|Alltagstrott| Ist auf der anderen Seite das Gras wirklich so viel grüner? / Kolumne

Blütenkranz mit Lettering "bloom"

 

Die nachweihnachtliche „Entfolge-Welle“

Zwischen Weihnachten und Neujahr ist man es gewohnt, viele Posts zum Thema Vorsätze, Pläne und Veränderungen fürs neue Jahr zu lesen. Dieses Mal sprang mir neben dem neuen Trend „Minimalismus“ ein weiteres Thema ins Auge. Denn ich musste bei vielen Bloggern und Instagram-Nutzern lesen: „Ich habe meinen Feed ausgemistet und bin einigen Leuten entfolgt, die mir nicht gut getan haben.“ Diese Posts haben mich nachdenklich gestimmt.

 

Geht es ohne Neidgefühl auf Instagram?

Ja, ich bin auch bei Instagram. Und folge dort einem bunten Strauß an Accounts. Darunter sind Sportler und andere Promis, typische Influencer oder Blogger aus den Bereichen Lifestyle, Mode und Beauty sowie Leute aus dem „echten“ Leben. Nach den eingangs erwähnten „Entfolge“-Posts habe ich lange darüber nachgedacht, aber ich kann mit voller Überzeugung sagen, bei mir kam noch nie ein Neidgefühl gegenüber einem dieser Accounts auf. Egal wie perfekt das Leben von manchen auf den ersten Blick scheint.

 

Perfektion allenthalben?!

Denn natürlich gibt es dort Menschen mit dem perfekten Partner, der perfekten Wohnung, dem perfekten Job oder den perfekten Reisen. Trotzdem war mir schon immer klar, dass auf Instagram nur ein Bruchteil des Lebens gezeigt wird. Dass das ganze mittlerweile eine große Show ist. Und dass jeder Mensch Probleme hat. Wenn die eine super aufgeräumte und durchgestylte Ecke der Wohnung gezeigt wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass im Rücken des Fotografen ein wenig dekorativer Wäscheständer steht. Genauso mag ständiges Verreisen auf den ersten Blick wahnsinnig verlockend klingen. Ich möchte trotzdem im Leben nicht mit z.B. Janni Delér und Jon Olsson tauschen, denn ich brauche einen Rückzugsort in meinem Leben. Den steten Rhythmus meines Jobs. Und auch ab und zu ein Wochenende, das ich einfach nur mit mir, putzen und aufräumen verbringe.

 

Eine Frage des Alters?

Diese „Weisheit“ mag mancher vielleicht auf mein fortgeschrittenes Alter schieben. Denn klar lässt man sich in meinem Alter nicht mehr so leicht verführen wie als Teenager. Aber ich habe an meine (lange zurückliegende, höhöhö…) Jugend gedacht und glaube mit Überzeugung sagen zu können, dass ich noch nie anfällig für Neid war. Natürlich gab es damals keine Influencer, ehrlich gesagt noch nicht einmal das Internet (für jedermann), aber z.B. Klassenkameraden, die beliebter und sportlicher waren als ich, hübscher, mehr Freunde hatten. Trotzdem wäre ich nie auf die Idee gekommen, diese zu beneiden. Irgendwie habe ich da schon immer in mir geruht. