|Leseliebe| „Ewig und eins“ von Adriana Popescu

(Verlag: Piper, Erscheinungsdatum: Mai 2015)

Kurzrezension:

Roman fürs Herz“, Klassentreffen, Stuttgart, Roadtrip, best friends forever?!

Eins vorneweg: ich mag Bücher über Klassentreffen. Und auch Klassentreffen im realen Leben. Mich interessiert, was aus den Menschen und ihren Träumen geworden ist. Bei mir steckt echtes Interesse und keine „Mein Haus, meine Frau, mein Auto“-Protzerei dahinter. Ich finde, ein Klassentreffen ist ein toller Hintergrund für ein Buch. In „echt“ hatten wir letztes Jahr ein rundes Klassentreffen (und ich sage jetzt nicht welche Zahl, denn die ist erschreckend… Nicht mehr lange, und wir sehen uns zur 50er-Feier), und ich fand das super spannend. Zu sehen, was aus uns allen geworden ist. Festzustellen, dass ich im Herzen noch immer ein Landkind bin, mich aber doch meilenweit davon entfernt habe, denn ich gehöre zu den wenigen, die nicht aufs Dorf zurückgekehrt sind oder dieses nie verlassen haben. Manchmal fühle ich mich wie ein Migrationskind: zu Hause in beiden Welten und doch nirgends so wirklich heimisch. Hier wundere ich mich über Leute, die nicht wissen, dass Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten viel besser schmecken und dort könnte ich mich nie wieder an Läden gewöhnen, die samstags irgendwann zwischen 12:00 Uhr und 18:00 Uhr schließen (oder Mittwoch nachmittags per se geschlossen haben. Kennt das außer mir noch jemand?!).

Ella, Ben und Jasper waren zu Schulzeiten unzertrennlich. Damals dachten sie, dieser Zustand würde ewig anhalten. Tatsächlich kam alles ganz anders. Das Traumpaar Ella und Ben hat sich getrennt und in der Folge verlieren alle drei den Kontakt zueinander. Mittlerweile sind sie Ende 20 und auf dem Abitreffen kommt es zum großen Wiedersehen. Der Beginn einer unvergesslichen Nacht. Sie statten den wichtigen Schauplätzen ihrer Jugend einen Besuch ab. Alte und neue Geheimnisse werden offenbart. Es wird hemmungslos darüber philosophiert, ob früher alles besser war. Und was wurde eigentlich aus den Träumen der Abizeit? Damals, als noch alle Türen offen zu stehen schienen. Jasper hat seinen Traum verwirklicht und arbeitet als Künstler in Südafrika. Ben, der eigentlich Dokumentarfilme drehen wollte, reibt sich in der Filmbranche als Hilfskraft auf. Ellas Traum von der Tanzkarriere wurde durch eine Verletzung jäh beendet.

Was ich an diesem Buch besonders schätze, ist nicht die erzählte Geschichte im eigentlichen Sinne und auch nicht die zwei sich dahinter verbergenden Liebesgeschichten. Nein, es ist das Lebensgefühl, das die Autorin vortrefflich vermittelt. Dieses Schweben durch eine atemlose Nacht. Wer kennt es nicht, dieses Kippen des Lebensgefühls, wenn man feststellt, dass das Leben endlich ist und einem nicht mehr alle Türen offen stehen. Damals – direkt nach dem Abitur – denkt doch jeder, dass nun die große Freiheit beginnt, und man beruflich und privat alles in die Tat umsetzen kann, was man sich erträumt. Nach dem Studium oder der Ausbildung steigt man ins Erwerbsleben ein und plötzlich muss man erfahren, dass man sich auf einem vorgezeichneten Weg befindet und nicht mehr alles möglich ist. Irgendwann ist die Zeit soweit fortgeschritten, dass man sich eingestehen muss, dass gewisse Möglichkeiten vorbei sind. Man wird es in diesem Leben wohl nicht mehr zum Olympiasieger schaffen. Außer vielleicht im Curling. Man wird in diesem Leben vielleicht nicht mehr die große Liebe finden, denn die Guten sind bereits alle vergeben. Kann man höchstens auf die erste Scheidungswelle warten. Ella, Ben und Jasper sind genau an diesem Punkt, an dem es gilt, das Ruder herumzureißen – und vielleicht doch noch glücklich zu werden.

 

Mich hat dieser Roadtrip durch die Stuttgarter Nacht mitgerissen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich an das „Pairing“, auf das die Geschichte hinausläuft, erst gewöhnen musste. Es war schön, eine Geschichte zu lesen, die in der Heimat spielt und nicht in einer der „üblichen“ gehypten Städte wie München, Hamburg oder Berlin. Eine klare Leseempfehlung an alle, die an Träume und leise Liebesgeschichten glauben. 4 von 5 Sternen von mir.

2 Kommentare

  1. 11. November 2015 / 16:52

    Tut mir leid dass du das als Leserin so mitbekommen hast, bitte schreib mir ruhig falls es wieder etwas gibt was dir auffällt 🙂

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