Better late than never: mein Lesemonat Juni 2024 lässt sich mit dem Wort „grundsolide“ sowohl qualitativ als auch quantitativ am besten zusammenfassen. Denn ich habe durchschnittliche 6 Bücher gelesen, die allesamt von mir entweder in die Kategorie „super gut“ oder „gut“ eingeordnet wurden. Es gab also weder ein absolutes Highlight noch ein Lowlight.
Die 6 Bücher teilen sich auf in 5 klassische Bücher und 1 Hörbuch. Alle Bücher waren auf Deutsch. Außerdem war der Lesemonat Juni 2024 ziemlich „sachlich“, denn die Hälfte der gelesenen Bücher kann ich dem Genre Sachbuch/Biografie zuordnen. Eine eher untypische Aufteilung für mich. Die mir aber gut gefällt, denn sie zeigt, dass ich mich durchaus auch in meiner Freizeit weiterbilden möchte.
Jahreshighlight
Fehlanzeige
Super gute Bücher
„Totholz“ von Andreas Föhr
- Der Kleinkrieg vom Polizeibeamten Kreuthner gegen eine unliebsame Schwarzbrennerei-Konkurrentin fördert nicht nur eine Großmenge Bargeld unbekannter Herkunft sondern auch eine nicht identifizierbare Leiche zu Tage.
- Kommissar Wallner versucht, Licht ins Dunkel zu bringen und ist trotz dessen Verwicklungen in den Fall auf die Mithilfe von Schlitzohr Kreuthner angewiesen.
- Daneben gönnt der Autor dem sonst eher als einsamem Wolf durchs Leben gehenden Wallner endlich einmal wieder ein bisschen Herzklopfen…
Hach, ich freue mich jedes Jahr auf den neuen Regionalkrimi aus der Feder von Andres Föhr. Für mich das Beste, was der deutsche Buchmarkt in diesem Segment zu bieten hat. Hut ab vor dieser Leistung, denn ich kenne wenige Reihen, die auch in Band 11 so mühelos den hohen Standard halten und nicht in die Kategorie „same old, same old“ abrutschen. Ich freue mich schon heute auf die hoffentlich in 2025 anstehende Rückkehr in die Mangfallmühle.
Hier entlang zu meiner ausführlichen Rezension.
„Romeo & Juliet Society – Schlangenkuss“ von Sabine Schoder (Band 2)
- Schauplatz Verona: ein Internat, an dem die Nachfahren der Capulets und Montagues unterrichtet werden
- Joy wurde in Band 1 quasi an diese Schule „entführt“ und versucht in Band 2 verzweifelt, sich an all die Veränderungen zu gewöhnen, die das Ende des 1. Teils mit sich brachte. Insbesondere wäre es förderlich, wenn sie den Schlangenfürsten Rhyme vergessen und sich stattdessen dem Katzenfürsten Cut zuwenden könnte. Wäre da nur nicht dieses bescheuerte Herz…
- Wie schon in Band 1 bilden opulente Bälle, gemeine Intrigen und erbitterte Duelle den Rahmen der Geschichte. Im 2. Teil kommt außerdem ein gewisser „Gossip Girl“-Faktor hinzu.
Für mich als jemand, der nur ab und an zu Fantasy-Geschichten greift, ist diese Trilogie perfekt. Denn zum einen liebe ich das italienische Setting und den „Romeo & Julia“-Background. Zum anderen kommt mir sehr entgegen, dass Sabine Schoder keine bierernste Fantasy schreibt sondern mit viel Witz und Leichtigkeit erzählt. Ja, das ist eher „jugendliche“ Fantasy. Macht nichts, ist trotzdem voll mein Ding.
Band 3 – der am 01.09.2024 erscheinen und das wunderschöne „Farbschnittgemälde“ vervollständigen wird – steht ganz oben auf meiner Leseliste für den Herbst 2024.
Gute Bücher
„Coldhart – Deep & Shallow“ von Lena Kiefer (Band 2)
- Auch Monate nach der durch ihn forcierten Trennung verzehrt sich Elijah nach Felicity. Ablenkung bietet lediglich die Suche nach den Hintermännern seiner Entführung als Kind.
- Felicity kämpft noch immer damit, sich in New York und in ihrem Studium einzuleben. Dass sie Elijah trotz der für sie aus heiterem Himmel kommenden und komplett grundlosen Trennung vermisst, kommt erschwerend hinzu. Auch die Beziehung zu ihrem Vater, der sowieso erst seit wenigen Monaten eine Rolle in ihrem Leben spielt, bekommt erste Risse.
