Mein Lesemonat Oktober 2023 war ein durchschnittlicher. Was vor allem daran liegt, dass ich Urlaub hatte. Das mag sich auf den ersten Blick nach einem Widerspruch anhören, aber da ich sehr aktive Tage in Südtirol verbracht habe, bliebt entsprechend wenig Zeit zum Lesen. In meinen Augen kann ich sogar stolz darauf sein, in dieser intensiven Urlaubswoche ein ganzes Buch gelesen zu haben. Insgesamt habe ich 8 Bücher im Lesemonat Oktober 2023 beendet. Diese teilen sich auf in 4 klassische Bücher, 3 Hörbücher und 1 E-Book. Eins der Bücher war auf Englisch, der Rest auf Deutsch.
Jahreshighlight
Fehlanzeige
Super gute Bücher
„Songs of Emerald Hills“ von Anabelle Stehl
Wenn ich den Auftakt zu Anabelle Stehls neuer Dilogie mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es „Atmosphäre“. Denn das Gefühl, beim Lesen in Irland über regenfeuchte, saftig grüne Wiesen zu streifen und im Vorbeigehen ein paar Schafe zu streicheln (eine der besten Szenen im ganzen Buch 😉 ), ist das, was mir sofort einfällt, wenn ich an das Buch zurückdenke. Wunderschön – vor allem da ich bislang nur einen Tag auf der grünen Insel in Dublin verbracht habe und das Land deshalb ganz oben auf meiner Reisewunschliste steht.
Die Geschichte von Caroline und Conor würde ich als eher ruhig und getragen bezeichnen. Aber genau das trägt zum „cozy“ Faktor von „Songs of Emerald Hills“ bei. Beide haben aus unterschiedlichen Gründen mit Verlusten und den dazugehörigen Ängsten zu kämpfen. Umso tragischer, dass beide wissen, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt ist. Denn während Conor tief in seinem irischen Heimatdorf verwurzelt ist, ist Caroline nur vorübergehend vor ihren Problemen in Deutschland dorthin „geflüchtet“.
Wenn Ihr bereit seid, Euch auf eine langsame Geschichte einzulassen, dann kann ich Euch „Songs of Emerald Hills“ sehr ans Herz legen.
Wie Ihr am Bild oben seht, war ich bei der Lesung von Anabelle Stehl in Stuttgart. Das war ein richtig schöner Abend. Mir hat gut gefallen, dass Anabelle so viele Anekdoten und Erinnerungen aus ihrer eigenen Zeit in Irland hat einfließen lassen. Das ist im übrigen in meinen Augen ein weiterer Pluspunkt des Buches: man merkt, dass Anabelle weiß, wovon sie schreibt. Klar, auch durch Recherche kann sich eine Autorin ein Setting erschließen, aber ich bin trotzdem überzeugt, dass ein eigener Erfahrungsschatz beim Schreiben unbezahlbar ist.
Super schön an der Lesung war auch, dass ich neben zwei Mädels saß, die ebenfalls alleine dort waren. Wir kamen ins Gespräch, und es war wie immer wundervoll, sich mit anderen Leserinnen auszutauschen.
„Love, Theoretically“ von Ali Hazelwood
Wer Ali Hazelwood ist, brauche ich an der Stelle nicht groß zu erklären. Sie ist die Romance-Autorin, die in den letzten zwei, drei Jahren von 0 auf 100 geschossen ist. Einfach dadurch, dass Sie ihre ganz eigene Art von Romance erfunden hat. Nämlich Romance im wissenschaftlichen Umfeld. Das fügt ihren Liebesgeschichten einen ganz besonderen Twist hinzu. Dort geht es nämlich nicht vornehmlich um die Suche nach dem Mann fürs Leben. Stattdessen spielt die realistische Wiedergabe der Realität von Frauen, die in der Wissenschaft und Forschung tätig sind, eine mindestens genauso große Rolle. Und Ali Hazelwood weiß genau, wovon sie schreibt. Ist sie doch im echten Leben und unter ihrem wahren Namen eine promovierte Neurowissenschaftlerin.
