|Leseliebe| „Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans“ von Mackenzi Lee

"Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans" Mackenzi Lee

„Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans“

  • Mackenzi Lee
  • Jugendbuch
  • Deutsch (original: Englisch)
  • Das Buch wurde mir vom Königskinder-Verlag für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
  • 5 Sterne (von 5 möglichen Sternen)

Es gibt Rezensionen, die schreibt man einfach so runter. Das trifft bei mir vor allem auf „Verrisse“ zu, denn da bin ich automatisch im Flow. Auch Bücher, die einen weder besonders begeistert noch wesentlich gestört haben, bedürfen keiner Extraportion Energie.

Ganz anders verhält es sich mit Büchern, die einen beeindruckt haben. Denn da möchte man die Begeisterung, die man selbst beim Lesen empfunden hat, auch an seine Blogleser transportieren. Und genau zu so einem Buch komme ich heute.

"Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans" Mackenzi Lee

Dass ich ein großer Fan des Königskinder-Verlags bin, ist kein Geheimnis. Die Geschichten aus diesem Verlag sind einfach sowohl rein äußerlich als auch vom Inhalt her echte Schmuckstücke.Die „Cavaliersreise“ bildet hier keine Ausnahme.

Henry Montague, genannt Monty, stammt aus wohlhabenden Verhältnissen und wird von seinem Vater gemeinsam mit seiner Schwester Felicity, die unterwegs in einem Pensionat abgesetzt werden soll, und seinem besten Freund Percy auf Bildungsreise durch Europa geschickt. Dieses Konzept war im 18. Jahrhundert in der besseren Gesellschaft durchaus beliebt. Der jugendliche Reisende sollte einerseits seinen Horizont erweitern, gleichzeitig sollte er sich die Hörner abstoßen.Bei der im Buch beschriebenen „Cavaliersreise“ kommt jedoch alles ganz anders als geplant. Daran ist Monty nicht ganz unschuldig, denn er ist ein Luftikus, der sich immer wieder in verfängliche Situationen manövriert. Vor allem, wenn er eine Eroberung machen möchte und sich dadurch in Tändeleien verstrickt. Fragt nicht, er schafft es, bei so einer Gelegenheit nackt durch die Gärten von Versailles flüchten zu müssen. Und dabei ist er doch eigentlich seit langem in seinen besten Freund Percy verliebt.

Percy hingegen hat gänzlich andere Probleme. Nicht genug, dass er aufgrund seiner dunklen Hautfarbe von jeher nicht in die englische Oberschicht gepasst hat, auf der Reise kommen zudem seine gesundheitlichen Probleme ans Licht, denn er leidet an Epilepsie.

Felicity hingegen möchte nur eines: Zugang zu Bildung bekommen. Gar nicht so einfach für ein Mädchen in dieser Epoche, wo Handarbeit und höfliche Konversation die gefragten „soft skills“ bei Frauen der Oberschicht sind.

Kein Wunder, dass diese „Cavaliersreise“ völlig eskaliert. Die drei werden vom Personal und somit auch von ihrem Aufpasser getrennt und befinden sich plötzlich völlig auf sich allein gestellt auf der Flucht vor Wegelagerern und Piraten quer durch Europa.

"Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans" Mackenzi Lee

Was für ein großartiges Buch! Es sind verschiedene Faktoren, die mich zu diesem Urteil gebracht haben. An erster Stelle wäre da Monty, den man an der einen oder anderen Stelle im Buch am liebsten schütteln möchte, denn er schafft es wiederholt, die dümmste mögliche Entscheidung zu treffen und sich wie ein totaler Taugenichts aufzuführen. Deshalb Hut ab vor der Autorin, die es trotzdem schafft, ihm solch liebenswerte Facetten zu geben, dass man ihn als Leser trotzdem während des gesamten Buches mag und immer das Beste für ihn hofft.

Sympathie für Percy zu empfinden ist viel einfacher, denn er ist der gesellschaftliche Außenseiter in der Geschichte, der sich die meiste Zeit wie ein wahrer Gentleman verhält, so dass man ihn einfach mögen muss.

Felicity hat mich als Persönlichkeit begeistert. Wie sie mit Haut und Haaren dafür kämpft, lernen zu dürfen, war faszinierend zu lesen. Einfach ein großartiger, emanzipierter, weiblicher Charakter in einem Jugendbuch. Davon dürfte es ruhig mehr geben.

"Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans" Mackenzi Lee

Neben den drei Hauptdarsteller haben vor allem zwei Dinge dieses Buch für mich besonders liebenswert gemacht. Zum einen das Setting im 18. Jahrhundert, denn so erfährt man ganz nebenbei einiges über diese Epoche und lernt verschiedene Dinge, die mittlerweile selbstverständlich für uns sind, wie z.B. dass in Deutschland Mädchen und Jungs Abitur machen und studieren dürfen, mehr zu schätzen.

Zum anderen die zarte Liebesgeschichte zwischen Monty und Percy. Die Annäherung und das Gefühlschaos zwischen den beiden wurde von Mackenzi Lee so wunderschön beschrieben, dass es für mich keine Sekunde eine Rolle gespielt hat, dass hier zwei Jungs in einander verliebt sind und nicht „wie üblich“ ein Mädchen und ein Junge. Im Gegenteil, ich würde mir wünschen, dass sich mehr Jugendbücher dieses Themas annehmen, einfach damit dieses Genre abwechslungsreicher wird und auch die Literatur mithilft, dass alle Arten von Beziehungen selbstverständlich werden. Ich habe mit den beiden genauso mitgefiebert wie mit z.B. mit Ella und Reed in „Paper Princess“. Das ist, denke ich, das schönste Kompliment, das ich Mackenzi Lee machen kann.

Falls du auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Jugendbuch bist, das trotzdem nicht deprimierend oder humorlos sein soll, dann bist du bei der „Cavaliersreise“ genau richtig aufgehoben.

4 Kommentare

  1. 27. April 2017 / 17:51

    Hallo Stefka,
    dieser Rezension ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen. Ich habe Cavaliersreise auch vor kurzem lesen dürfen. Es war mein erstes Königskind. Ich fand die Geschichte richtig gut. Bei vielen Rezensionen habe ich das gelesen, was auch bei dir leicht durchschimmert: Felicity war eine sehr starke Nebencharakterin. Sie hätte wirklich ihre eigene Geschichte verdient.

    Die Liebesgeschichte von Percy und Monty hat mir auch sehr gut gefallen. Sie war nicht zu aufdringlich sondern eher dezent. Was mir auch sehr gefallen hat, war der Umschwung in Richtung Abenteuerroman. Eine Wendung, die ich so nicht vorhergesehen hätte.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    • 27. April 2017 / 20:06

      Das freut mich sehr, dass Dir meine Rezension gefallen hat.

      Und ja, die Abenteuer-Komponente hat mich auch überrascht, denn die ist m.E. aus dem Klappentext nicht ersichtlich. Hat mir aber ebenfalls sehr gut gefallen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu