|Leseliebe| Lesemonat Juli 2022

Im Lesemonat Juli 2022 konnte ich bei konstant warmen Temperaturen und anhaltender Trockenheit hier im Südwesten 8 Bücher beenden. Ich persönlich mag die Wärme – trotz Dachgeschosswohnung – kann es aber nicht komplett genießen, da ich mir gleichzeitig Sorgen um die Umwelt mache. Ein Dilemma…

Zurück zu den erfreulichen Dingen. Meine 8 gelesenen Bücher setzen sich aus 7 klassischen Büchern und 1 Hörbuch zusammen. Das spiegelt ziemlich genau meine aktuelle Gefühlslage wieder. Denn ich, die den E-Reader seit Jahren als Alternative zum klassischen Buch geliebt hat, mag den aktuell nur ungern zur Hand nehmen. Keine Ahnung woran das liegt. Es ist ein innerer Drang, der mich zu echten Büchern und nicht zu E-Books greifen lässt. Einerseits okay, andererseits wächst in mir die Befürchtung, dass mein Bücherregal bald aus allen Nähten platzen wird.

7 Bücher waren auf Deutsch, 1 Buch habe ich auf Englisch gelesen.

 


 

Jahreshighlight (im Lesemonat Juli 2022)

War dieses Mal keins dabei. Wobei ich hierzu erwähnen möchte, dass ich mit dieser Kategorie nicht leichtfertig um mich schmeiße. Weshalb unter den „super guten Büchern“ einige dabei waren, die an der Eingruppierung als „Jahreshighlight“ gekratzt haben.

 


 

Super gute Bücher (im Lesemonat Juli 2022)

 

Lesemonat Juli 2022_Westwell_Blood and Ash

 

„Westwell – Heavy & Light“ von Lena Kiefer

Lena Kiefer gehört für mich zu den Autor*innen, von denen ich jedes Buch umgehend nach Erscheinen kaufen und lesen muss. Egal, in welchem Genre sie schreibt. Ja, wahrscheinlich würde ich bei ihr auch zu einem blutrünstigen Thriller greifen 😉

Ihre neue „Westwell“-Trilogie möchte ich als eine Art moderne „Romeo & Julia“-Variante beschreiben. Denn Helena und Jess dürfen sich nicht ineinander verlieben. Schließlich endete die Liebesbeziehung ihrer beiden Geschwister in einer Katastrophe. Die beiden kamen in der Nacht ihrer Verlobungsparty unter ominösen Umständen ums Leben und dank der medialen Steuerung von Jess‘ Mutter gibt alle Welt Helenas Schwester die Schuld am Tod der beiden. Helena ist nach New York zurückgekehrt, um den Ruf ihrer Schwester wiederherzustellen – und ganz sicher nicht, um sich in den Sohn ihrer großen Widersacherin zu verlieben…

Ich mochte sehr viel am ersten „Westwell“-Band. Das Setting in der New Yorker „High Society“ ist großartig gewählt und in meinen Augen gehört es zu Lena Kiefers großen Talenten, ihre Schauplätze lebendig und authentisch zu schildern. Helena und Jess sind zwei tolle Protagonist*innen, denen ich gerne gefolgt bin. Ich habe gelesen, dass manch eine Leserin enttäuscht war, die eine klassische „Enemies to Lovers“-Geschichte erwartet hat. Das trifft auf mich nicht zu. Denn ich konnte gut damit leben, dass Helena und Jess bei ihrer ersten Begegnung rein aufgrund der familiären Verstrickungen Vorurteile gegenüber einander haben. Aber sich eben nicht richtig hassen, weil sie schlicht keine gemeinsame Vergangenheit haben.

Da es in allen drei Bänden um Helena & Jess und die Suche nach der Wahrheit, was in dieser verhängnisvollen Nacht geschehen ist, gehen wird, ist das Erzähltempo naturgemäß nicht ganz so hoch. Das hat mich nicht gestört. Mir hat es gefallen, wie Lena Kiefer den Charakteren und der Storyline Zeit gibt, sich zu entwickeln.

