Ich kann mich nicht mehr erinnern, was der Anlass war, dass ich im Herbst letzten Jahres meinen ersten Podcast gehört habe. Fasziniert hat mich das Medium schon länger, auch weil ich auf anderen Blogs wiederholt Beiträge à la „Top Ten meiner liebsten Podcasts“ gelesen habe. Auch welches der erste Podcast war, den ich konsumiert habe, weiß ich leider nicht mehr. Mit Bestimmtheit sagen kann ich alleine, dass ich vom Konzept Podcast sofort überzeugt war. Was eigentlich an ein Wunder grenzt, denn mit dem Medium Radio kann man mich jagen. „Das Beste der 80er und 90er Jahre“ und pseudolustige „morning shows“ – no thanks.
Nachdem ich mich nun mehrere Monate intensiv mit Podcasts beschäftigt habe, dachte ich, es wäre an der Zeit, über dieses Thema zu schreiben und meine Highlights – aber auch die Podcasts, die mich auf lange Sicht nicht überzeugen konnten – vorzustellen.
All time favourite
Diese Podcast mag 0,0 zu meiner Zielgruppe hier auf dem Blog passen, aber ich bin nun mal nicht nur ein reisendes Büchermädchen, ich liebe auch jegliche Art von Sport im TV. Schon immer. Deshalb gibt es keinen Podcast, bei dem ich mich mehr über eine Neuveröffentlichung freue als bei „Fußball MML – der Sky Podcast“.
Ich mag einfach den Humor der drei Podacaster, die sich hinter dem Kürzel MML verbergen: Maik Nöcker, Micky Beisenherz und Lukas Vogelsang. Die drei blicken meist wöchentlich unverkrampft und mega lustig auf die Bundeliga, die Nationalmannschaft und auch auf das, was sich im internationalen Fußball so tut. Dabei nehmen sie sich weder selbst noch den Fußball zu ernst, scheuen auch nicht vor dem ein oder anderen Kalauer zurück und werden trotzdem nie zynisch. Denn man merkt immer, dass sie trotz aller Kritik und Witzeleien diesen Sport aus ganzem Herzen und von Kindesbeinen an lieben. Es fällt ihnen trotzdem nicht schwer, ernste Töne anzuschlagen. Z.B. beim Thema Depressionen und Erfolgsdruck im Profi-Fußball (wo sich ehemalige deutsche Nationalspieler durch nassforsche Aussagen im Bezahlfernsehen à la „ein deutscher Mann weint nicht!“ nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben).
Einige MML-Zitate sind sogar schon in meinen Sprachgebrauch übergegangen. Also nicht wundern, wenn ich Euch ein „Biddeee!!!“ im Stile von Uli Hoeneß entgegenschleudere. Oder einen Gesichtsausdruck des blanken Entsetzens mit den Worten „Da schaut aber jemand wie Boris Becker am Geldautomaten!“ kommentiere.
Binge listening
Obwohl „Fußball MML“ oben als Highlight von mir aufgelistet wurde, habe ich von diesem Podcast nicht alle alten Folgen „nachgehört“. Einfach weil es wenig Sinn macht, sich Kommentare zu einem Bundesligaspieltag aus dem Jahr 2017 anzuhören. Anders sieht es mit dem „Spezialgelagerten Sonderpodcast“ aus. In dem werden von den drei Freunden Olav, Sebastian und Tom die Hörspielfolgen der „Drei Fragezeichen“ besprochen. Die Jungs analysieren jeden Fall (in Anlehnung an Justus, Peter und Bob, die jeden Fall lösen). Das tun sie auf herrlich nerdige Art und Weise – inklusive Abschweifungen zu TKKG, Computerspielen, Death Metall und – ganz wichtig – den Simpsons. Schon allein die Tatsache, dass sich keiner mit weit über 30 (mehr) schämen muss, dass er regelmäßig Hörspiele für Kinder hört, macht für mich das Internet zu einer der besten Erfindungen EVER.
Flüchtige Affären
Unter dieser Überschrift möchte ich Podcasts zusammenfassen, die ich über einen bestimmten Zeitraum extensiv konsumiert habe (inklusive dem Nachhören fast aller alten Folgen), die ich mittlerweile aber nur noch am Rande verfolge.
