|Leseliebe| „Brennender Zorn“ von Holm & Bolther

Eigentlich hatte ich keine Lust auf einen Krimi. Aber da dieses Rezensionsexemplar für meine Verhältnisse lange daheim herumlag, habe ich trotzdem zu „Brennender Zorn“ von Holm & Bolther gegriffen. Was kann ich sagen? Ich bin innerhalb von nicht einmal zwei Tagen durch die 589 Seiten geflogen und war absolut gefesselt. Warum das so war, davon möchte ich in dieser Rezension erzählen.

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Brennender Zorn von Line Holm & Stine Bolther

 

Gesetzlose Zeiten – damals und heute

Wir schreiben den Sommer 2021. Die dänische Polizei befindet sich in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Nach den zermürbenden Monaten der Corona-Pandemie und unzähligen Überstunden und Übergriffen sehen viele dänische Polizist*innen keine andere Lösung und lassen sich krankschreiben. Während auf den Straßen der Mob tobt, sieht sich Kommissar Mikael Dirk einer Herausforderung der besonderen Art gegenüber: sein Vorgesetzter wurde überfahren. Sollte sich dieser Unfall als vorsätzlich entpuppen, würde das Hass und Gewalt gegen die Polizei auf ein neues Level heben.

Währenddessen hat es die Kriminalhistorikerin Maria Just mit dem Skelett einer jungen Frau zu tun, die während der deutschen Besatzungszeit erschossen wurde.

Haben diese beiden „gesetzlosen“ Perioden mehr miteinander zu tun, als Maria und Mikael zunächst ahnen?

 

Grandios – aber eventuell trotzdem nicht jedermanns Sache

Wow, was für ein grandioser dänischer Krimi! Allerdings möchte ich direkt zu Beginn meiner Rezension die Warnung aussprechen, dass „Brennender Zorn“ – der zweite Teil der Reihe rundum die Kriminalhistorikerin Maria Just – trotzdem vielleicht nicht jedermanns Sache sein könnte. Denn dies ist weder ein beschaulicher Regionalkrimi noch ein besonders blutrünstiger Thriller. Nein, „Brennender Zorn“ ist ein hochpolitischer und brisanter Krimi in bester skandinavischer Tradition mit einem starken und schmerzhaften Realitätsbezug. Wer aus dem Alltag abtauchen und die schlimmen News der aktuellen Zeit hinter sich lassen möchte, für den ist das neue Werk von Line Holm & Stine Bolther keine passende Option.

 

Politisch erschreckend real

Dafür ist „Brennender Zorn“ viel zu sehr in der politischen Realität verankert. Die Politiker sind entweder gnadenlose Karrieristen, formlose Opportunisten oder Demagogen. Egal ob weiblich oder männlich. Vor allem Letztere wurde in Form der Justizministerin, die aus einer neugegründeten Partei ganz am rechten Spektrum stammt, perfekt charakterisiert. Da wird angeblich „der kleine Mann auf der Straße“ vertreten, während man selbst mit einem Immobilienmogul liiert ist. Außerdem wird ganz tief in die rhetorische Trickkiste gegriffen, um „das Volk“ aufzuwiegeln und eine zerstörerische Sprache à la Trump zu etablieren. Mir lief es beim Lesen das ein oder andere Mal eiskalt den Rücken hinunter. Vor allem wenn man die in Deutschland erst vor wenigen Monaten vereitelten Umsturzpläne einer rechtsradikalen Splittergruppe vor Augen hat.

 

Spannung pur und ein klitzekleines bisschen was fürs Herz…

Auch die Kriminalfälle selbst – egal ob historisch oder aktuell – waren super spannend. Ich mochte ahnen, in welche Richtung es gehen könnte, richtig sicher war ich mir nie. Hinzu kommt, dass ich sowohl den introvertierten und gebrochenen Mikael als auch die intelligente und eigensinnige Maria als Charaktere total lieb gewonnen habe. Ich mag die beiden zusammen sehr gerne und mein romantisches Herz hofft, dass die beiden vielleicht als Paar doch eine Chance haben werden…

 

Verschiedene Blickwinkel

Ich liebe es aber auch, von all den anderen Charakteren – egal ob aus dem Polizeiapparat, dem Kriminalmuseum oder der Politik –  zu lesen. Denn das ist für mich einer der weiteren Pluspunkte von „Brennender Zorn“: wie virtuos die beiden Autorinnen zwischen den verschiedenen Erzählperspektiven hin und her wechseln. Diese verschiedenen Blickwinkel beschränken sich nicht nur auf Maria & Mikael sondern schließen auch z.B. den ein oder anderen Politiker mit ein. Das trägt einen nicht unerheblichen Teil zur Kurzweil der Geschichte bei.

 

Fazit

Mich konnte „Brennender Zorn“ sowohl kriminalistisch als auch politisch absolut überzeugen. Ich wurde mitgerissen und konnte das Buch über 24 Stunden kaum aus den Händen legen. Vermutlich kann ich bereits im Januar 2023 verkünden, dass dies mein Krimi-Highlight des Jahres ist.

 

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