„Schenk mir deine Träume“
- Marie Force
- Die Green-Mountain-Serie#4
- Chick Lit
- Deutsch (Original: Englisch)
- Hörbuch
- 3 Sterne (von 5 möglichen Sternen)
Frei nach dem Motto „Wo Licht ist, ist auch Schatten“, komme ich heute zu einem Buch, das mir nicht ganz so gut gefallen hat. Sehen wir es positiv, vielleicht eine nette Abwechslung zu den begeisterten
Rezensionen der letzten Tage.
Für „Schenk mir deine Träume“ habe ich mich sehr spontan entschieden. Ich habe am Karfreitag die Wohnung einer Grundreinigung unterzogen und dabei bin ich zum ersten Mal auf die Idee gekommen, ein Hörbuch nebenher laufen zu lassen. Das habe ich vor Abschluss meines Hörbuch-Abos nicht gemacht, da ich bis zu dem Zeitpunkt ausschließlich CDs im Auto gehört habe und in meiner Wohnung keinen CD-Player besitze, ganz abgesehen davon, dass ich es mir umständlich vorstelle, den CD-Player oder alternativ ein Notebook von Zimmer zu Zimmer zu schleppen. Mit einer App auf dem Smartphone ist das viel einfacher und so habe ich mich kurzfristig nach neuem Hörstoff umgesehen.
Bei dem Buch von Marie Force bin ich gelandet, weil ich schon seit einigen Monaten regelmäßig ihre Bücher in Buchhandlungen auslegen gesehen habe. Außerdem wollte ich etwas Leichtes haben, bei dem man problemlos nebenher putzen oder Auto fahren kann.
Nun ja, leicht war der Stoff ohne Frage, leider hat er mich aber auch von Stunde zu Stunde mehr genervt. Wahrscheinlich hätte ich bereits zu Beginn hellhörig werden sollen, als am Anfang eines neuen Kapitel Donald Trump zitiert wurde. Das war kein gutes Omen…
„Schenk mir deine Träume“ ist Teil 4 der Green Mountain Serie von Marie Force. In dieser Fortsetzungsgeschichte geht es um die kinderreiche Familie Abbott, die einen „Country Store“ im ländlich, idyllischen Vermont betreibt. In Band 4 steht Hunter Abbott, der Älteste von zehn Geschwistern, im Mittelpunkt. Er ist seit Ewigkeiten in Megan Kane, eine Kellnerin im ortsansässigen Diner, verschossen. Blöd nur, dass Megan jahrelang hinter seinem Bruder Will her war und Hunter nie wirklich wahrgenommen hat. Nachdem Will in Band 3 der Serie mit einer anderen Frau sein Glück gefunden hat, ist in Band 4 die Bahn frei für Hunter, der sich durch Megans Launen nicht abschrecken lässt und ihr endlich zeigen möchte, dass er der Abbott ist, der für sie bestimmt ist.
Eigentlich keine schlechten Voraussetzungen für ein Buch nach meinem Geschmack. Ich mag Geschichten, die in schneereichen Gegenden in den USA angesiedelt sind. Wenn sie in den Bergen spielen, umso besser. Auch einen männlichen Buchhalter (oder eher Leiter Rechnungswesen und Controlling) in der Hauptrolle finde ich aufgrund meines eigenen beruflichen Hintergrunds spannend.
Aber all dieses Potential wurde in „Schenk mir deine Träume“ aus verschiedenen Gründen verschenkt.Da wäre zunächst mit Megan Kane eine unsympathische und zickige Hauptdarstellerin. Klar, sie kämpft mit den Geistern aus ihrer Vergangenheit, aber mit Mitte zwanzig sollte man sein Leben soweit im Griff haben, dass man nicht völlig von seiner älteren Schwester abhängig ist und sich seit knapp zehn Jahren in einer Übergangsphase als Kellnerin ausruht, um irgendwann zu entscheiden, ob man vielleicht doch noch aufs College möchte.
Hunter finde ich grundsätzlich netter, allerdings ist seine Charakterbeschreibung sehr unausgegoren. Einerseits penibler Buchhalter mit extrem hohem Verantwortungsbewusstsein, andererseits natürlich perfekt durchtrainiert und super sportlich (wo er die Zeit für den Sport findet, wo er doch angeblich rund um die Uhr bucht (=arbeitet), bleibt ein Rätsel). Einerseits super brav und gewissenhaft, fast ein bisschen langweilig, andererseits die totale Granate im Bett. Letzteres gilt übrigens auch für Megan, obwohl sie davor zehn Jahre lang enthaltsam gelebt hat. Wahrscheinlich wollte die Autorin andeuten, dass das wie Fahrradfahren ist – verlernt man nicht. Auch passen die kitschigen Liebesschwüre so überhaupt nicht zudem, was sich im Schlafzimmer der beiden abspielt.
Alles in allem eine äußerst krude Mischung, die ihren Höhepunkt findet, als Megan darauf besteht, weiterhin unter dem Einkaufspreis Essen in dem Diner anzubieten, das Hunter für seine Familie von ihrer Schwester kaufen möchte, da sie für die Armen und Alten in ihrem Heimatort eine Anlaufstelle bleiben möchte. Klar, das ist heroisch und mitfühlend, aber eben auch total an der Realität vorbei. Ich würde es als eine Art Sozialkitsch bezeichnen. Wenn Hunters Antwort gewesen wäre, dass man weiterhin ein, zwei günstige Gerichte anbieten wird, hätte ich das verstanden, aber welcher angeblich ach so erfolgreiche Buchhalter kauft ein Business, bei dem von vorneherein klar ist, dass es nur tiefrote Zahlen schreiben wird? Richtig, keiner.
Hinzu kommt, dass ich die Stimme der Sprecherin als eintönig empfunden habe. Ich habe das Hörbuch nur zu Ende gehört, weil ich mich die meiste Zeit beim Autofahren habe berieseln lassen.
Als ich gehört habe, dass Hunter neun weitere Geschwister hat, dachte ich zunächst an einen cleveren Schachzug der Autorin, denn so hat sie Potential für insgesamt zehn Romane bis jedes der Abbott Kinder sein Liebesglück gefunden hat. Allerdings habe ich bei meiner Recherche zu dieser Rezension festgestellt, dass bislang erst sechs Bände im englischen Original erschienen sind, der letzte davon im Jahr 2016. Da in 2017 bislang kein neuer Band der Reihe auf den Markt geworfen wurde, könnte es sein, dass Marie Force diese Serie abgebrochen hat. Da ich mir nicht vorstellen kann, einen weiteren Band zu kaufen, betrifft mich selbst diese Vermutung eher weniger…