Einer dieser Podcasts ist „Herrengedeck – Der Podcast“ von Ariana Baborie und Laura Larsson. Die beiden Mädels treffen sich einmal wöchentlich in Berlin, um über alles, was sie als 20-somethings bewegt, zu sprechen. Dabei zeichnen sich die zwei durch viel Humor und Wortwitz auf. Lauras „einfach nur wow“ ist aufgrund der Bekanntheit der beiden (wenn man von den Sex-Podcasts absieht, dürften „Herrengedeck“ die bekanntesten, weiblichen Podcasterinnen in Deutschland sein) in den Sprachgebrauch eingegangen. So witzig ich die beiden finde, und so gerne ich mag, dass sie keine typischen „ich mach irgendwas mit Medien“-Tussis sind, irgendwie hat sich das Konzept hinter ihrem Podcast nach ca. drei intensiven Monaten bei mir abgenutzt. Mit der Folge, dass ich nur noch selten in ihre neuen Folgen hineinhöre.
Ähnliches gilt für „Matcha Latte“ der beiden Bloggerinnen Masha und Lisa Banholzer. Auch die beiden haben mich eine Zeit lang ständig beim Autofahren und Putzen begleitet. Ich mag an Masha & Lisa, dass sie zwar der Spezies „Influencerin“ angehören, aber im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen über den modischen Tellerrand blicken und sich wirklich mit dem Thema Unternehmertum beschäftigen – und sich nicht nur das Deckmäntelchen „Girl Boss“ umhängen. (Bin ich eigentlich auch ein „Girl Boss“, weil ich in meiner von Männern dominierten Branche gerne meinen Willen durchsetze und meine männlichen Teamkollegen aufgrund meiner Strukturiertheit mit „durchorganisiere“?). Leider wiederholen sich auch bei „Matcha Latte“ die Themen (Fashion Week hier, stressige Woche da), so dass ich die letzten knapp 10 Folgen nicht mehr gehört habe.
Wissen, was läuft
Mein liebster Wissenspodcast ist ein österreichischer: „Erklär mir die Welt“ von Andreas Sator. Mit der Folge, dass dieser im Gegensatz zu „Fußball MML“, „Herrengedeck“ oder „Matcha Latte“ nicht in den deutschen Podcast Charts vertreten ist. Und darum geht es mir in diesem Blogbeitrag besonders: ich möchte kleine, eher unbekannte Podacast-Juwelen vorstellen, denn dazu gehört „Erklär mir die Welt“ definitiv.
In seinen Aufnahmen spricht Andreas mit Experten über wichtige Themen, die die Welt bewegen. Das Besondere ist dabei, dass er die eingeladenen Experten dazu anleitet, innerhalb von ungefähr 30 Minuten ihr Spezialgebiet mit einfachen Worten und somit auch für Laien verständlich zu erklären. Und das klappt super! So habe ich z.B. dank des Wirtschaftsjournalisten Nikolaus Jilch zumindest grob verstanden, was hinter den „Bitcoins“ steckt. Oder der Klimaforscher Ottmar Edenhofer hat aufgezeigt, dass es zwar 5 vor 12 ist (oder vielleicht auch schon 5 nach 12), dass wir aber trotzdem der Klimakrise nicht machtlos gegenüberstehen. Besonders beeindruckend fand ich hier, wie die Kurzsichtigkeit vieler Politiker verdeutlicht wurde. Da wird nichts unternommen, weil man glaubt, der Wähler will das nicht. Dabei wären viele Wähler durchaus bereit, für den Kampf gegen den Klimawandel Steuern und Abgaben zu bezahlen. Auch war mir schon lange klar, dass der Ruf „Grenzen dicht“ rein gar nichts bewirkt, wenn sich in Afrika die Lage der Menschen nicht verbessert. Und dieses Phänomen wird sich durch die Klimakrise noch verstärken. Mit der Einstellung „wir sitzen in Europa auf einer Insel der Glückseligkeit und was um uns herum passiert, braucht uns nicht zu interessieren“, werden wir in Zukunft bei Dürrekatastrophen in Afrika noch viel weniger erreichen.
Die erste Folge, die ich von „Erklär mir die Welt“ gehört habe, hatte übrigens einen beruflichen Grund: ich wollte verstehen, was hinter der Affäre Karl-Heinz Grasser (ehemaliger österreichischer Finanzminister) steckt.
