|Leseliebe| „Office Affair“ von Helene Holmström

Bei mir sind gerade schwedische Wochen. Denn nach Simona Ahrnstedts „The Promises We Made“ habe ich mit „Office Affair“ von Helene Holmström direkt den nächsten Roman hinterhergeschoben, der in Schweden (bzw. sogar in Stockholm) spielt.

Werbung: das Rezensionsexemplar wurde mir von netgalley kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.

 

Office Affair von Helene Holmström

 

Die Anwältin und der Fitnesstrainer

Anwältin Victoria befindet sich gerade mitten in einem hässlichen Scheidungskrieg mit ihrem Ehemann. Parallel versucht sie, nach einer längeren Pause im Berufsleben Fuß zu fassen, und ihr Adoptionsverfahren voranzutreiben. Als sie den 10 Jahre jüngeren Fitnesstrainer Daniel kennenlernt, ist sie von dessen Äußerem durchaus angetan. Trotzdem ist eine Beziehung gerade das Letzte, was Victoria sucht. Als sie wenig später feststellt, dass Daniel nicht nur Fitnesstrainer sondern auch ihr neuer Mandant ist, wandert er endgültig in die Schublade mit der Aufschrift „tabu“. Allerdings hindert das die Schmetterlinge in Victoria Bauch nicht daran, bei jeder Begegnung mit Daniel erneut zum Leben zu erwachen.

 

Victoria & Daniel – da klingelt doch was…

Eins vorneweg, es kann doch kein Zufall sein, dass Helene Holmström ihre beiden Protagonisten Victoria und Daniel (as in „the crown princess and her fitness coach“) genannt hat?!

Wenn wir schon beim Thema Protagonisten sind, ich mochte Victoria und Daniel sehr gerne. Es war erfrischend, von einer Frau um die 40 zu lesen – und nicht wie sonst so häufig von „Mädels“ Anfang 20. Victoria steht mit beiden Beinen im Leben und mir hat gefallen, wie tough sie sich in ihrem Job durchsetzt. Daniel fand ich ebenfalls super sympathisch. Überhaupt kein Bad Boy sondern ein geradliniger, lieber Kerl mit dem Herz am rechten Fleck.

 

Age ist just a number?!

Ein weiterer Pluspunkt ist für mich, dass in „Office Affair“ die Frau zehn Jahre älter ist als der Mann. Davon liest man noch immer viel zu selten. Auch den Umgang mit dem Altersunterschied – es wird thematisiert aber nicht überdramatisiert – fand ich hervorragend.

 

Stockholm- und Juraliebe

Dass das Setting mich begeistert hat, kommt für alle, die mich ein bisschen kennen, wenig überraschend. Ich liebe Schweden und fand, dass Helene Holmström den urbanen Charakter Stockholms in „Office Affair“ ganz besonders gut trifft. Ich habe mich beim Lesen gefühlt, als würde ich selbst die Prachtstraßen Östermalms hinabschlendern.

Gesellschaftspolitisch extrem interessant fand ich, dass es in Schweden kein Problem zu sein scheint, als alleinstehende Frau ein Kind zu adoptieren. Typisches Beispiel dafür, dass Skandinavien uns in familienpolitischer Hinsicht Jahrzehnte voraus ist.

Außerdem bin ich bekennender Fan von Büchern, die in einem „Juristenumfeld“ spielen. Durch die Möglichkeit, einen spannenden Fall und Intrigen innerhalb einer Anwaltskanzlei einzubauen, eignet sich dieses Setting perfekt für jede Art von fiktiver Geschichte. In „Office Affair“ fand ich wegen meines eigenen beruflichen Hintergrunds besonders spannend, dass Victoria an einer „Due Dilligence“ gearbeitet hat. Okay, ich gebe zu, das klingt für Außenstehende ziemlich „nerdig“ – interessiert mich persönlich aber einfach.

 

Sehr viel hin und her

Nicht so gut gefallen hat mir, dass im letzten Drittel des Buches ein ewiges „Hin und Her“ zwischen Victoria und Daniel stattgefunden hat. Das hat mich ermüdet. In meinen Augen hätte es dem Buch gut getan, wenn hier gekürzt worden wäre – und die beiden in ihrer Beziehung nicht noch eine und noch eine Extraschleife gedreht hätten.

Parallel zu Victoria und Daniel gibt es einen Nebenhandlungsstrang, in dem es um ein schwules Ehepaar geht, das in einer Beziehungskrise steckt. Am Anfang war mir nicht ganz klar, wozu dieser Erzählstrang gut sein soll. Am Ende fand ich es jedoch richtig klasse, dass auch diese zwei Teil der Geschichte waren.

 

Fazit

Abgesehen von den „Extrarunden“, die die Beziehung zwischen Victoria und Daniel gegen Ende dreht, hat mir „Office Affair“ einige schöne Lesestunden beschert. Die Kombination aus Schweden und Anwaltskanzlei war perfekt für mich. Zum Abschluss möchte ich noch einmal betonen, wie gut es getan hat, von einer Protagonistin um die 40 zu lesen, die trotzdem nicht trutschig oder wahnsinnig tollpatschig ist. Das war ein echtes Aha-Erlebnis. Ich werde Helene Holmström definitiv treu bleiben. Ein weiteres Buch von Ihr (aus derselben Reihe) ist bereits erschienen und am 25.02.2022 kommt ein zusätzlicher Teil auf den Markt.

 

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