|Leseliebe| „Shape of Love“ von Marina Neumeier

Eine „New Adult“-Geschichte mit dem Schauplatz Venedig? Muss ich lesen, denn ich liebe es, wenn Autorinnen dieses Genres sich trauen, einen anderen Schauplatz als die USA zu nehmen. Außerdem durfte ich Marina Neumeier – damals noch als Autorin im Fantasy-Berich – auf der letztjährigen Buchmesse kennenlernen. Da sie dort einen supersympathischen Eindruck hinterlassen hat, stand für mich außer Frage, dass ich ihr „New Adult“-Debüt „Shape of Love“ lesen möchte.

Werbung: das Rezensionsexemplar wurde mir von netgalley kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.

 

Shape of Love_Mit jeder meiner Fasern_Marina Neumeier

 

Haifischbecken „High Fashion“ & Herzklopfen in Venedig

Die deutsche Modedesignstudentin Cleo kann ihr Glück kaum fassen: sie hat einen Praktikumsplatz bei einer der renommiertesten Modedesignerinnen Italiens ergattern können. In Venedig angekommen, landet Cleo jedoch schnell auf dem Boden der Tatsachen. Während sie sich in ihrer neuen Wohnung in einem Mehrgenerationenhaus auf Anhieb Zuhause fühlt, entpuppt sich ihre neue Chefin als wachechter Drachen. Cleo bekommt mehr als deutlich zu spüren, dass sie nicht erwünscht ist und auch äußerlich nicht den Erwartungen der divenhaften Modedesignerin genügt.

Doch Cleo gibt nicht auf und beschließt zu kämpfen. Denn schon allein für ihren neuen Nachbarn – ein italienisches Supermodel – lohnt es sich, den Aufenthalt in Venedig nicht abzubrechen. Alessandro sieht nicht nur wahnsinnig gut aus sondern scheint auch ein richtig netter Kerl zu sein, der hart für seinen Erfolg im Haifischbecken der Modeindustrie arbeitet.

Am Ende stehen sowohl Cleo als auch Alessandro vor der entscheidenden Frage: welchen Preis sind sie bereit, für eine Karriere im Fashionbereich zu zahlen?

 

Eine große Portion Venedig-Liebe…

Hach, ganz viel Liebe für dieses venezianische Setting. Es war eine wohltuende Abwechslung, endlich einmal einen deutschen „New Adult“-Roman zu lesen, der weder in den USA noch in Deutschland spielt. Vor allem da es Marina Neumeier bereits auf den ersten Seiten gelingt, eine große Portion Venedig-Flair zu versprühen. Ich habe mich gefühlt, als würde ich in echt mit Cleo durch die engen Gassen von Venedig schlendern und die einst herrschaftlichen, mittlerweile in die Jahre gekommenen Häuser mit ihrem ganz eigenen Charme bewundern. So gefühlt habe ich mich zuletzt Ende der der 1990er Jahre, als ich die ersten Krimis von Donna Leon gelesen habe.

 

… und noch mehr Liebe für die Protagonist*innen…

Cleo mochte ich von Seite 1 an sehr gerne. Mir hat gut gefallen, wie sie einerseits verletzlich und empathisch daherkommt, aber trotzdem die Zähne zeigt, wenn es darauf ankommt. An der Stelle möchte ich erwähnen, dass zwar von Anfang an klar ist, dass sie nicht dem körperlichen Ideal der Laufstege entspricht, dieses Thema aber trotzdem nie überbordend viel Raum einnimmt. Versteht mich nicht falsch, ich finde es wichtig, dass Themen wie „Fatshaming“ und fragwürdige Körperideale im Genre „New Adult“ ankommen. Trotzdem finde ich es erfrischend, dass das Thema in „Shape of Love“ nicht alles beherrscht sondern „die fehlenden Modelmaße“  nur eine von vielen Facetten von Cleo sind.

Alessandro ist mir ebenfalls schnell ans Herz gewachsen. Ein Superstar, unter dessen Oberfläche einige Dämonen schlummern. Ich mochte, wie Marina Neumeier anhand seines Karrierewegs herausgearbeitet hat, was Druck und brutale körperliche Ideale mit einem Menschen anrichten können. Bei Männern genauso wie bei Frauen.

 

… und die Nebencharaktere

Eine weitere große Stärke von „Shape of Love“ sind in meinen Augen die Nebencharaktere. Denn die sind allesamt spannend, vielfältig – sowohl eine junge Nachwuchsschauspielerin als auch eine typische „Nonna“ sind Teil dieser Riege – und liebenswert (oder zumindest so ambivalent, dass ich beim Lesen nicht ausschließen konnte, dass sie nicht doch eine liebenswerte Seite haben).

 

Extralob

Ein Extralob möchte ich dafür aussprechen, dass „Shape of Love“ kein unnötiges Drama enthält. Natürlich gibt es auch hier den großen dramaturgischen Höhepunkt kurz vor Ende. Der hat sich in meinen Augen jedoch aus der Geschichte heraus stimmig aufgebaut. Weshalb er kein Nervfaktor kurz vor Buchende sondern passender Höhepunkt war.

 

Fazit

„Shape of Love“ konnte mich in jeglicher Hinsicht – Setting, Charaktere, Storyline – begeistern. Eines der besten „New Adult“-Bücher, das ich in 2022 gelesen habe. Ich freue mich schon riesig auf Band 2 und 3 und bin sehr gespannt, welche der Nebencharaktere aus Band 1 dort die Hauptrolle übernehmen werden. Zumindest was die Protagonistinnen betrifft, habe ich da eine leise Ahnung…

 

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