Zum guten Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es Lena Kiefer erneut gelungen ist, einen besonders liebenswerten Nebencharakter zu erschaffen. Ganz viel Liebe für Jess‘ kleinen Bruder. Ich wünsche mir so sehr, dass er in den Folgebänden eine wichtige Rolle spielen wird. Oder vielleicht sogar ein Spin-Off bekommt?!

 

„Blood & Ash“ von Jennifer L. Armentrout

OMG, ich habe mein Comeback im Fantasy-Genre gefeiert! Vor 10 bis 20 Jahren habe ich regelmäßig „fantastische“ Bücher gelesen („Harry Potter“, „Twilight“, „True Blood“…), in den letzten Jahren wurde es immer weniger. Den zweiten Band von „A Court of Throne and Roses“ von Sarah J. Maas z.B. habe ich abgebrochen, da ich einfach nicht in die Geschichte hineingekommen bin.

Als im letzten Jahr der große Hype um „Blood & Ash“ entstanden ist, erwachte in mir der Wunsch, dass ich diese Reihe lesen möchte. Und wenn es nur ist, um den Hype zu verstehen. Um das Ganze niedrigschwellig für mich zu gestalten, habe ich mich entschieden, „Blood & Ash“ nicht auf Englisch – wie ich es mit einem englischen Original normalerweise machen würde – sondern in der deutschen Übersetzung zu lesen.

Das war eine gute Entscheidung. Denn die Geschichte um Poppy, die als „Jungfräuliche“ ein einsames Dasein fristet, bis der neue Bodyguard Hawke in ihr Leben tritt, hat von Anfang an eine Sogwirkung entfaltet, der ich mich nicht entziehen konnte. Weder das düstere mittelalterliche Setting, diverse blutrünstige Szenen noch die vielen fantastischen Kreaturen haben es vermocht, diesen Sog zu stoppen.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich an der Stelle ein paar „spicy“ Szenen, die „Blood & Ash“ beinhaltet. Die habe ich von einem Buch aus der Feder von Jennifer L. Armentrout durchaus erwartet. Außerdem hatten sie für mein persönliches Leseerlebnis einen nicht unerheblichen Anteil an besagter Sogwirkung…

Zwei kleine Kritikpunkte habe ich trotzdem.

  • Punkt 1: Hawkes Verhalten ist ab und an gefährlich nahe an toxischer Männlichkeit.
  • Punkt 2: Die Formulierung „Hawke (bzw. andere sehr klischeehaft „männlich“ auftretende Protagonisten) kicherte“ finde ich ganz furchtbar. Dieses Verb passt für mich null zum Gehabe dieser Charaktere.

Davon abgesehen eine super Lektüre mit Suchtpotential. Kleiner Vorgriff auf den Lesemonat August 2022: ich bin mittlerweile schon fast am Ende der knapp 800 Seiten von Band 2.

 

Lesemonat Juli 2022_Das Gegenteil von Hasen_Die Wunderfrauen

 

„Das Gegenteil von Hasen“ von Anne Freytag

In diesem Jugendbuch von Anne Freytag steht das Thema Cybermobbing im schulischen Umfeld im Fokus. Dadurch, dass die Geschichte nicht nur aus der Sicht des Opfers sondern aus ganz vielen Perspektiven erzählt wird, bekommt die Geschichte eine ganz eigene Dynamik. Darüber hinaus wird erst am Ende offengelegt, wer der Täter / die Täterin ist – weshalb sich ein an einen Krimi erinnernde Spannungskurve aufbaut. Ein weiterer Twist ist, dass das Opfer früher selbst Täterin oder zumindest Mitläuferin war. So dass kein einziger der Charaktere schwarz oder weiß ist. Sondern alle Personen ganz viele Graustufen und Facetten in sich tragen. Was „Das Gegenteil von Hasen“ sehr lebensnah macht.

