Ein Kollege von mir reist gerade durch Indien. Die Bilder, die er auf Social Media teilt, schaue ich mir wahnsinnig gerne an. Das sieht alles sehr spannend und exotisch aus. Meine Lust, selbst dorthin zu reisen, hält sich jedoch in Grenzen. Schon als wir als Kinder das Brettspiel „Globetrotter“ gespielt haben, wollte ich nie nach Asien. Und auch heute zieht es mich eher nach Norwegen oder Südtirol. Ich denke, Asien würde mich sowohl von den Menschenmassen her als auch geruchstechnisch (ich halte es kaum aus, wenn ich auf dem Weihnachtsmarkt an einem Käsestand vorbeilaufen muss. Probleme, die nur Introvertierte verstehen…) überfordern. Umso spannender klang für mich „Mit dem Rucksack durch die Friendzone“. Eine Romanze, die auf einer Rucksacktour durch Thailand spielt, das gefiel mir. Und da es mir seit „Herzstillstand“ von Raphael Eigner auch die rar gesäten männliche Autoren von romantischen Geschichten angetan haben, musste ich mich direkt bewerben, als ich gesehen habe, dass Jules Lieven Testleser sucht.
Mit der besten Freundin (und heimlichen großen Liebe) durch Thailand
Tim ist schon seit Jahren in seine beste Freundin verknallt. Die hat ihn jedoch bereits zu Abizeiten „gefriendzoned“ und sieht in ihm nicht mehr als ihren besten Kumpel. Trotzdem hat Tim die Hoffnung, dass da eines Tages mehr sein könnte, nie aufgegeben und steht direkt Gewehr bei Fuß, als Ina ihn sehr kurzfristig bittet, sie auf ihrer Rucksacktour durch Thailand zu begleiten. Und dass, obwohl er quasi als Ersatz für ihren aktuellen Freund, mit dem sie sich verkracht hat, einspringen und sich weit aus seiner durchgeplanten Komfortzone wagen muss. Aber Tim lässt sich auf das Abenteuer ein und erfährt nicht nur kulinarisch – Tim ist von Beruf Koch – ganz neue Höhen. Und Tiefen.
Authentisch
„Mit dem Rucksack durch die Friendzone“ ist definitiv eines der Bücher 2019, die mich positiv überrascht haben. Bei einem selbsterverlegten Buch weiß man nie, was einen erwartet. Ich habe da schon unglaublich schlechte Überraschungen erlebt. Deswegen schraube ich meine Erwartungen in so einem Fall auch eher zurück. Bei diesem Buch hier habe ich mich auf eine nette Liebesgeschichte unter besten Freunden eingestellt. Bekommen habe ich nicht nur eine sehr glaubhaft erzählte Romanze sondern vor allem auch die plastische Schilderung einer typischen Rucksackreise durch Thailand. Ich habe mich gefühlt, als würde ich die beiden Protagonisten über exotische Märkte, auf Tuk-Tuk-Fahrten und in Tempel begleiten. Für mich klang das alles extrem authentisch. Großartig!
Offen
Auch die Entwicklung zwischen Ina und Tim hat mir super gefallen. Dabei fand ich nicht einmal, dass die beiden eine wahnsinnige Anziehungskraft untereinander hatten. Für mich war Tim sogar eine Spur zu lieb und gut für Ina. Nein, mich hat begeistert, dass ich mir bis zu letzten Seite nicht sicher sein konnte, wie die Sache ausgeht. Und so etwas muss man in einem Liebesroman, in dem normalerweise spätestens auf Seite 20 klar ist, wer füreinander bestimmt ist, erst einmal schaffen. Dafür Hut ab!
Ich hoffe sehr, dass „Mit dem Rucksack durch die Friendzone“ noch viele Leser finden wird. Ich fand die Gesichte großartig. So großartig, dass ich sie tatsächlich an einem Sonntag „nebenher“ durchgesuchtet habe. Falls Ihr zumindest gedanklich dem europäischen Winter entfliehen möchtet: kauft Euch dieses Buch.