In „Love, Theoretically“ spielt der epische Konflikt zwischen der theoretischen Physik und der Experimentalphysik eine tragende Rolle. Vertreten auf der einen Seite durch „Theoretikerin“ Elsie, die verzweifelt versucht, endlich einen Job zu ergattern, in dem sie sich ganz ihrer Forschung widmen kann und nicht länger am Hungertuch nagen muss. Auf der anderen Seite Jack, der längst zur den arrivierten Experimentalphysikern seiner Zunft zählt, und es bereits als Jugendlicher geschafft hat, durch eine Art „Prank“ seine Feinde von der theoretischen Physik in eine existenzielle Krise zu stürzen.
Im Rahmen eines Jobinterviews von Elsie treffen die beiden aufeinander. Um dabei nicht nur festzustellen, dass sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Fachrichtungen „physikalische“ Erzfeinde sind, sondern sich auch bereits im Privatleben über den Weg gelaufen sind. Unglaublich schlechte Voraussetzungen, die zunächst überdecken, dass die Chemie zwischen den beiden eben doch stimmt…
Das hat einfach Spaß gemacht. Und so toll, dass Ali Hazelwood durch ihre Bücher eine Bühne geschaffen hat, die es ihr möglich macht, Missstände in ihrem eigentlichen beruflichen Umfeld anzuprangern. Ich selbst denke mir bei ihren Büchern jedes Mal, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich in meinem (in gewisser Weise auch immer noch von Männern dominierten) Beruf nie solche Erfahrungen machen musste.
„Ich will fortleben, auch nach meinem Tod – Die Biografie des Tagebuchs der Anne Frank“ von Thomas Sparr
Aufgrund des aktuellen Weltgeschehens habe ich die eher ungewöhnliche Entscheidung getroffen, im Urlaub kein Wohlfühlbuch sondern die Biografie des Tagebuchs der Anne Frank zu lesen. Das Tagebuch selbst habe ich bereits gelesen und auch das Anne-Frank-Haus in Amsterdam besucht.
Ich fand es sehr spannend, einen Einblick in den langen Weg zu bekommen, denn das Tagebuch bzw. der Vater von Anne Frank bis zur ersten Veröffentlichung des Tagebuchs in vielen verschiedenen Ländern zurücklegen musste. Außerdem hätte ich nie gedacht, dass das Tagebuch in anderen Ländern mit einem ganz anderen Fokus als in Deutschland wahrgenommen wird. So steht es z.B. in Japan für das Erwachsenwerden von jungen Mädchen und die erste Periode.
Hier entlang zu meiner ausführlichen Rezension.
„Lichterzauber in Schweden“ von Anna Lindqvist
In diesem Jahr habe ich mich bereits sehr frühzeitig auf die Suche nach Büchern für meinen Lesewinter gemacht. So bin ich auf „Lichterzauber in Schweden“ gestoßen – ein Paradebeispiel für das englische Sprichwort „Don’t judge a book by its cover!“. Denn wenn ich dieses Cover betrachte, assoziiere ich damit eine romantische, vielleicht sogar viel zu zuckrig-kitschige Geschichte. Tatsächlich gibt es in dem Buch zwar eine zarte Liebesgeschichte, der stehen aber die Schilderungen von den Herausforderungen, denen sich die Sámi in Schwedens hohem Norden aufgrund von Umweltzerstörung oder Konflikten mit der schwedischen Bevölkerung stellen müssen, mindestens gleichberechtigt gegenüber.
Meine ausführliche Rezension findet Ihr hier.
Gute Bücher
„Nordrache“, „Nordzorn“ und „Nordflut“ von Ella & Tom Hansen („Inselpolizei Amrum-Föhr“)
- „Nordrache“: die Beweise scheinen erdrückend. Ausgerechnet Hauptkommissar David Kern wacht mit blutverschmiertem Hemd auf und in der Arrestzelle der Polizeidienststelle Amrum wird die Leiche eines Verdächtigen gefunden. Die Beweise scheinen erdrückend und David sieht nur einen Ausweg: die Flucht von der Insel!
