|Leseliebe| „Hope Street“ von Campino

Eigentlich hätte ich in diesem Jahr ein Konzert der „Toten Hosen“ besuchen sollen. Wir haben 2020, man kann erahnen, woran es gescheitert ist. Als ich entdeckt habe, dass Campino ein Buch veröffentlichen wird, stand für mich fest, das muss ich lesen. Da mich interessiert, was er zu sagen hat, und als kleine Entschädigung für das (endgültig) abgesagte Konzert. In der folgenden Rezension erfahrt Ihr, ob „Hope Street – Wie ich einmal englischer Meister wurde“ eine klassische Biografie ist. Und wie es mir allgemein gefallen hat.

Werbung: das Rezensionsexemplar wurde mir von netgalley kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.

 

"Hope Street" von Campino

 

Eine besondere Art der Biografie

In „Hope Street“ erzählt Campino, der Sänger der Band „Die toten Hosen“, von seiner Liebe zu England und vor allem zum FC Liverpool. Das tut er in Kapiteln, die vorwiegend nach verschiedenen Spieltagen der Saison 2019/2020 gegliedert sind. In dazwischen geschobenen Sonderkapiteln geht es um Liverpooler Besonderheiten wie der wahrscheinlich berühmtesten Fußballhymne der Welt: „You’ll Never Walk Alone“.

 

Fußball und so viel mehr

Aber keine Angst, „Hope Street“ ist kein reines Fußballbuch. Campino erkundet neben seiner unsterblichen Liebe zum FC Liverpool auch seine eigene, sehr besondere Familiengeschichte. Wuchs er doch in einer kinderreichen Familie auf, in der die Mutter aus England und der Vater aus Deutschland stammte. Da seine Eltern kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zusammenkamen, war das nicht immer einfach. Außerdem litt seine Mutter zeitlebens unter Heimweh – und auch unter ihrem Ehemann, der ein typischer Vertreter des deutschen Nachkriegsfamilienvaters (mit wenig Engagement für den alltäglichen Familienwahnsinn) war.

Wer jedoch die Bandgeschichte der „Toten Hosen“ erwartet, wird enttäuscht sein. Die Bandkollegen tauchen eher in Nebenrollen auf (wenn sie Campino z.B. zu Fußballspielen begleiten), die Entstehungsgeschichte wird in einigen wenigen Episoden gestreift und auch der ausschweifende Lebensstil der Anfangsjahre wird nur in Nebensätzen erwähnt.

 

"Hope Street" von Campino

So sehen die Kapitelanfänge mit einer Zusammenfassung der jeweiligen Spieltage aus.

 

Authentische Erzählweise

Da ich mit keinerlei bestimmten Erwartungen an die Lektüre herangegangen bin, hat mich das alles nicht gestört. Im Gegenteil. Mir hat die Kombination aus persönlicher Lebensgeschichte, Blick in die Vergangenheit der Familie und dem Versuch, die eigene Fußballleidenschaft zu erklären, sehr gut gefallen.

Besonders deshalb, weil das Buch genauso geschrieben ist, dass ich beim Lesen Campino quasi vor Augen hat, wie er die einzelnen Episoden erzählt. Das habe ich als sehr authentisch empfunden. So hatte ich z.B. in den leichten Momenten das Gefühl, dass er mit einem Augenzwinkern zu mir spricht.

 

Meine Lieblingszitate

Auch meine drei Lieblingszitate aus „Hope Street“ möchte ich an der Stelle mit Euch teilen:

  • „Ihre beiden Katzen hießen MERCEDES und PORSCHE.“
  • „Früher war zu Hause da, wo man Weihnachten feiert.“
  • “ ‚Es sind nicht vor allem die Kranken, die hier landen. Es sind die Sensiblen.‘ Ich habe diesen Satz nie vergessen.“

 

Von Sportfan zu Sportfan

Mir als Sportfan hat Campino teilweise aus der Seele gesprochen. Ist er doch das beste Beispiel dafür, dass man nie zu alt ist, mit aller Leidenschaft eine Sportart zu verfolgen. (Apropos alt, ich finde es ziemlich unglaublich, dass Campino auf die 60 zugeht. Aber das nur am Rande).

 

Fazit

Natürlich war es kein Ersatz für das abgesagte Konzert. Aber dieses Buch hat trotzdem richtig Spaß gemacht. Weder trockene Biografie noch ausufernder Fußball-Almanach sondern ein authentischer, liebevoller Blick auf die eigene Familiengeschichte und die damit verbundene Fußballleidenschaft.

 

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