Ich habe mein herbstliches Wochenende Ende September in Oberstdorf genossen. Dieser jährliche Besuch in Oberstdorf gehört mittlerweile fest zu meinem Jahresablauf dazu, und ich möchte ihn nicht missen. Nicht umsonst habe ich mir heuer gedacht, „in Oberstdorf ankommen, ist ein bisschen wie heimkommen“.
Unsere Luxusferienwohnung
Als erstes möchte ich die Ferienwohnung „Am alten Rathaus“ vorstellen, in der ich untergebracht war. Die diesjährige Suche nach einer Ferienwohnung hat sich überraschend schwierig gestaltet, da unsere bisher bewährte Ferienwohnungsvermittlung plötzlich nicht bereit war, für unter einer Woche zu vermieten. Hat sich aber zum Glück alles gefügt, und wir sind in einer wunderschönen, zentral am Marktplatz gelegenen Ferienwohnung der Luxusklasse gelandet, die ich jederzeit wieder buchen würde.
Ein weiterer Vorteil dieser Ferienwohnung: die Bergbahnen waren inklusive! Das ist ein Extra, das ich nicht mehr missen möchte, denn die Nebelhorn- oder Fellhornbahn sind teuer, weshalb man normalerweise nie spontan auf einen der Berge fahren würde.
Nebelhorn im Nebel
Am Freitag konnten wir „Bergbahnen inklusive“ auch gleich ausgenutzt, denn da war eine italienische Freundin zu Gast, und mit der sind wir trotz wechselhaften Wetters aufs Nebelhorn gefahren. Als wir auf der zweiten Station den Blick auf den Seealpsee genossen haben, hat es prompt zu regnen angefangen. Außerdem zog Nebel auf, als wir auf dem Gipfel waren. Kein perfektes Bergwetter, aber so sind zumindest einige mystische Bilder entstanden.
Nebelhorn bei strahlendem Sonnenschein
Die Wettervorhersage für unser langes Oberstdorf-Wochenende war ausgesprochen unbeständig und wenig verlässlich. Mir wurde mehrfach angezeigt, dass der Samstag richtig schlecht werden würde. Tatsächlich war es bereits morgens trocken und als ich nach der Eistanzkür die Eishalle verlassen habe, erwartete mich strahlender Sonnenschein. Ganz Oberstdorf (und insbesondere alle Touristen) schienen auf den Beinen zu sein. Ich musste meinen Rucksack und meine Wanderschuhe im Zentrum von Oberstdorf abholen und war froh, als ich wieder zurück an der Eishalle am Rande von Oberstdorf war, denn da war es wesentlich ruhiger. Vorbei an der Skischanze habe ich meine Wanderung zur ersten Station der Nebelhornbahn, der Station Seealpe, gestartet. Diesen Weg bin ich nicht zum ersten Mal gegangen, aber aufgrund des begrenzten Zeitfensters, das ich hatte, war diese Wanderung perfekt für mich.
Ich bin zum ersten Mal überhaupt alleine gewandert, und ich habe diese Me-Time sehr genossen. Kann ich jedem ans Herz legen, allerdings mit Einschränkungen: man sollte sich vorab gut über die Wanderroute und das Wetter informieren und jemanden über seine Pläne auf dem Laufenden halten, damit man im schlimmsten aller Fälle gerettet werden kann (ich schaue nicht umsonst die „Bergretter“…). Davon abgesehen ist es der perfekte Weg, um den Kopf frei zu bekommen und ganz bei sich selbst zu sein.
Naturgemäß geht es bei dieser Wanderung die ganze Zeit bergan, und ich habe wieder auf das bewährte Konzept zurückgegriffen, mein eigenes Tempo zu finden und kontinuierlich weiterzugehen. Eigentlich hatte ich den Eindruck, dass ich langsam unterwegs bin. Tatsächlich war ich fast eine halbe Stunde schneller als ausgeschildert.
Von der ersten Station der Nebelhornbahn bin ich zunächst zur zweiten Station hochgefahren. Dort habe ich eine Weile die Gleitschirmflieger beobachtet. Irgendwie würde es mich sehr reizen, das auch einmal zu versuchen…
Anschließend habe ich dieselben Plätze besucht wie am Tag zuvor. Es war eine komplett andere Erfahrung, den Seealpsee z.B. bei strahlendem Sonnenschein und nicht im Nebel zu sehen. Müsste ich eine Liste meiner Lieblingsplätze auf dieser Welt anfertigen, wäre der Seealpsee ganz vorne dabei. Für mich ist der Bergkamm, von dem aus man einen perfekten Blick auf den Seealpsee hat, so etwas wie ein Kraftplatz. Ich, die nichts langweiliger und unerträglicher findet, als untätig herumzusitzen, könnte hier für eine Stunde bleiben und einfach nur auf diesen wunderschönen Gebirgssee starren.
Auf den Gipfel bin ich zum Abschluss auch noch gefahren und habe die neue Aussichtsplattform genutzt. Eine wirklich tolle Innovation, dank derer man einen kompletten Rundblick vom Nebelhorn hat.
Auf dem Weg zurück ins Tal musste ich leidvoll erfahren, dass man sich bereits eine Stunde vor der letzten Talfahrt in eine laaange Schlange einreihen muss. Nun ja, zumindest kann man das WLAN nutzen, so bald man in die Bergstation vorgedrungen ist. (Ja, die Schlange begann bereits viele Meter VOR dem Eingang zur Station Höfatsblick).
Nachdem der allererste Wanderurlaub meines Lebens mit Anfang 20 eine Erfahrung der Kategorie „kann man man machen, nervt aber eher“ war, hätte ich nicht gedacht, dass mir wandern jemals so viel Spaß machen würde. Wobei ich zugeben muss, dass die Voraussetzungen mittlerweile auch ganz andere sind. Damals war ich völlig untrainiert (nach dem Abi habe ich erst einmal 5 Jahre lang überhaupt keinen Sport gemacht – so viel zum Thema Sinnhaftigkeit von Schulsport), und in dem Zustand ist es nicht die beste Idee, den Watzmann besteigen zu wollen. Habe ich trotzdem geschafft, auch wenn ich heute nicht mehr weiß, wie ich das angestellt habe. Heute finde ich, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, die Natur zu genießen und eine Landschaft wirklich wahrzunehmen als beim Wandern. Das fällt mir besonders auf, wenn ich einen Wanderurlaub mit einer Busrundreise oder einem reinen Roadtrip vergleiche.
Und Oberstdorf sieht mich nächstes Jahr garantiert wieder. Nicht nur, weil es die 50. Ausgabe der Nebelhorn Trophy sein wird.
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