- Insgesamt also keine schönen Zeiten für Felicity und Elijah. Wie wird es also erst werden, wenn die beiden sich zum ersten Mal wieder begegnen?
Hach, ich wollte diese Reihe so unbedingt uneingeschränkt lieben. Schon allein weil Elijah mein absoluter Lieblingscharakter in der Vorgängertrilogie „Westwell“ war. Aber irgendwie springt der Funke nicht so recht über. Ja, Lena Kiefer überzeugt wie immer mit ihrem flüssigen Schreibstil voller Leichtigkeit. Und trotzdem springt bei mir der Funke nicht so recht über. Felicity und Elijah sind süß zusammen, die ganz großen Gefühle voller Leidenschaft wollen bei mir aber nicht aufkommen. Ähnliches gilt für den Suspense-Faktor – ein Element, das ich in modernen „New Adult“-Geschichten eigentlich sehr gerne mag. Er ist da, reißt aber nicht mit.
Werde ich Band 3 trotzdem lesen: ja. Ringe ich mit mir, sowohl „Westwell“ als auch „Coldwell“ am Ende auszusortieren? Auch ja. Und das stimmt mich irgendwie traurig.
„45 Sekunden“ von Kim Bui
- Kim Bui ist eine deutsche Kunstturnerin, die neben ihren Erfolgen vor allem durch ihre ungewöhnlich lange Karriere (Stichwort „Turnoma“) im Gedächtnis bleiben wird.
- In ihrer Biografie erzählt sie von den Höhen und Tiefen – Essstörung inklusive – ihrer Karriere. Dabei prangert sie strukturelle Missstände in einer Sportart an, in der bereits Kinder gedrillt und 16jährige zu Stars werden. Lösungsvorschläge hat sie ebenfalls in petto.
- Als Kind asiatischer Einwanderer klärt sie zudem über Alltagsrassismus auf und offenbart einen Blick hinter die Kulissen einer Familie, die mit viel Disziplin und Willen zu harter Arbeit jedem Klischee gerecht wird, das der Durchschnittsdeutsche bezüglich asiatischer Einwanderer so kennt. Die Tendenz, innerfamiliäre Probleme totzuschweigen – siehe obige Essstörung – eingeschlossen.
Für mich eine der besten Sportlerinnenbiografien, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Denn Kim Bui berichtet einerseits schonungslos von all den Schattenseite, die ihre lange Sportkarriere beinhaltet. Gleichzeitig macht sie das mit so viel Witz und Charme, dass ich beim Lesen nie deprimiert war. Das war generell einer der größten Pluspunkte von „45 Sekunden“: ich habe auf jeder Seite die Erzählstimme von Kim Bui gehört. Es wirkte nie, als würde jemand anders ihre Geschichte erzählen.
Ganz große Leseempfehlung für diese Biografie – auch für Menschen, die keine ausgewiesenen Kunstturnfans sind.
„Sorry, aber…“ von Tara Louise Wittwer
Das Buch wurde mir für den Lesemonat Juni 2024 kosten- und bedingungslos vom Verlag sowohl als Paperback als auch als Hörbuch zur Verfügung gestellt.
- Influencerin Tara-Louise Wittwer nimmt ihre Leserschaft auf eine jahrhundertelange Reise durch die Kultur des Entschuldigens.
- Außerdem führt sie aus, warum sie sich – speziell als Frau – künftig weniger entschuldigen möchte. Vor allem für so Dinge, wie ihre bloße Existenz.
- Auch aktuelle Themen wie „Nonpology“ oder das bewusste Inkaufnehmen einer späteren Entschuldigung, um zuvor einen so provozierten Skandal ausschlachten zu können, werden thematisiert.
Mir hat die Mischung aus wissenschaftlich korrekter Aufarbeitung inklusive Fußnoten und Tara-Louise Wittwers eher flapsiger Schreibweise gut gefallen. So hat man einerseits ein wissenschaftlich fundiertes Buch, andererseits ist es keine trockene Lektüre, die einen langweilt.
Trotzdem muss ich zugeben, dass ich die Autorin an der einen oder anderen Stelle als etwas anstrengend empfunden habe. Obwohl ich gerade das aufgrund der von ihr geschilderten Backgroundstory (große, eher laute Frau, die schon immer das Gefühlt hatte, zu viel Platz und Raum einzunehmen) eigentlich vermeiden wollte. Ob das durch gesellschaftliche Prägung anerzogen ist oder daran liegt, dass ich als introvertierter Mensch mit den Tara-Louise Wittwers dieser Welt nicht so gut umgehen kann? Spannende Frage, auf die ich keine Antwort habe.