- „Nordzorn“: eine Serie von Frauenmorden erschüttert Amrum. Der Druck auf das Team der Inselpolizei steigt. Denn die Bevölkerung und die Presse wollen Ergebnisse sehen. Hilla und David treibt vor allem die Frage um, ob es tatsächlich eine Verbindung zwischen den getöteten Frauen gibt.
- „Nordflut“: eigentlich wollen Hilla und David ein gemütliches, dienstfreies Wochenende auf einer Hallig verbringen. Doch dann wird ausgerechnet während eines verheerenden Sturms, der die Hallig von der Außenwelt abschneidet, eine Leiche gefunden.
Von mir bekommen die „Nord“-Krimis aus der Feder von Ella & Tom Hansen das Prädikat „unschlagbar als Hörbuch“. Denn für mich bieten diese Regionalkrimis die perfekte Mischung aus Lokalkolorit, Spannung und privaten Problemchen der ermittelnden Personen. Besonders spannend fand ich den dritten Teil „Nordrache“, da ich total mit Kommissar David Kern mitgelitten habe, der alle Hebel in Bewegung setzen muss, um seine Unschuld zu beweisen.
Und ja, ich mag den manchmal ungehobelten, kurz angebundenen, emotional verkrüppelten David. Ich habe Rezensionen gelesen, in denen sein Charakter als unsympathisch und zu negativ beschrieben wird. Dem kann ich nicht folgen. Ich mag besonders, dass er kein Sympathieträger auf den ersten Blick ist. Ich bin ihm trotzdem ein bisschen verfallen…
Leider gibt es nun erstmal keinen Nachschub von der „Inselpolizei Amrum-Föhr“ für mich, da ich alle verfügbaren Bände gehört habe. Meine Hoffnung ruht darauf, dass im nächsten halben Jahr Band 6 erscheinen wird.
„Knights – Eine erbarmungslose Macht“ von Lena Kiefer
Endlich bin ich dazu gekommen, den finalen Band der „Knights“-Trilogie von Lena Kiefer zu lesen. Diese Reihe ist eine Art moderne Version der „Ritter der Tafelrunde“. Im Zentrum steht Charlotte, die nach und nach herausfindet, in welcher Verbindung sie zu Artus und Co. steht. Im dritten Band steht der finale Kampf an, in dem Charlotte nicht nur die Menschheit retten, sondern auch um das Leben vom Lancelot-Erbe Noel bangen muss.
Auch wenn diese Reihe nicht an Lena Kiefers legendäres Debüt „Ophelia Scale“ heranreicht, mochte ich die „Knights“ ebenfalls sehr gerne. Vor allem die Idee, eine Geschichte auf Basis der „Ritter der Tafelrunde“ zu schreiben, hat mir gefallen. Manchmal hätte ich mir eine Prise mehr Spannung und mehr fliegende Funken zwischen Charlotte und Noel gewünscht.
Schade finde ich außerdem, dass es im Laufe dieses Projekts zum Bruch zwischen Lena Kiefer und dem cbm-Verlag gekommen zu sein scheint. Gefühlt hat Lena deshalb ab Band 2 keinerlei Werbung mehr für die Reihe gemacht und sich einmal kurz auf ihrem Instagram-Profil dazu geäußert, wie belastend die Situation für sie war. Das kann man auch daran ablesen, dass der dritte Band kein Nachwort der Autorin hat. Mich lässt das mit einem bedrückenden Gefühl zurück.
Not My Cup of Tea
Fehlanzeige
Das war mein Lesemonat Oktober 2023. Ich bin schon gespannt, was der Lesemonat November bringen wird. Lasst uns alle viele schöne Lesestunden haben!
