|Leseliebe| „The Trouble with Mistletoe“ von Jill Shalvis

„The Trouble with Mistletoe“

Jill Shalvis
Heartbreaker Bay #2
Chick Lit
Englisch
Kindle
3 Sterne (von 5 möglichen Sternen)

Wer meine Rezensionen der letzten Monate anschaut, wird feststellen, dass ich schon länger nichts mehr aus dem Genre „Chick Lit“ (also leichte Frauenliteratur) oder auf Englisch gelesen habe. Das lag zum einen daran, dass ich seit Mitte September einige Krimis verschlungen habe, zum anderen war ich in den vergangenen beiden Monaten insgesamt sehr breit aufgestellt und habe z.B. Biografien oder ein Sachbuch gelesen. Nach dem neuen „Klufti“ hatte ich an diesem langen Allerheiligen-Wochenende Lust auf eine Romanze und habe mir den neuesten Roman von Jill Shalvis auf meinen E-Book-Reader geladen. Jill Shalvis ist eine typische, amerikanische „Chick Lit“-Autorin, die nicht ins Deutsche übersetzt wird. Ich mag ihren Schreibstil, der vor allem bei Dialogen à la „Screwball Comedy“ super zur Geltung kommt, und auch einige ihrer Charaktere oder die Settings ihrer Geschichten (ein amerikanischer Wintersportort mit ehemaligen Skiweltcup-Fahrern? Ganz meins!) konnten mich überzeugen.

Ihr neues Werk „The Trouble with Mistletoe“ ist Teil 2 einer Serie namens „Heartbreaker Bay“. Teil 1 dieser Reihe habe ich im Sommer gelesen und mit 4 Sternen bewertet. Der Ort des Geschehens ist dieses Mal ein Apartment-Komplex in San Francisco, den ich ganz nett aber nicht so überzeugend wie den oben genannten Skiort finde. Außerdem geht es um eine enge Clique von „Twenty-Somethings“ (an der Stelle sei erwähnt, dass ich Anglizismen mag, denn sie drücken häufig so viel besser und vor allem kürzer aus, was gemeint ist, als es die deutsche Sprache vermag. Oder findet jemand „eine Gruppe von Menschen in den Zwanzigern“ besser?!), die in diesem Apartment-Komplex lebt und sich immer wieder gegenseitig aus der Patsche hilft. So ein bisschen „Stars Hollow“ von „Gilmore Girls“ trifft auf „Friends“.

Im aktuellen Buch spielen Willa, die zur oben genannten Clique gehört und einen „Pet Shop“ (also ein Mischung aus Hundesalon, Laden für Tierbedarf und Kleintierpension) betreibt, und Bauunternehmer Keane die Hauptrolle. Die beiden treffen aufeinander, als Keane verzweifelt einen Babysitter für die höllische Katze seiner erkrankten Tante sucht. Er ahnt nicht, dass er eine gemeinsame Vergangenheit mit Willa hat. Sie hingegen erinnert sich umso besser an ein negatives Erlebnis mit Keane zu Highschool-Zeiten und setzt deshalb alles daran, dem wahnsinnig attraktiven Kerl nicht erneut auf den Leim zu gehen. Dabei übersieht sie zu Beginn, dass er – obwohl er im Vergleich zu ihr in gutsituierten Verhältnissen aufgewachsen ist – ähnlich viele Wunden der Vergangenheit mit sich herumträgt.

Am Anfang fand ich das Buch gar nicht schlecht. Die zwei gehören zwar nicht zu meinen absoluten Buch-Traumpaaren, denn dazu ist Willa als Charakter zu niedlich und süß geraten. So in Richtung der Welpen, die sie in ihrem Laden betreut. Trotzdem mochte ich die Phase ihrer Annäherung – wie in den meisten Büchern dieses Genres. Blöderweise sind Willa & Keane in „The Trouble with Mistletoe“ relativ schnell zusammengekommen (so im 1/5 des Buches). Im Anschluss fiel die
Spannungskurve wie befürchtet für mich deutlich ab, denn ich wusste einfach genau, wie es weitergehen würde:

  • Ups, wir haben eine Nacht zusammen verbracht… 
  • Aber ich und auch mein Gegenpart sind doch beziehungsunfähig… 
  • Andererseits, die Nacht war einfach großartig!
  • So ein Feuerwerk habe ich wirklich noch nie erlebt!
  • Also lass‘ es uns als „Freunde mit gewissen Vorzügen“ (= „Friends with benefits“) versuchen… 
  • Überraschung, das funktioniert nicht, denn ich beginne mich zu verlieben… 
  • Panik! Renn‘ so schnell du kannst! 
  • Mist, jetzt fühle ich mich noch schlechter. 
  • BAM! Die große Versöhnung. 
  • Epilog: lass‘ uns heiraten. (Und wenn es ganz schlimm kitschig kommt: das erste Baby ist auch schon da). 

Mich nervt diese Phase des „hin und her“ nur noch. Ja, ich weiß, die einfache Lösung wäre es, keine Bücher dieses Genre mehr zu lesen. Manchmal habe ich aber Lust auf ein bisschen Romanze und gehe das Risiko ein, wieder an ein nach Schema F aufgebautes Buch zu geraten. Auch wenn ich die von mir gelesenen Autorinnen sorgfältig auswähle, ist man davor nie gefeit. Manchmal würde ich am liebsten selbst zur Feder greifen und ein eignes Buch dieses Genres verfassen. Den Titel „Wilde Kaisernächte“ finde ich persönlich noch immer grandios…

Was mich beim Lesen des vorliegenden Buches außerdem gestört hat: dass die Clique und die Umgebung, in der das ganze spielt, eine Spur zu märchenhaft geraten sind. Klar, ich erwarte bei einem solchen Roman keine knallharten Realitätsschilderungen, aber ein bisschen weniger Zuckerguss – auch wenn das Buch zur Weihnachtszeit spielt – hätte nicht geschadet.

So seltsam es klingen mag, vermutlich werde ich dem im Februar 2017 erscheinenden nächsten Band der Reihe trotzdem eine Chance geben, was aber allein an den beiden Charakteren liegt, die die Hauptrolle spielen werden und die man bereits aus den Vorgängergeschichten kennt: Elle & Archer. Die beiden sind einfach zu gut in dem Spiel aus Anziehung und Ablehnung, so dass ihre Geschichte ein gewisses Potential verspricht – das hoffentlich nicht verschenkt wird.

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