Mit diesem Blogpost komme ich daher „wie die alte Fastnacht“. Irgendwie ist es mir nicht gelungen, zeitnah von diesem heißen Ausflug an den Bodensee zu berichten. Unter den Tisch fallen lassen möchte ich dieses Erlebnis trotzdem nicht und da es genug Menschen zu geben scheint, die – im Gegensatz zu mir – dem Winter nichts abgewinnen können, präsentiere ich an dieser Stelle Fotos von strahlendem Sonnenschein und beinahe zu heiße Temperaturen.
Es war damals eine spontane Entscheidung, dieses Wochenende am Bodensee (oder wie der Insider schlicht zu sagen pflegt: „am See“) zu verbringen. Ein eintägiger Ausflug nach Überlingen, Konstanz oder Meersburg steht eigentlich jedes Jahr auf dem Plan – das ist der Vorteil, wenn man nur gute zwei Stunden von so einem touristischen Highlight entfernt wohnt und zudem Freunde in der Region hat – dieses Mal sollte es endlich ein komplettes Wochenende mit Übernachtung sein. Das Hotelzimmer wurde erst wenige Tage vor der Abreise gebucht. Es war eine Hitzewelle angesagt, aber das würde uns nicht davon abhalten, zwei wundervolle Tage am schwäbischen Meer zu verbringen. Oder?
Die barocke Kirche von Birnau (von mir gerne als „St. Maria Birnbaum“ bezeichnet) wollte ich schon seit Jahren besichtigen. In diesem Jahr klappte es endlich mit einem Zwischenstopp, und es hat sich definitiv gelohnt. Im Innenraum darf man nicht fotografieren, und leider kann man die typisch goldene und überladene barocke Pracht kaum in Worte fassen, weshalb ich den Link zu der offiziellen Seite der Kirche herausgesucht habe.
Anschließend haben wir eine Schifffahrt gemacht. Es wurde eine „Drei-Länder-Fahrt“, wobei diese nicht zu meinen Favoriten zählt, denn die werden meist auf kleinen Kähnen älteren Semesters durchgeführt. Ich empfehle, da auf ein Linienschiff und eine reguläre Route umzusteigen. Diese Schiffe sind größer und moderner.
Zurück in Konstanz schlug die Hitzewelle so richtig über uns zusammen. Am und auf dem See war es einigermaßen erträglich, wohingegen es in der Fußgängerzone kaum auszuhalten war. Man hatte das Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können, und es war eine Erleichterung, für kurze Zeit in einen klimatisierten Laden abzutauchen. Ich bin ein Verfechter von warmem Wetter für Ausflüge und würde normalerweise nie auf die Idee gekommen, mich über zu viel Hitze zu beschweren (denn wer will schon im nass-kalten Nieselregen eine neue Stadt entdecken?) aber hier war es definitiv eine Spur zu drückend heiß.
