Dieser Lesemonat Februar 2021 war der erfolgreichste Februar, seitdem ich meine gelesenen Bücher aufzeichne. Denn normalerweise lese ich im Februar (weil er ein ein, zwei, drei Tage weniger hat als die anderen Monate?!) deutlich weniger Bücher als in den anderen Monaten.
Nicht so dieses Mal. Denn ich habe sage und schreibe 9 Bücher beendet. Whoa. Es waren 2 klassische Bücher, eine Graphic Novel und 6 E-Books. Endlich habe ich auch mal wieder richtig viele fremdsprachige Bücher gelesen: 6 Bücher waren auf Englisch und nur 3 auf Deutsch.
Jahreshighlight
„Ophelia Scale – Die Sterne werden fallen“ von Lena Kiefer
Bereits Ende letzten Jahres habe ich verkündet, dass Lena Kiefer meine Autorenneuentdeckung des Jahres 2020 war. Dieser Eindruck wurde durch das erste Buch, das ich im Lesemonat Februar 2020 beendet habe, absolut bestätigt. Denn das Finale der „Ophelia Scale“-Trilogie hat mich komplett in seinen Bann gezogen. Ich habe einfach alles geliebt: das World Building, den Spannungsbogen, die Direktheit, Kraft und Natürlichkeit von Ophelia und ganz besonders eine klitzekleine Liebesgeschichte in einem Nebenstrang. An der Stelle möchte ich nicht spoilern, denn ich selbst wäre nie auf diese Paarung gekommen, fand sie aber so, so gut.
Lena Kiefer werde ich definitiv treu bleiben und freue mich schon sehr auf das Finale der „Don’t“-Reihe und ihre nächsten Projekte (von denen sie leider noch nichts erzählen darf).
Super gute Bücher
„Freiflug“ von Christine Drews
Diesem Buch liegt die wahre Geschichte der ersten Kapitänin von Passagierflugzeugen zu Grunde, die Anfang der 70er Jahre die Bundesrepublik Deutschland als Anteilseignerin der Lufthansa verklagt hat, weil die Lufthansa ihre Einstellung mit der einzigen Begründung „weil sie eine Frau ist“ abgelehnt hat.
„Freiflug“ ist eine grandiose Reise in die 70er Jahre der BRD. Ich selbst war zu der Zeit nicht geboren, kenne aber einiges aus den Erzählungen meiner Eltern oder TV Serien und Filmen. Manches lässt einen im Rückblick nur den Kopf schütteln: wie sehr die „Frauen gehören an den Herd, denn sie sind viel zu emotional um die Tätigkeit XY auszuüben“-Philosophie in den Köpfen verankert war, dass immer und überall geraucht wurde oder dass die Vergewaltigung in der Ehe nicht strafbar war. Auch das irgendjemand auf die Idee kommen könnte, dass die Gurtpflicht keine gute Idee sei, ließ mich sprachlos zurück. Argumente à la „ich fühle mich eingeengt“ und „meine Bluse wird zerknittert“ erinnern mich an gewisse Pandemie-Diskussionen.
Falls Ihr Euch für die Entwicklung des Feminismus in der BRD und das Lebensgefühl der 70er interessiert, kann ich Euch „Freiflug“ wärmstens ans Herz legen. Mir hat dieses Buch sehr viel Spaß gemacht und gelernt habe ich auch einiges. U.a., dass ich damals als berufstätige Frau wahnsinnig geworden wäre. Was für ein Haufen Chauvis…
Gute Bücher
„Als die Welt stehen blieb“ von Maja Lunde
Maja Lunde hat letztes Jahr während der ersten Welle der Pandemie Tagebuch geführt. Ihre Gedanken waren für mich nicht immer leicht zu lesen (da stellenweise mit etwas zu jammerndem Unterton für meinen Geschmack), aber sie sind in meinen Augen ein wichtiges, zeitgeschichtliches Dokument. Denn irgendwann können wir dieses Buch unseren Kindern oder Enkeln in die Hand drücken und sagen: so war das damals.
Obwohl das Buch viel dünner ist, hat es mich ein bisschen an „Die Menschheit hat den Verstand verloren“, das Kriegstagebuch von Astrid Lindgren erinnert. Ein Buch, das Ihr unbedingt lesen solltet, wenn Ihr Euch für die Zeit des Zweiten Weltkriegs interessiert oder Astrid Lindgren mögt.
Ausführlich Rezension gefällig? Hier entlang, bitte.
„Date Me, Bryson Keller“ von Kevin van Whye
Ich hatte super viel Spaß mit diesem „Boy Meets Boy“-Jugendbuch. Denn die Highschool-Liebesgeschichte zwischen einem typischen „Jock“ und einem Nerd ist einfach zuckersüß und mitreißend. Mochtet Ihr „Love, Simon“? Oder „Red, White and Royal Blue“? Dann solltet Ihr auch zu „Date Me Bryson Keller“ greifen.