Brand New
Ich weiß nicht, wie viele von Euch schon etwas von „Deliciously Ella“ gehört haben. Ella hat vor einigen Jahren ihre Ernährung aufgrund einer Krankheit umgestellt und wurde so zu einer der bekanntesten, britischen Foodbloggerinnen. Sie hat bereits mehrere Kochbücher veröffentlicht, die auch ins Deutsche übersetzt wurden. Da sie ohne Fleisch und Milchprodukte kocht, kommt das meinem Ernährungskonzept sehr entgegen. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie brandneu einen Podcast am Start. Der ist auf Englisch. Ich habe die erste Folge gehört und bin begeistert. Food und Business werden vermutlich im Mittelpunkt dieses Podcasts stehen. Das finde ich sehr spannend, denn ich möchte gerne mehr über Ellas Weg erfahren.
Unentschieden
Den beiden Jungs von „Beste Freundinnen“ habe ich bereits vor einigen Monaten eine erste Chance gegeben. Schließlich gehören sie zu den bekanntesten Podcastern in Deutschland und man stolpert quasi zwangsläufig über die zwei. Allerdings habe ich bereits nach ein, zwei Folgen aufgegeben.
Vor wenigen Wochen habe ich einen zweiten, erfolgreicheren Versuch gestartet. Wenn die Herren vom „Spezialgelagerten Sonderpodcast“ jeden Fall analysieren, dann nehmen Max und Jakob den Themenkomplex „Liebe, Sex und Zärtlichkeiten“ auseinander. Manchmal eher unterhalb der Gürtellinie. Manchmal auch überraschend tiefgehend und on point. Mit der Folge, dass ich ab und zu aufgrund ihrer pubertären Art vorspule. Und an anderer Stelle ein echtes Aha-Erlebnis habe.
Da ich selbst sehr geradlinig in meinen Entscheidungen bin und ein stark ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein habe, schaffen es die beiden mit ihren eigenen Geschichten und auch den Hörermails, die sie – vorwiegend von Frauen – erhalten, mich sprachlos zurückzulassen. Gibt es wirklich so viele Menschen, die betrügen? Versteht mich nicht falsch, ich kann mir sehr wohl vorstellen, dass man sich auch in einer Beziehung in eine dritte Person verguckt. Die Frage ist, wie gehe ich damit um. Da kann ich manchmal nur den Kopf schütteln und mir denken, „die Welt ist schlecht“.
Aber auch auf andere Art und Weise ist bei mir durch „Beste Freundinnen“ bzw. den Nebenpodcast „Beste Vaterfreuden“ ein Lerneffekt eingetreten. Denn Max und Jakob haben die Ansicht vertreten, dass Männer klare Ansagen brauchen. Mit der Aussage „irgendwann sollten wir mal…“ kommt man nicht weit. Deckt sich 1:1 mit meinen Erfahrungen im beruflichen Umfeld. Und deshalb machen ich einem extrem unstrukturierten Kollegen jetzt klare Ansagen, in dem ich ihm einen Ordner mit all den Themen, die er zu bearbeiten hat, zusammenkopiert habe. Inspiriert durch Max und Jakob.
Huhu Steffi,
ich bin ja auch so gar kein Freund von den klassischen Radiosendern. Es gibt so viele geniale Lieder und so schöne Stimmen da draußen und oft frage ich mich, wenn ich durch die Radiosender zappe, warum man doch immer das Gleiche und viel zu oft diesen „Standart“ hört.
Über deinen Artikel habe ich mich gerade sehr gefreut. Ich kenne leider viel zu wenig Podcasts. Zu meine Favoriten gehören: Ilanas Podcast „Bücherreich“, Die Schreibdilletanten, Die Literaturagenten auf RadioEins, Krimikiste
Von Herrengedeck hattest du, glaube ich, in einem Artikel schon mal erzählt, kann das sein? A Mindfull Mess hört sich sehr interessant an und von Deliciously Ella habe ich zwei Kochbücher. Sie hat bei mir zweimal eine vegane Phase herbeigerufen. Ich mag diese Autorin unglaublich gerne. Schade, dass der Podcast nur auf englisch ausgestrahlt wird.
Vielen Dank für diese vielen Anregungen. Da werde ich mich gleich mal durchstöbern :o)
Ganz liebe Grüße
Tanja :o)
Autor
Hi Tanja,
das freut mich sehr, dass Dir mein Blogpost gefallen hat und Du neue Podcast-Inspiration finden konntest. Ich mag das Medium Podcast mittlerweile wirklich total. Morgens, bevor meine anderen Teammitglieder kommen, höhere ich sogar ab und zu bei der Arbeit Podcasts.
Ja, „Herrengedeck“ habe ich bestimmt schon einmal in einem Wochenrückblick erwähnt.
Ich werde mir Deine Vorschläge auf alle Fälle auch anschauen.
Viele Grüße,
Steffi