|Leseliebe| „Belmonte“ von Antonia Riepp

„Belmonte“ von Antonia Riepp erreichte mich bereits vor einigen Wochen als Überraschungspost vom Piper Verlag. Zu dem Zeitpunkt war die aktuelle Krise noch in weiter Ferne. Cover und Inhaltsangabe sprachen mich trotzdem direkt an. Da die Sperrfrist für Rezensionen erst Anfang April enden sollte, rutschte „Belmonte“ auf meiner Leseliste ein bisschen nach hinten. Und das Schicksal wollte es so, dass ich diese wunderschöne Geschichte lesen sollte, während sich Italien in der größten Katastrophe seit dem 2. Weltkrieg befunden hat (noch immer befindet).

Werbung: das Buch wurde mir vom Piper Verlag kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.

 

Belmonte von Antonia Riepp

 

Eine italienische Erbschaft

Durch den überraschenden Tod ihrer Großmutter erbt Simona deren Ferienhaus in Belmonte, einem kleinen Dorf in den „Marken“, einer eher unbekannten Region in der Mitte Italiens. Da sie durch ihren Jobverlust mehr oder weniger ungebunden ist – denn einen Freund gibt es durchaus – fährt sie mit Sack und Pack (und der Urne!) nach Bella Italia. Dort angekommen wird sie nicht nur mit einem feschen, aber unnahbaren amerikanischen Nachbarn sondern auch mit „la famiglia“, bei der ihre Großmutter quasi als Adoptivkind aufgewachsen ist, konfrontiert. Und ganz nebenbei deckt sie so einige Geheimnisse im Leben der drei Frauengenerationen vor ihr auf.

 

Fesselnde Familiengeschichte über mehrere Generationen

„Belmonte“ ist für mich eines der Bücher, die mich bereits nach wenigen Seiten gefangen nehmen konnten. Ich brauchte keinerlei Anlauf, um in Simonas Leben und in Italien anzukommen. Und das Beste daran: das hat sich im Laufe der 488 Seiten umfassenden Geschichte zu keiner Sekunde geändert.

Mir hat die Mischung aus Familiendrama garniert mit ein bisschen Liebe und ganz viel deutsch-italienischer Geschichte super gefallen. Dadurch, dass „Belmonte“ vier Generationen umfasst, schlägt das Buch auch einen Bogen vom Faschischmus und der Zeit des Widerstands bzw. der deutschen Besetzung Italiens über die Nachkriegszeit sowie die Zeit der italienischen Gastarbeiter bis ins heute.

Manchmal hätte ich mir gewünscht, am Anfang des Buches einen Stammbaum zu finden, denn dadurch, dass sowohl Simonas Urgroßmutter und Großmutter eine tragende Rolle spielen, war es ungleich schwerer, den Überblick zu behalten, als wenn eine Geschichte nur drei Generationen umfasst. Erschwerend hinzu kommt, dass sich dadurch, dass in der Generation einer Familie früh Kinder geboren wurden und in der anderen eher spät, sich die Generationen teilweise „verschoben“ haben.

 

Belmonte von Antonia Riepp

 

Voller Überraschungsmomente

Davon abgesehen, war „Belmonte“ ein beinahe perfekter Familienroman. An dem mir besonders gut gefallen hat, dass er mich überraschen konnte. Dachte ich am Anfang beim Auftauchen des „Americanos“, genau zu wissen, worauf es hinausläuft, kam das ganze dann doch ein bisschen anders. Solche Überraschungsmomente in normalerweise eher vorhersehbaren Genres liebe ich sehr.

Genauso möchte ich hervorheben, dass insbesondere die Frauencharaktere (die Männer kamen ein bisschen schlecht weg, aber ich befürchte, nicht zu unrecht…) nie eindimensional waren. Keine einzige der zahlreichen Frauenfiguren war nur böse oder nur gut. Alle haben im Laufe ihres Lebens eine Entwicklung durchlaufen, die ich gut nachvollziehen konnte.

 

Wunderschönes Italien (mit kleinen Schönheitsfehlern)

Das Sahnehäubchen auf der Torte war für mich das Setting der Geschichte. Wie wahrscheinlich 90% der Deutschen habe ich eine Schwäche für Italien. Und gerade in diesen Zeiten, in denen dieses Land, das einen manchmal zur Verzweiflung bringt (wie kann es sein, dass ein Land mit so großartiger Vergangenheit, hervorragender Küche und einer Liebe zu hochwertigen Lebensmitteln es einfach nicht zustande bringt, eine funktionsfähige Regierung zu wählen?!), so schwer gebeutelt wird, tut es unfassbar gut, von der Schönheit der Landschaft zu lesen. Für mich war das wie ein kleiner Urlaub in Italien.

 

Mehr davon, bitte…

Ihr seht, mich hat „Belmonte“ begeistert. Gerade aktuell weiß ich solche Lesestunden sehr zu schätzen. Ich hoffe, das war nicht die letzte Familiensaga von Antonia Riepp. (Kann man eigentlich irgendwo herausfinden, wer die Autorin von Spannungsromanen ist, die hinter diesem Pseudonym steckt?). Von mir beide Daumen nach oben für „Belmonte“.

 

2 Kommentare

  1. Susanne Mischke
    19. Juni 2020 / 16:40

    Hallo Stefanie,
    danke für deine liebevolle Rezension meines neuen Familienromans „Belmonte“.
    Hat mich sehr gefreut!
    Liebe Grüße, Susanne Mischke alias Antonia Riepp 🙂

    • glimrende
      Autor
      19. Juni 2020 / 20:52

      Hallo Frau Mischke/Riepp,

      vielen Dank für den Kommentar 🙂 Es freut mich sehr, dass Sie meine Rezension gelesen haben und sie Ihnen gefallen hat.

      „Belmonte“ ist so ein tolles Buch, das ich schon vielen Freunden empfohlen habe.

      Herzliche Grüße.

      Stefanie

      P.S.: Und vielen Dank für die Aufdeckung des Pseudonyms 😉

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