Trotzdem ist das Buch bei mir nicht ein oder zwei Kategorien höher gerutscht, da es auf „Goodreads“-Plagiatsvorwürfe (oder zumindest Zweifel an der Art und Weise, wie er sich von einem Manga hat inspirieren lassen) gegen den Autor gibt. Was bei mir ein bisschen ein dubioses Gefühl zurück lässt.
„The Midnight Library“ von Matt Haig
Von Matt Haig, der in letzter Zeit in aller Munde ist, wollte ich schon länger ein Buch lesen. Im Lesemonat Februar 2021 war es dank des Buchclubs von „Bookbroker“ auf Instagram soweit.
Ich muss sagen, mir hat dieser philosophische und stellenweise regelrecht poetische Roman sehr gut gefallen. Im Fokus steht eine junge Frau, in deren Leben alles schief zu gehen scheint und die deshalb in eine Depression abrutscht (oder zumindest tieftraurig ist). Nach ihrem Tod bekommt sie in einer Art Zwischenwelt (der besagten Mitternachtsbibliothek) eine zweite Chance und darf sich verschiedene „Lebensmodelle“ anschauen. Was wäre gewesen, wenn sie an der ein oder anderen Stelle in ihrem Leben anders abgebogen wäre?
Mir hat dieses Buch viel Stoff zum Nachdenken gegeben. Ich finde, man merkt, dass der Autor selbst in der Vergangenheit mit ähnlichen Problemen wie seine Protagonistin zu kämpfen hatte. Denn er geht sehr behutsam mit ihrer Geschichte um und wird nie reißerisch. Für mich ein sehr erhellendes Buch, da ich selbst noch nie mit meiner mentalen Gesundheit kämpfen musste, aber gerne verstehen / nachfühlen möchte, wie es Betroffenen geht.
„The Princess Problem“ / „Ruling the Princess“ / „Tempting the Prince“ von Christi Barth
Ich liste alle drei Titel dieser Trilogie direkt hintereinander auf, denn so habe ich die drei Bücher auch verschlungen: quasi in einem Rutsch. Was sich im Endeffekt als Fehler entpuppen sollte…
Diese Trilogie spielt in einem kleinen, erfundenen Königreich in Europa. Die jüngste Prinzessin wurde als Kleinkind entführt und wird im ersten Band als junge Frau in den USA wiedergefunden. Sie kehrt quasi als Prinzessin auf Probe in das ihr völlig unbekannte Heimatland zurück und mischt mit ihrer typisch amerikanischen Art die manchmal leicht steife und konservative Königsfamilie gehörig auf. Mit den „Princess Perks“ (also den Vorteilen einer Prinzessin) hat sie so gar nichts am Hut. Ihr persönlicher Bodyguard hingegen gefällt ihr ziemlich gut. Man kann ahnen, wohin diese Storyline führt.
Ich habe den ersten Band geliebt! Er hat bei mir zu genau dem Kribbeln geführt, das ich an solchen Geschichten mag. Auch den zweiten Band, in dem die ältere Schwester im Fokus steht, fand ich ziemlich gut. Eigentlich sollte ich das auch über das Finale, in dem es um den Thronfolger geht, schreiben, aber irgendwie war bei mir spätestens beim Finale der Trilogie die Luft raus. Zuschreiben muss ich das mir selbst, denn ich hätte ahnen könne, dass es nie eine gute Idee ist, drei auch noch recht ähnliche Bücher aus demselben Genre hintereinander zu lesen. Hrmpf. So habe ich mir selbst den Eindruck der Trilogie verdorben.
Wenn Ihr Lust auf eine tolle Liebesgeschichte mit royalem Background habt, kann ich Euch die Bücher von Christi Barth trotzdem vorbehaltlos empfehlen. Aber mit Pausen…
„Heartstopper“ von Alice Oseman
Diese Graphic Novel geht in eine ähnliche Richtung wie das bereits oben vorgestellte „Date Me, Bryson Keller“. Noch eine süße und in ihrer Botschaft sehr wichtige „Boy Meets Boy“-Geschichte.
Mich strengt es übrigens immer an, wenn ich eine Graphic Novel oder ein Manga lese. Weil ich mir nie sicher bin, in welcher Reihenfolge ich den Text lesen muss, und oft die Figuren nicht gut unterscheiden kann. Gerade deshalb halte ich solche Bücher für eine gute Übung, um geistig beweglich zu bleiben. Alles eine Frage der Übung…
Fazit zum Lesemonat Februar 2021
Ich bin noch immer überrascht, wie gut dieser Lesemonat Februar 2021 lief. Auf einen tollen März!