„Annähernd Alex“
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Die 17jährige Bailey (a.k.a. „Mink“) steht auf Hollywood-Blockbuster aus der großen Ära der Schwarz-Weiß-Filme. Seit einem traumatischen Erlebnis geht sie Problemen lieber aus dem Weg, anstatt sich diesen zu stellen. So verschweigt sie auch ihrem Chat-Freund und ebenfalls Filmliebhaber Alex, dass sie in seine Heimatstadt an der Westküste der USA ziehen wird, um dort bei ihrem Vater zu wohnen.
In Kalifornien angekommen, lebt sie sich besser als erwartet bei ihrem nerdigen Vater ein. Da gerade Sommerferien sind, vermittelt der ihr einen Nebenjob in der „Höhle“, einem Pseudo-Museum in dem Touristen eher abgezockt denn gebildet werden. Nach einer holprigen Anfangsphase findet sich Bailey schnell im Team ein, nur der Security-Mitarbeiter und Surfer-Boy Porter bringt sie durch seine Sticheleien regelmäßig auf die Palme.
Außerdem begibt sie sich mit Hilfe einer Karte und allen Hinweisen, die sie im Laufe ihrer Chats gesammelt hat, auf die Suche nach Alex. Immer in der Hoffnung, dass es sich bei ihm tatsächlich um einen Jungen in ihrem Alter und nicht um einen glatzköpfigen Rentner, der sich im Chat als Teenager ausgegeben hat, handelt.
Im Laufe der Zeit lernt Bailey Porter und dessen Familie besser kennen und muss feststellen, dass mehr in ihm steckt als ein oberflächlicher Surfer-Boy. Dadurch wird ihre Suche nach Alex in den Hintergrund gedrängt. Und ist es nicht sowieso viel besser, sich mit echten Freunden als mit virtuellen Bekannten zu beschäftigen?!
„Annähernd Alex“ hat mich von der ersten Sekunde an in seinen Bann gezogen. Das liegt zum einen daran, dass es Jenn Bennett meisterhaft gelingt, eine sommerliche Strandatmosphäre zu schaffen, die einen als Leser auch im kältesten Winter zumindest gedanklich direkt an einen kalifornischen Strand versetzt. Auch die „Höhle“ wird so wunderbar skurril beschrieben, dass ich diesen Ort von Anfang an geliebt habe. Außerdem zeichnet sie all ihre Charaktere äußerst liebevoll und facettenreich, so dass man diesen gerne an die Westküste der USA folgt. Besonders gilt das natürlich für Bailey, die zentrale Figur von „Annähernd Alex“. Sie ist weder die typische Außenseiterin noch ein super beliebtes It-Girl. Vielmehr ist sie auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und lernt im Laufe der Geschichte, dass sie gar nicht so „nerdig“ und alleine ist, wie sie denkt. Porter ist als auf den ersten Blick eindimensionaler Nachwuchssurfer, der jedoch einiges an Tiefgang besitzt, der perfekte Gegenpart, was in spritzigen Dialogen zwischen den beiden mündet. Ans Herz gewachsen sind mir aber auch die ganzen Nebendarsteller wie Baileys neue Freundin und Arbeitskollegin Grace oder ihr Vater, von dem sie das Interesse für Themen abseits der Norm geerbt zu haben scheint.
Der Schreibstil von Jenn Bennett ist perfekt zu einem Jugendbuch passend leicht und flüssig, weshalb man als Leser geradezu durch die Seiten fliegt, denn man möchte unbedingt wissen, wie es mit Bailey, Porter und Alex weitergeht.
An der Stelle möchte ich auch nicht vergessen, das Cover und die Gestaltung des gesamten Buches (inklusive der Überschriften der einzelnen Kapitel, die aus Filmzitaten bestehen) lobend zu erwähnen. Der „Königskinder“-Verlag hat hier seine bekannt gute Arbeit geleistet.
Es gibt eigentlich nur einen Punkt, der mir an dem Buch nicht gefallen hat: der Klappentext. Dieser nimmt einen entscheidenden Teil von „Annähernd Alex“ vorweg und setzt daneben einen falschen Schwerpunkt, denn die Szene, die dort als zentral herausgestellt wird, ist tatsächlich nur eine von mehreren gleichwertigen Vorkommnissen. Ich würde folglich jedem künftigen Leser raten, den Klappentext links liegen zu lassen und direkt mit der Lektüre zu beginnen. So umgeht man sowohl Spoiler als auch falsche Erwartungen.
Ansonsten kann ich dieses wundervolle Buch allen ans Herz legen, die in eine gut konstruierte und herzliche Coming-of-Age-Geschichte abtauchen möchten. Mir hat dieses Buch ein echtes Lesevergnügen bereitet.
Ich habe ein bisschen zur Autorin recherchiert. Sie hat in der Vergangenheit hauptsächlich Romane aus dem Bereich „Chick Lit“ veröffentlicht (ich vermute, deshalb fallen gewisse Szenen detailreicher aus als ansonsten in amerikanischen Jugendbüchern üblich). Es gibt jedoch auch einen weiteren Jugendroman namens „The Anatomical Shape of a Heart“ (bzw. „Night Owls“), der unter dem Titel „Die Anatomie der Nacht“ ebenfalls im Königskinder-Verlag erschienen ist. Das Buch werde ich mir definitiv auch kaufen.
Hallo liebe Steffi,
die Aufmachung deines Buches gefällt mir noch besser, als die neue Fassung. Alleine ohne den Schutzumschlag mit den schwarzen Palmen auf weißem Grund … das ist schon ein absoluter Hingucker! <3
Interessant fand ich deine Beschreibung von der Höhle, dass das Museum die Touristen eher abzockt. Das ist mir irgendwie beim Lesen entgangen. Auch Baileys Bedenken, dass es sich bei Alex um einen glatzköpfigen Rentner handeln könnte, habe ich entweder überlesen oder aber das wurde in der neuen Fassung nicht erwähnt. Ich habe mich gefragt, ob mit der Neuauflage auch noch einiges im Buch geändert wurde.
Deine Rezension gefällt mir auf jeden Fall sehr. Hätte ich das Buch noch nicht gelesen, so wäre es spätestens jetzt auf meine Wunschliste gewandert <3
Ich freue mich, dass du so schöne Lesestunden mit dem Buch hattest :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Autor
Hi Tanja,
das wäre ja spannend, wenn in der Neuauflage Dinge geändert wurden. Bist Du auf der FBM? Dann könnten wir die Bücher mitbringen und vergleichen 😀
Für mich war das Buch auf alle Fälle inhaltlich und äußerlich ein Highlight. Habe ich noch immer sehr gerne in meinem Bücherregal stehen.
Viele Grüße.
Steffi