|Leseliebe| „Wo die wilden Frauen wohnen“ von Anne Siegel

Das Buch „Wo die wilden Frauen wohnen“ habe ich bei „Netgalley“ angefragt, kurz bevor ganz Europa im Krisenmodus gelandet ist. Im Nachhinein hätte ich keine bessere Wahl treffen können, denn wenn es eine Nation gibt, die mit Katastrophen umgehen kann, dann sind es die Isländer/innen. Sind sie doch tagtäglich der rauen isländischen Natur ausgesetzt und wissen deshalb morgens beim Aufstehen nie, ob nicht ausgerechnet heute ein Vulkanausbruch, ein gigantischer Lawinenabgang oder ein „kalbender“ (das heißt wirklich so!) Gletscher droht. Und spätestens seit der Finanzkrise weiß der Rest der Welt, dass die Isländer auch mit gänzlich anderen und hausgemachten Horrorszenarien umgehen können.

Werbung: das Buch wurde mir von netgalley kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.

 

Wo die wilden Frauen wohnen von Anne Siegel

 

Faszination Island (und seine Bewohner)

In „Wo die wilden Frauen wohnen“ portraitiert Anne Siegel zehn isländische Frauenpersönlichkeiten, die alle stellvertretend für die typisch isländischen Eigenschaften wie Unabhängigkeit, Willensstärke, Gleichberechtigung und Anpassungsfähigkeit stehen. Keine von ihnen hat einen schnurgeraden Lebensweg hinter sich. Viele von ihnen haben mehrere Berufe ausgeübt, in verschiedenen Ländern gelebt und die Lebenspartner gewechselt.

Als deutsche Leserin blickt man mit Ver- und Bewunderung auf diese isländischen Frauenschicksale. Bei denen bei aller Verklärung der großartigen Seiten Islands („Da gibt es mehr Väter, die ihre Kinder in den Kindergarten bringen, als Frauen!“) die Schattenseiten nicht ausgespart werden. Denn auch dort gibt es z.B. Menschen, die an „Burn Out“ leiden. Und ob aus der Finanzkrise wirklich ein Lerneffekt hervorging, darf laut „Wo die wilden Frauen wohnen“ durchaus bezweifelt werden…

 

Wo die wilden Frauen wohnen von Anne Siegel

 

Island & ich

Ich habe schon seit Kindertagen eine große Schwäche für Island. Spielten doch meine liebsten Pferdebücher (mein absolut favorisiertes Büchergenre damals) auf Island. Es war schon immer mein Traum, einmal dorthin zu reisen, und ganz ehrlich, ich verfluche es ein bisschen, dass die Insel mittlerweile so hip geworden ist, dass sie von Touristen überrannt wird. Dass Leute dorthin fahren, die im Gegensatz zu mir noch nicht im Kinderzimmer von einer Reise nach Island geträumt haben. Die nicht schon im zarten Alter von 12 Jahren wussten, was „der schwarze Tod“ bedeutet! Vielleicht muss ich einfach warten, bis Kreuzfahrtschiffe in isländischen Buchten endgültig verboten werden…

 

Wo die wilden Frauen wohnen von Anne Siegel

 

Spannend, aber…

Ich fand es spannend, von den zehn unterschiedlichen Frauen zu lesen, die Anne Siegel (mit Ausnahme von Björk) auf Island getroffen hat. So viel sie als Persönlichkeiten gemeinsam haben, so unterschiedlich sind ihre Berufe: eine Brauerin, eine Forscherin, eine Reiterin, eine Künstlerin und eine Fischerin sind darunter. Am Ende eines jeden Kapitel wird zudem der Kraftort der jeweils Portraitierten vorgestellt. Somit taugt „Wo die wilden Frauen wohnen“ sogar als Reiseführer.

Bei der Auswahl der Frauenpersönlichkeiten hätte ich mir gewünscht, dass die vor allem altersmäßig etwas diverser ausfallen würden. So dominiert eindeutig die Generation Ü50. Aber ich bin überzeugt, dass auch jüngere isländische Frauen etwas zu erzählen gehabt hätten. Ich denke da z.B. an die großartige isländische Fotografin Ása Steinars, deren wundervolle Naturaufnahmen zu meinen Highlights auf Instagram zählen. Und ja, ich bin überzeugt, dass auch eine Instagramerin eine ernsthafte Künstlerin sein kann.

 

Alles in allem ist „Wo die wilden Frauen wohnen“ ein Buch, das in diesen Zeiten Mut macht. Zeigt es doch, dass Herausforderungen im Rückblick genau der Push in die richtige Richtung sein können.

 

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