Die Wettervorhersage hatte Gewitter angesagt, und so waren wir nicht überrascht, als es tatsächlich anfing zu regnen. Da wir in der Innenstadt unterwegs waren, konnten wir in eine Kirche flüchten. Und dort haben wir gewartet. Und gewartet. Und gewartet. Und noch mehr gewartet. Es wollte einfach nicht nachlassen. Ich spreche hierbei nicht von gewöhnlichem Regen sondern von Starkregen, bei dem klar war, dass kein Schirm der Welt irgendetwas retten würde. Also weiter geduldiges Warten. Bis uns klar war, dass wir wahrscheinlich bis morgen früh auf eine Wetterbesserung warten würden, denn der Regen hat die ganze Zeit nicht einmal ein klitzekleines Bisschen nachgelassen. Also haben wir uns im strömenden Regen und bei mindestens zehn Zentimeter auf den Gehwegen stehendem Wasser hinausgewagt und sind im Stechschritt unserem eine gute halbe Stunde Gehzeit entfernt liegenden Hotel entgegengestrebt. Dabei habe ich nebenbei versucht, meine Kamera und meine Handtasche zu schützen, und auf den Weg mussten wir auch noch achten. Es war ein beinahe unwirkliches Erlebnis, dass ich nie vergessen werde. Am Anfang lagen mir noch meine roségoldenen Lieblingssandalen am Herzen, irgendwann war alles egal, und wir sind ohne Rücksicht auf Verluste durch beinahe knietiefes gewatet. Das war ein „scary moment“, da man nicht einmal den Boden sehen konnte, und wir aufgrund der heimatnahen Ereignisse von Braunsbach in 2016 wussten, wie gefährlich so etwas werden kann. Zum Glück ist alles gut gegangen, und irgendwann haben wir nur noch gelacht, denn es half sowieso nichts…
Zurück im Hotel konnte man die Klamotten auswinden. Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch die Hoffnung, dass wir abends in Konstanz würden ausgehen können. Das zerschlug sich jedoch recht schnell, denn es wollte einfach nicht aufhören zu regnen, was bedeutete, dass wir uns damit anfreunden mussten, an diesem Abend nicht mehr Essen gehen zu können. Also haben wir uns mit Snacks über Wasser gehalten und sind früh zu Bett gegangen. Dadurch haben wir verpasst, dass die Studenten vom Studentenwohnheim gegenüber den überfluteten Parkplatz zum Surfen genutzt haben.
Unser Hotel war das ABC-Hotel, bei dem mir gut gefallen hat, dass es kein neugebauter Hotelkomplex war sondern aus modern eingerichteten Zimmern in einem historischen Gebäude bestand. Das Frühstück war auch sehr lecker und das Personal nett und herzlich. Von der Lage her würde ich das Hotel jedoch nicht empfehlen, denn der Fußweg zum Hafen und in die Innenstadt ist recht weit. Wenn es so heiß ist wie bei unserem Aufenthalt, vermisst man unter dem Dach zudem die Klimaanlage.
Am nächsten Tag traf uns beinahe der Schlag, denn beim Blick aus dem Fenster zeigte sich, dass der Regen (in abgeschwächter Form) noch immer anhielt. Blieb nur die Hoffnung, dass es nach dem Frühstück nachlassen würde. So kam es auch.
Zum Abschluss wollten wir gerne eine weitere Schifffahrt machen, da die „Drei-Länder-Fahrt“ vom Vortag nicht wirklich überzeugen konnte. Es war trotzdem nicht ganz einfach, sich für eine Route zu entscheiden. Eigentlich war der Plan, auf die Reichenau zu fahren. Blöd nur, dass die Reichenau von den Schweizern angefahren wird, weshalb sich die Fahrt dorthin als völlig überteuert herausgestellt hat. Stattdessen sind wir nach Meersburg gefahren.
Meersburg ist ein kleiner, direkt am See gelegener Ort mit eigenem Weingut und – wie es der Name schon verrät – der Alten Burg, die in Privatbesitz ist, und dem Neuen Schloss. Es gibt die Unterstadt, die sich vor allem durch eine Promenade und viele Einkehrmöglichkeiten auszeichnet, und die ca. 40 m höher gelegene Oberstadt. Beide Teile sind durch einen steilen Aufstieg miteinander verbunden. Bei manchen Touristen hatte ich den Eindruck, dass sie diesen Aufstieg nicht in Angriff nehmen würden, und stattdessen ihren kompletten Aufenthalt in einem der vielen Cafés direkt am See verbracht haben.
Zurück in Konstanz haben wir recht schnell die Rückreise angetreten, denn es waren erneut Unwetter angekündigt. Da wollten wir nichts riskieren.
Habe ich diesen Ausflug zum Bodensee nun bereut? Nein, denn in solchen Fällen halte ich es mit folgendem, klugen Satz:
„Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.“ [Mark Twain]
Auch wenn ich um meine roségoldenen Sandalen, die die Wasserschlacht nicht überlebt haben, getrauert habe. Zum Glück konnte ich sie durch ein baugleiches Paar ersetzen.
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