mir hat es richtig Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Es hat sich keine Sekunde angefühlt, als würde ich ein trockenes Sachbuch lesen, dafür war die Lektüre viel zu kurzweilig und witzig. Gleichzeitig ist das auch die kleine Schwäche des Buches, denn zum einen muss man den Humor des Autors mögen, und zum anderen weiß man nie so recht, wie ernst er seine Beobachtungen meint und wie viel Übertreibung dabei ist.
Mich hat besonders die Erkenntnis beeindruckt, warum Island so ein spezielles Land ist. Während alle anderen Länder Nordeuropas genau wie die Länder Ost-, Mittel- und Südeuropas sich in vielen Punkten ähnlich sind (da mögen Deutsche und Österreicher oder Schweden und Norweger sich noch so sehr bekriegen, sie können trotzdem nicht leugnen, dass sie viele Gemeinsamkeiten haben), ist Island absolut einzigartig als winzig kleines Land mit dünner Besiedlung, bettelarmer Geschichte und unwirtlichen Lebensbedingungen. Hier war schon immer alles ganz anders als im Rest von Europa. Bis vor wenigen Jahrzehnten ging es einzig und allein um das nackte Überleben und erst durch die Kommerzialisierung des Fischfangs und später den Tourismus kam der Wohlstand. Diese Geschichte gibt es so in keinem anderen Land Europas, weshalb sie auch einen ganz besonderen Menschenschlag geprägt hat.
In mir hat diese Erkenntnis den Wunsch vertieft, selbst nach Island reisen zu wollen. Schon allein, um überprüfen zu können, ob die Menschen wirklich so schweigsam, stur, trinkfest und introvertiert sind, wie von Thilo Mischke beschrieben. Gleichzeitig schreckt mich das Buch auch etwas von diesem Plan ab, denn obwohl ich vor der Lektüre schon wusste, dass Island mittlerweile von Touristen überflutet wird, macht der Autor diese Entwicklung, die sowohl Segen als auch Fluch für Island ist, sehr drastisch deutlich. Deshalb stellt sich mir ernsthaft die Frage, ob ich mich mit hundert anderen Touristen älteren Semesters in Funktionsjacken (an der Stelle sei erwähnt, dass ich das Kapitel über Busreisen mit Senioren aufgrund eigener Erfahrung besonders mochte) vor einen Geysir stellen möchte, um auf dessen Ausbruch zu warten. Gleichzeitig fühle ich mich ein bisschen betrogen, schließlich wusste ich bereits im Alter von zehn Jahren, dass ich unbedingt nach Island reisen möchte. Zu einem Zeitpunkt, wo nur wenige der heutigen Island-Touristen denselben Plan hatten….
Eine Leseempfehlung für alle, die auf kurzweilige Art und Weise quasi nebenher mehr über Island erfahren möchten.