Das Buch empfehle ich trotzdem, denn ich fand es inhaltlich interessant und für ein Sachbuch ausgesprochen mitreißend geschrieben. Ich habe mich sowohl mit der gedruckten Ausgabe als auch mit dem Hörbuch beschäftigt und fand beides gut. Bei sehr klassischen, eher trockenen Sachbüchern würde ich sicher das Lesen bevorzugen, aber bei einem eher unterhaltsamen Werk wie dem von Tara-Louise Wittwer funktioniert auch das Hörbuch hervorragend.
Not My Cup of Tea
Fehlanzeige
Außer Konkurrenz
„Yoga Sequencing“ von Nicole Bongartz
Da es irgendwann der nächste Schritt ist, Zuhause Yoga nicht mit Hilfe von YouTube-Videos zu praktizieren sondern eine eigene Praxis zu entwickeln, habe ich meine Kenntnisse zum Thema „wie baue ich eine Yoga-Sequenz sinnvoll auf?“ vertieft. Außerdem wollte ich besser verstehen, warum der Yogaunterricht, den ich besuche, eine bestimmte Anordnung hat.
„Yoga Sequencing“ hat mir sowohl inhaltlich als auch optisch gut gefallen. Außerdem mochte ich, dass es zwar ein Fachbuch ist, aber trotzdem nicht trocken daherkommt.
Das war mein Lesemonat Juni 2024. Ja, ich weiß, der Lesemonat Juli ist auch schon fast Geschichte. Aber irgendwie war ich soviel unterwegs, dass mir die Zeit für diesen Blogbeitrag gefehlt hat. Ich gelobe spätestens ab Oktober Besserung…
Hallo liebe Steffi,
wie du ja weißt, bin auch ich ein großer Yoga-Fan. Die Idee, die du aktuell hast, dir deine Sequenzen selbst zusammenzustellen, finde ich klasse. So kann man die Übungen ausführen, die man gerade braucht und die unliebsamen Übungen auch einfach weglassen und man muss nicht immer den Fernseher anschalten.
Mit deiner Buchvorstellung hast du mich also gerade richtig neugierig gemacht. Über weitere Berichte zu deinem Vorhaben würde ich mich sehr freuen.
Von deinen gelesenen Büchern habe ich The Romeo & Juliet Society I und II gelesen. Ich fand Band I noch etwas besser als Band II. Alles in allem aber eine gute Reihe. Ich habe mir den 3. Band auch schon vorbestellt. Natürlich möchte ich den Farbschnitt auch komplett im Regal haben :o)
Zu Lena Kiefers Reihe: Ich habe mich an Westwell versucht, da ich unbedingt Coldwell lesen wollte und meine Buchhändlerin meinte, dass es vielleicht Sinn machen würde, vorne anzufangen, damit man die kleinen Details der Charaktere mitbekommt. Westwell war okay, aber mehr nicht. Ich habe allerdings nicht vor, den zweiten Band der Reihe zu lesen. Coldwell spricht mich nach wie vor, vom Klappentext her wesentlich mehr an. Schade, dass diese Reihe aber scheinbar auch nicht so zu 100% deinen Geschmack getroffen hat. Vielleicht überdenke ich es dann doch nochmal.
Ich wünsche dir einen wunderschönen August mit vielen schönen Momenten und Erlebnissen und fesselnden Büchern auf dem Lesestapel.
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Autor
Hallo Tanja,
schön, von Dir zu hören.
Zum Thema Yoga plane ich in den nächsten ein, zwei Monaten einen längeren Post. Da kommt also auf alle Fälle etwas.
Ja, „Coldwell“ ist echt eine kleine Enttäuschung für mich. Keine schlechte Reihe, aber ich hatte mir einfach so viel mehr erwartet. Vielleicht kannst Du den ersten Band ja irgendwo günstig gebraucht erstehen oder Du liest in die Leseprobe rein. Dann kannst Du Dir selbst ein Bild machen. Aber wenn Du Westwell nicht mochtest, vermute ich, dass Dich „Coldwell“ auch nicht vom Hocker hauen wird.
Ich wünsche Dir ebenfalls einen wundervollen August.
Viele Grüße
Steffi