Ehrlicherweise hatte ich ein bisschen Angst oder besser gesagt Respekt vor dem Buch. Denn ich fürchtete eine traurige Geschichte, die mich runterziehen könnte. Aber das war überhaupt nicht der Fall, da es Anne Freytag trotz der ernsten Thematik schafft, mit Witz zu erzählen. Die kleinen, sich anbahnenden Beziehungen unter den Schüler*innen geben zusätzlich Hoffnung. Ein bisschen Herzklopfen macht so viel aus!

Ein tolles Jugendbuch, dass ich sehr gerne gelesen habe.

„Die Wunderfrauen – Freiheit im Angebot“ von Stephanie Schuster

Eine meiner liebsten historischen Reihen. Ich kehre so gerne zu den vier ungleichen Freundinnen an den Starnberger See zurück und begleite sie von den Wirren des 2. Weltkriegs bis in die Jahre der Bundesrepublik. In Band 3 geht es in die wilden 70er, die u.a. durch die Olympischen Spiele in München geprägt waren. Das war ganz meins, denn dieses Ereignis hätte ich – abgesehen von dem Attentat  – sehr gerne miterlebt. Aber auch die Nazi-Vergangenheit lässt die vier Freundinnen nicht los, denn eine von ihnen taucht tief in ihre Familiengeschichte ab und  fördert dunkle Geheimnisse zu Tage…

Ich freue mich sehr, dass diese Reihe mit Band 3 nicht zu Ende geht, sondern im Herbst ein Weihnachtsbuch erscheinen wird, das die 1990er Jahre als Background hat.

Hier entlang zu meiner Rezension.

 


Gute Bücher (im Lesemonat Juli 2022)

 

Lesemonat Juli 2022_Schuld_Zimtschnecken zum Frühstück_Love from Scratch

 

„Schuld“ von Ferdinand von Schirach

In „Schuld“ erzählt Ferdinand von Schirach in Form von Kurzgeschichten von seinen eindrücklichsten, brutalsten, überraschendsten und kuriosesten Fällen. Das ist nicht immer leicht zu lesen (Triggerwarnung Massenvergewaltigung), aber sehr spannend, vor allem wenn man sich tiefergehend mit der Funktionsweise des Justizsystems beschäftigen möchte.

Ich würde nicht empfehlen, alle Kapitel in einem Rutsch zu lesen. Denn ich habe Zeit zum Verarbeiten und Nachdenken über die einzelnen Fälle gebraucht. Auch besteht die Gefahr, dass sich sonst eine Art Gewöhnungseffekt einstellt. Und man einfach nur noch auf den großen Knall oder DIE Wendung kurz vor Ende wartet.

 

„Zimtschnecken zum Frühstück“ von Sara Molin

Schweden, Zimtschnecken und so ein cooles Cover? Dieses Buch schrie ganz laut „Steffi“. Alles rundum das Setting in Stockholm und das Lehrerleben von Protagonistin Clara hat mir beim Lesen deshalb auch richtig gut gefallen. Für die Verwicklungen in Claras Privatleben kann ich leider nur eine eingeschränkte Leseempfehlung ausstellen. Denn viel zu oft hätte ich Clara am liebsten geschüttelt und ihr zugerufen: „Jetzt frag halt einfach nach und nimm nicht einfach nur an!“

Trotzdem ein gutes Buch, über das ich gerne in dieser Rezension geschrieben habe.

 

„Love from Scratch“ von Kaitlyn Hill

Als ich dieses Buch in der Buchhandlung entdeckt habe, war es ein reiner Coverkauf. Ich vermute, es waren die knalligen Farben, die mich angesprochen haben. Klar, ein bisschen kitschig, aber eben auch der totale Hingucker. Wobei ich bei der Gelegenheit direkt erwähnen muss, dass es sich um einen klassischen Fall von „don’t judge a book by its cover“ handelt. Denn was äußerlich so offensichtlich romantisch daher kommt, entpuppt sich beim Lesen als Romanze mit eindeutig feministischer Botschaft.

