|Leseliebe| „Beifang“ von Lisa Brennan-Jobs / Rezension

Als ich gesehen habe, dass „Beifang“ von Lisa Brennan-Jobs bei netgalley verfügbar ist, habe ich mich spontan für dieses Buch beworben. (An der Stelle herzlichen Dank an das Team von netgalley, das mir das E-Book kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt hat). Mich hat sehr interessiert, was die Autorin über ihren Vater zu erzählen hat, über den mittlerweile allgemein bekannt sein sollte, dass er nicht nur ein brillanter Kopf war, der z.B. mit „Apple“ das Handy revolutioniert hat, sondern auch ein Egozentriker vor dem Herrn.

 

Rezension zu Beifang von Lisa Brennan Jobs

 

Vater, Mutter, Kind

Lisa Brennan-Jobs nimmt kein Blatt vor den Mund und erzählt in verschiedenen Episoden, wie es war, als uneheliche und ungeplante (vielleicht sogar unerwünschte) Tochter eines weltbekannten Genies und einer Hippie-Mutter aufzuwachsen. Da sind Welten aufeinander geprallt. Auf der einen Seite die Mutter, eine Künstlerin, die meist eher unterhalb des Existenzminimums gelebt hat. Auf der anderen Seite der Vater, der ab einem bestimmte Punkt in seinem Leben wahnsinnig viel Geld verdient hat, aber trotzdem hin und wieder keinen Cent für seine älteste Tochter ausgeben wollte und sogar am Anfang die Vaterschaft bestritten hat. Dazwischen ein Kind, das sich nach Sicherheit und Normalität sehnt.

Das alles erzählt Lisa, ohne ins Melodramatische oder in Schuldzuweisungen abzurutschen. Sie bleibt immer sachlich und scheint sich zu einem erstaunlich geerdeten und normalen Menschen entwickelt zu haben. In ihren Erzählungen scheut sie sich nicht, auch eigene Fehler aufzuzeigen. So schüttelt man als Leser z.B. zunächst den Kopf, wenn man liest, dass Steve Jobs teilweise nicht bereit war, ihre Studiengebühren zu übernehmen. Als er später erklärt, wie sehr es in verletzt hat, weil er z.B. zu einer Feierlichkeit nicht eingeladen war und die Zahlungen einfach bei ihm eingefordert wurden, sieht der Leser die zwei Seiten der Medaille.

 

Rezension zu Beifang von Lisa Brennan Jobs

 

Genie & Wahnsinn

Wie bereits eingangs erwähnt, war ich vor Lektüre von „Beifang“ längst der Illusion beraubt, dass Steve Jobs ein perfekter Mensch war. Das schmälert für mich keineswegs seine Verdienste (ich habe schon Kommentare à la „ich kaufe keine Produkte von ‚Apple‘ mehr, seit ich den Film über das Leben von Steve Jobs gesehen habe. Der war so ein A…“ gelesen) um Technik und Design von Computern. Eher fügt es sich für mich zu einem stimmigen Bild zusammen, denn bei wie vielen Hochbegabten liegen Genie und Wahnsinn nah beieinander?!

Besonders beeindruckt hat mich Lisa Brennan-Jobs abgeklärte und reife Art, über ihre Kindheit und Jugend zu schreiben. Sie beschönigt nichts und lässt trotzdem niemanden in ihrem Umfeld als Bösewicht dastehen.

 

Rezension zu Beifang von Lisa Brennan Jobs

 

Manchmal hat es mir das Herz gebrochen, zu lesen, wie sehr sich Lisa Brennan-Jobs einsam und alleine gelassen gefühlt hat. Das lässt einen erkennen, wie schön die eigene Kindheit in einem absolut durchschnittlichen aber stabilen Elternhaus war. Damit zusammenhängend erschreckt es mich auch immer wieder, wie weit die soziale Schere in den USA auseinander klafft. Wie schnell man ins Bodenlose abstürzen kann.

Falls ihr Sachbüchern oder Biografien eher skeptisch gegenüber steht, kann ich Euch „Beifang“ trotzdem ans Herz legen. Denn Lisa Brennan-Jobs‘ Buch liest sich wie ein Roman. Kein bisschen trocken.

2 Kommentare

  1. 27. Oktober 2018 / 13:28

    Hallo Stefanie

    Das Buch klingt durchaus interessant. So dann und wann mag ich Biografische Literatur gerne.
    Die soziale Schere klafft auch bei uns immer weiter auseinander. Ein stabiles Elternhaus und soziale Sicherheit ist viel Wert. Leider nicht selbstverständlich.

    Eine schöne Besprechung von dir. Aufmerksam bin ich durch die Aktion von Tanja auf deinen Blog geworden. Welches Buch du für den Herbst empfiehlst hab ich noch nicht gefunden. Beifang befindet sich aber jetzt auf meiner Wunschliste.

    Liebe Grüße,Gisela

    • glimrende
      Autor
      28. Oktober 2018 / 19:30

      Hallo Gisela,
      herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Es freut mich sehr, dass Dir meine Rezension gefallen hat. Und dass Du über Tanjas Blog hergefunden hast.

      Viele Grüße,
      Steffi

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