Aus dem Leben eines Kassettenkinds
Ich bekenne: ich bin ein Kassettenkind. Für alle Jungspunde, die damit nichts anfangen können: ich bin in den 80ern mit Hörspielen auf Kassette aufgewachsen. Der Einstieg war „Benjamin Blümchen“, dicht gefolgt von „Bibi Blocksberg“ (die damals gänzlich ohne den Sidekick „Tina“ sowie Pferde bestehen musste). Später kam mit den „Ampelmännchen“ die erste „Krimi“-Reihe hinzu. Die habe ich damals gemeinsam mit meinem ein Jahr jüngeren Cousin gehört. Der hat sich einmal „Die Ampelmännchen und der Schaukelstuhl“ als Hörspiel zum Geburtstag gewünscht – aus pädagogischen Gründen (der Junge soll mehr lesen!) aber das Buch bekommen. Nach einem ersten Trotzanfall hat er die Geschichte dann doch gelesen.
Ich selbst hatte zu manchen Büchern zusätzlich noch Kassetten: „Bille und Zottel“, „Hanni und Nanni“ oder „Reiterhof Dreililien“.
Warum ich die „Drei Fragezeichen“ trotzdem gelesen und nicht gehört habe
Das, was ich damals gelesen habe, war stark von dem geprägt, was die örtliche Stadtbibliothek zu bieten hatte. Ich wage z.B. zu behaupten, dass ich die dortige Pferdebuch-Abteilung komplett gelesen habe.
An was ich mich noch heute erinnere: die Regalreihe mit sämtlichen zum damaligen Zeitpunkt erschienenen Büchern der „Drei Fragezeichen“. Da standen all die charakteristischen schwarzen Buchrücken direkt nebeneinander. Für mich war es ein Meilenstein, dass ich überhaupt zu dieser Reihe gegriffen habe, denn eigentlich war ich ein super ängstliches Kind. Mit der Folge, dass ich, wenn im Kindergarten oder in der Grundschule bestimmte Märchen angehört wurden, viele Nächte schlecht davon geträumt habe. Ganz schlimm war auch der Räuber Hotzenplotz. Gegen dessen Konterfeit habe ich bis heute eine Abneigung. „Die drei Fragezeichen“ waren die ersten Bücher mit einem mysteriösen / kriminalistischen Hintergrund, die ich gelesen habe. Da ich in der Stadtbibliothek Zugriff auf die Bücher hatte, bin ich, was „Die drei Fragezeichen“ betrifft, nie zum Kassettenkind geworden. Ich habe die Reihe bis zur sogenannten „Crimebuster Ära“ verfolgt und bin ihr dann „entwachsen“.
Wie ein Podcast alles verändert hat
Keine Ahnung, wie ich auf die Idee gekommen bin. Es war eine spontane Eingebung aufgrund der ich in meiner Podcast-App nach „TKKG“ bzw. den „Drei Fragezeichen“ gesucht habe. Siehe da, ich habe einen Treffer erzielt: den „spezialgelagerten Sonderpodcast“. Durch das Hören diverser Folgen dieses Podcasts ist meine Leidenschaft für die „Drei Fragezeichen“ wiedererwacht. Ich habe mir eine Folge des Hörspiels heruntergeladen, habe drei Bände, die ich als Buch besitze, ausgegraben und habe an einem Wochenende „Die Welt der drei Fragezeichen“ verschlungen.
Wie ich in „Die Welt der drei Fragezeichen“ eingetaucht bin
Nach all den Jahren waren nicht mehr alle Fakten rundum „Die drei Fragezeichen“ bei mir präsent. Da kam mir die „Enzyklopädie“ über „Die drei Fragezeichen“ von C.R. Rodenwald gerade recht. Dort konnte ich mein Wissen um die drei Detektive, Rocky Beach, ihre Freunde und Feinde sowie die diversen Autoren der Reihe auffrischen. Wer richtig tief in den Kosmos von Justus, Peter und Bob eintauchen möchte, dem kann ich dieses umfassende Werk ans Herz legen.
Wer ist eigentlich Dein Lieblingsdetektiv?
Wie oben erwähnt, konnte ich mich nach all den Jahren nicht mehr an jedes Detail erinnern. Aber eins wusste ich noch immer genau: wer meine Favorit unter den drei Detektiven war! Ihr könnt ja mal raten: war es Justus, der wahnsinnig schlaue Anführer mit dem großen Ego und den Gewichtsproblemen? Oder Peter, der Supersportler mit der Angst vor allem Übernatürlichen? Oder doch Bob, das ausgleichende Element, zuständig für Archiv und Recherche, der zwischendurch zum Frauenschwarm mutiert?
Die Antwort lautet Bob, denn ich hatte bereits mit 10 Jahren einen „soft spot“ für ihn. Vielleicht, weil er genauso gerne analytisch vorgeht wie ich und mir damals schon meine große Zukunft im Bereich der Aktenführung vorgeschwebt ist? Es kann natürlich auch eine Rolle gespielt haben, dass ich ihn mir aufgrund der Beschreibungen im Buch attraktiv und irgendwie goldig vorgestellt habe…
Und jetzt?
Bei den spezialgelagerten Podcasts bleibe ich auf alle Fälle dabei. Außerdem werde ich schauen, wie gut ich mit den Hörspielen als Unterhaltung auf Autofahrten – im Vergleich zu Hörbüchern – zurecht komme. Was ich jetzt schon aus vollem Herzen sagen kann: Ich freue mich riesig, dass ich diese Helden meiner Kindheit wiederentdeckt habe.