Die 19jährige Reese macht ein Praktikum in der Marketingabteilung eines Fernsehsenders und landet eher unfreiwillig mit ihrem Kollegen Benny vor der Kamera. Während der viel Kocherfahrung besitzt, dient Reese als sein unbeholfener Sidekick. Es scheint, als würden die Zuschauer die Funken zwischen Reese und Benny bereits spüren, als Reese ihren Kochpartner noch als nervig überheblich empfindet. Aber ist es eine gute Idee, sich auf Benny einzulassen? Kämpft der doch um dasselbe Anschlusspraktikum wie Reese.

Auch meine Kurzbeschreibung klingt nach einer typischen Liebesgeschichte, tatsächlich standen für mich jedoch Reese Erfahrungen mit „slut shaming“ an der Highschool und der Herabwürdigung von Frauen im beruflichen Umfeld im Fokus. Die Romanze kam im Vergleich eher als Nebenrolle daher.

Die ernsten Themen wurden hervorragend umgesetzt. Bis auf das Ende des Buches. Denn da haben sich für meinen Geschmack zu viele Probleme in Wohlgefallen aufgelöst. Deshalb überschatten die letzten ca. 30 Seiten für mich die gesamte Geschichte. Zu viel rosa Wattebausch garniert mit Langeweile. Schade, denn „Love from Scratch“ hätte zum echten Highlight im Lesemonat Juni 2022 werden können.

 


Not My Cup of Tea (im Lesemonat Juli 2022)

 

Lesemonat Juli 2022_Bretonische Nächte

 

„Bretonische Nächte“ von Jean-Luc Bannalec

Nach längerer Abstinenz wollte ich Kommissar Dupin und dem Schauplatz Bretagne eine neue Chance geben. Während mich der Lokalkolorit (wie viele typisch bretonische Lebensmittel, Eigenheiten und Erfindungen gibt es eigentlich?) überzeugen konnte, hat das der Kriminalfall leider nicht geschafft. Zu sehr konzentrierten sich die Ermittlungen auf den tatsächlichen Täter und zu schnell liefen alle falschen Spuren ins Nichts.

In meiner ausführlichen Rezension mache ich mir darüber Gedanken, ob das etwas mit der gekürzten Hörbuchfassung zu tun haben könnte.

 


 

Das war mein Lesemonat Juli 2022. Ich freue mich sehr auf den Lesemonat August und bin schon gespannt. welche Highlights – und vielleicht auch Enttäuschungen – er mit sich bringen wird.

 

2 Kommentare

  1. Hallo liebe Steffi,
    mit deinen Worten zu Blood & Ash hast du mich sehr neugierig gemacht. Eigentlich hatte gar nicht vor, dieses Buch zu lesen, aber jetzt überlege ich wirklich, es doch noch zu tun. Deinen Kritikpunkt bzgl. des „Kicherns“ verstehe ich übrigens. Das würde mir vermutlich beim Lesen auch etwas unangenehm aufstoßen.

    Das Gegenteil von Hasen habe ich auch gelesen. Ich liebe einfach Anne Freytags Schreibstil. Wobei ich sagen muss, dass es, im Vergleich zu den anderen Werken, die ich von ihr gelesen habe, das Schlechteste für mich war. Aber das ist auch Jammern auf hohem Niveau, weil ich, wie bereits erwähnt, ein großer Fan ihrer Bücher bin.

    Ich wünsche dir einen wundervollen Leseaugust.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    • glimrende
      Autor
      18. August 2022 / 07:29

      Hallo Tanja,

      Die „Blood & Ash“-Reihe kann ich Dir echt empfehlen, sofern Du Lust auf Fantasy hast. Die Geschichte zieht einen echt in den Bann, obgleich die Bücher so um die 800 Seiten haben. Ist bestimmt auch eine gute Urlaubslektüre. Im 2. Band kommt das mit dem Kichern übrigens nicht mehr vor.

      Ah, spannend, Du hast alle/mehrere Bücher von Anne Freytag gelesen. Ich glaube, ich muss mich auch mal mit ihren anderen Werken beschäftigen.

      Ich wünsche Dir ebenfalls viele tolle Bücher für den August.

      Viele Grüße.

      Steffi

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