Shame on me, aber die großartige Meike Werkmeister habe ich erst im letzten Jahr für mich entdeckt. Dabei ist meine Mutter schon seit ein paar Jahren Fan von ihr. Umso mehr habe ich mich gefreut, als mir die diesjährige Neuerscheinung von Meike Werkmeister namens „Das Glück riecht nach Sommer“ vom Verlag als Rezensionsexemplar bestätigt wurde.
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Neuanfang in Hamburg
Ärztin Ina beschließt, ihrem Leben noch einmal eine neue Wendung zu verschaffen. Sie verlässt das beschauliche Husum und die dortige Klinik, um in Hamburg durchzustarten. Schnell muss sie jedoch feststellen, dass so ein Neuanfang einige Tücken in sich birgt. Auf dem Hamburger Wohnungsmarkt übersteigt die Nachfrage das Angebot bei weitem und auch der Bewerbungsprozess an ihrer Traumklinik zieht sich wie Kaugummi. Zum Glück gibt es in Inas Leben ihre beste Freundin Filiz und ihre WG-Schwestern sowie die netten älteren Herrschaften aus der Kleingärtnerkolonie, in der Ina vorübergehend unterkommt.
Aber auch zwei Männer aus Inas Vergangenheit sorgen dafür, dass ihr Herz in Hamburger höher schlägt. Bleibt die Frage, wer passt besser zu Ina? Ihr sportlicher, norddeutsch nüchterner Jugendfreund aus der alten Heimat oder der ältere Arzt, der schon vor Jahren die Schmetterlinge in Inas Bauch zum Fliegen brachte?
Hamburger „summer feeling“
Zu allererst möchte ich Meike Werkmeisters unglaublich flüssige Art zu schreiben und ihr Können, Atmosphäre in ihren Romanen zu schaffen, loben. Ich habe mich im gesamten Buch gefühlt, als würde ich selbst einen Sommer in Hamburg verbringen. Das war unglaublich schön und so authentisch, dass ich vor einem Städtetrip nach Hamburg garantiert noch einmal dieses Buch zur Hand nehmen und mir Tipps daraus notieren werde. (Etwas, was ich schon vor Jahren mit den „Paul“-Büchern von Anette Göttlicher und ihren dort enthaltenen München-Tipps gemacht habe).
Sperrige Protagonistin
Ina selbst würde ich nicht als einfachen, bereits ab Seite 1 liebenswerten Charakter beschreiben. Sie ist ein bisschen spröde. Ich bin ehrlich, so richtig schlau geworden bin ich aus ihr nicht. Denn einerseits beschreibt sie sich selbst als eher zurückgenommen und unsicher, gleichzeitig wird sie aber von ihrer Umgebung als selbstbewusst und bestimmend wahrgenommen. Was dazu geführt hat, dass ich mich beim Lesen die ganze Zeit gefragt habe, was denn nun stimmt. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte und Meike Werkmeister wollte anhand von Ina das Auseinanderklaffen zwischen Außen- und Selbstwahrnehmung aufzeigen.
Überraschungseffekt…
Begeistert hat mich, dass ich während großer Teile von „Das Glück riecht nach Sommer“ nicht gewusst habe, auf welchen Mann es hinauslaufen wird. Denn beide hatten ihre Schwachpunkte und waren weit weg davon, perfekt zu sein. Tatsächlich habe ich mein Herz an denjenigen verschenkt, der es am Ende nicht geworden ist. Weshalb ich die zarte Hoffnung hege, dass er im nächsten Buch von Meike Werkmeister eine zentrale Rolle spielen wird. Denn zumindest die Frauenfiguren ziehen sich bei ihr regelmäßig – siehe auch Ina – durch mehrere Geschichten.
… bis ganz zum Schluss
Ich kann mir vorstellen, dass es Leser*innen gibt, die mit dem Ende von „Das Glück riecht nach Sommer“ nicht ganz zufrieden sind. Ich hingegen fand es großartig. Denn das gerne genommene Argument „alle Liebesgeschichten in Büchern sind immer so vorhersehbar“ kann man Meike Werkmeister bei „Das Glück riecht nach Sommer“ ganz sicher nicht vorwerfen.
Was mich ganz persönlich bewegt hat
Mich persönlich hat eine Seite an der Geschichte besonders bewegt. Ich gebe es an der Stelle offen zu, ich hatte sogar Tränen in den Augen. Denn Ina hat eine behinderte Schwester. Deshalb konnte ich sehr gut mit allen Gedanken und Szenen im Zusammenhang dazu „relaten“. So habe ich selbst mir auch schon öfters überlegt, wie das Leben meines Bruders verlaufen wäre, wäre er nicht behindert. Und wie das mein Leben beeinflusst hätte. Denn mit Sicherheit bin ich in manchen Dingen, wie ich bin, weil ich mit einem behinderten Geschwisterkind aufwachsen durfte. Darunter habe ich nie gelitten, aber geprägt hat es mich trotzdem.
Fazit
Für mich war „Das Glück riecht nach Sommer“ ein Lesehighlight im ersten Lesehalbjahr 2022. Es hat mich aus persönlichen Gründen – und wegen Meike Werkmeisters grandioser Art zu erzählen – mitten ins Herz getroffen. Allen, die sich für ein paar Lesestunden in einen Hamburger Sommer träumen möchten, kann ich das Buch wärmstens empfehlen. Ich selbst werde mich langsam daran machen, die ersten beiden Bücher von Meike Werkmeister nachzuholen. So dass die Zeit bis zum nächsten Roman von ihr nicht ganz so lang ist.
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