|Wanderlust| Odyssee am Karlsruher Grat

Karlsruher Grat

Typische Schwarzwald-Ansicht

 

Seit mir Kollegen vor einigen Jahren vom Rundwanderweg „Karlsruher Grat“ erzählt hatten, spukte der mir im Hinterkopf herum. Diese Wanderung zeichnet sich vor allem durch die namensgebende, anspruchsvolle und komplett ungesicherte Kletterpartie über den „Karlsruher Grat“ aus. Allerdings kann man diesen Teil auch umgehen.

 

Karlsruher Grat

Hier waren wir noch guter Dinge…

 

Auf dem richtigen Weg – trotz Schnapsbrunnen

Vor drei Wochen war es endlich soweit, und ich machte mich mit zwei Freundinnen am Sonntagmorgen in aller Herrgottsfrühe auf nach Ottenhöfen im Schwarzwald. Dort haben wir am Bahnhof geparkt und sind direkt in Richtung Rundwanderweg aufgebrochen. Zu Beginn war der Weg super ausgeschildert, denn es gab einen Wegweiser mit der eindeutigen Aufschrift „Karlsruher Grat – empfohlene Richtung“. Guter Dinge sind wir los gewandert und zu Beginn befanden wir uns auch auf dem rechten Weg. Das erste Highlight war der „Schnapsbrunnen“, eine Verpflegungsstelle bei der man diverse Schnäpse probieren kann. Die Bezahlung erfolgt mittels einer bereitgestellten Kasse. Das Konzept scheint vor allem ausländische Wanderer zu faszinieren, wie wir dem beiliegenden Gästebuch entnehmen konnten („in Neuseeland würde das nicht funktionieren!“). An einem Parkplatz am Waldrand trafen wir wenig später eine andere Wandergruppe, die uns bestätigt hat, „ja, da müsst ihr lang, da geht es zum Karlsruher Grat“. Ähnlich ging es uns mit einem netten Opa, der uns in einem Weiler über den Weg lief.

 

Karlsruher Grat

Mariengrotte

 

Die große Verwirrung beginnt

Den ersten Fehler begingen wir, als wir mitten im Wald einen steilen Pfad hoch geschnauft sind, der sich oben angekommen als Sackgasse entpuppte. Was war passiert? Wir waren zwar einem Wegweiser gefolgt, der war aber minimal zu früh angebracht worden, so dass wir einer neu angelegte Holzrückegasse anstelle des eigentlichen Weges gefolgt sind. Bei allem, was noch folgen sollte, war das ein unbedeutender Umweg.

 

Karlsruher Grat

Edelfrauengrab-Wasserfälle

 

Es geht noch schlimmer…

Denn wenig später staunten wir nicht schlecht, als wir uns plötzlich auf dem Wanderparkplatz wiederfanden, auf dem wir vor geraumer Zeit die andere Wandergruppe getroffen hatten. Wir waren also im Kreis gelaufen. Brillante Leistung. Aufgeben war jedoch keine Option. Und unser Durchhaltevermögen sollte belohnt werden. Denn wir fanden zumindest die „Edelfrauengrab-Wasserfälle“. Das ist landschaftlich definitiv der schönste Teil der Wanderung. Diese Aneinanderreihung von mehreren größeren und kleineren Wasserfällen und den idyllischen Bachläufen dazwischen ist einfach wunderschön. Etwas verwundert waren wir, dass wir die einzigen Wanderer zu sein schienen, die das „Edelfrauengrab“ in Richtung „Karlsruher Grat“ durchwanderten. Alle anderen waren in die andere Richtung unterwegs. Nun ja, vielleicht scheuten diese den Weg über den „Karlsruher Grat“ und folglich auch den kompletten Rundwanderweg, weshalb sie nur diesen kurzen Abschnitt gingen. Ja, wir hätten gleich stutzig werden müssen, wurden es aber erst, als wir wieder in dem Weiler standen, in dem wir morgens den Opi getroffen hatten. Und uns bewusst wurde, dass wir das „Edelrauengrab“ in falscher Richtung durchwandert hatten. Kommando zurück und alles noch einmal in die richtige Richtung…

 

Karlsruher Grat

Im Edelfrauengrab

 

Endlich am (Zwischen-) Ziel

Mittlerweile waren wir leicht frustriert, befanden uns aber zumindest auf dem korrekten Weg in Richtung „Karlsruher Grat“. Der Weg dorthin zeichnet sich durch einen langgezogenen Aufstieg aus, bei dem uns die zu viel gewanderten Kilometer nicht gerade extra Schwung verliehen. Trotzdem schafften wir den Aufstieg problemlos und nahmen oben angekommen den sagenumwobenen „Karlsruher Grat“ in Augenschein. Zunächst wirkten die freien Felsen, über die man klettern muss, durchaus machbar, als wir jedoch um die Ecke gebogen waren, wurde uns mulmig und wir entschieden uns für die Umgehung und somit die sichere Variante. Mit einem erfahrenen Wanderführer an der Seite, würde mich der „Karlsruher Grat“ trotzdem reizen.

 

Karlsruher Grat

Die Felsen des Karlsruher Grats

 

Gastronomischer Reinfall

Die Umgehung führte weiterhin bergan und war entsprechend anstrengend. Zum Glück lockte oben angekommen am Bosensteiner Eck das Rasthaus Bosenstein als Einkehrmöglichkeit. Blöd nur, dass das Personal dort (insgesamt zwei Personen) völlig überfordert war und auch die Auswahl an Speisen zu wünschen übrig ließ. Nachdem wir eine kleine Ewigkeit auf die Speisekarte gewartet hatten, gaben wir auf und verzichteten auf eine Stärkung. Ja, gastronomisch ist der Schwarzwald wirklich in den 60ern stehen geblieben. Das bewahrheitet sich immer wieder. Geht dort also nie ohne großes Vesper wandern. Wir vertrieben uns den Abstieg ins Tal, der danach begann, durch eine Aufzählung all der leckeren Speisen, die es in einer Südtiroler Hütte gegeben hätte.

 

Karlsruher Grat

Romantische Brücke im Edelfrauengrab

 

Karlsruher Grat

Flusslandschaft

 

Das Ende eines Halbmarathons

Nach einer weiteren Konfusion aufgrund eines falsch angebrachten Schildes kehrten wir nach einem anstrengenden Abstieg über Stock und Stein nach Ottenhöfen zurück. Zum Glück waren wir morgens so früh aufgebrochen, denn mittlerweile war es Nachmittag geworden. Ein Blick aufs Handy zeigte außerdem, dass aus den geplanten knapp 13 km durch die diversen Umwege über 20 km geworden waren. Wir sind also einen Halbmarathon gewandert. Wahnsinn…

 

Stabkirche von Ottenhöfen Grat

Stabkirche von Ottenhöfen

 

Fehlersuche

Wo lag nun der Fehler? Nicht an fehlenden Schildern sondern daran, dass der Rundweg in beiden Richtungen durch identische Schilder angezeigt wird. Deshalb unser Rat an alle, die diesen Rundwanderweg in Angriff nehmen möchten: orientiert Euch nicht nur an den Schilden mit der Aufschrift „Karlsruher Grat“. Nehmt eine Wegbeschreibung mit und kontrolliert immer anhand anderer Anhaltspunkte, in welche Richtung ihr gerade gehen müsst. Nur so kommt ihr ans Ziel.

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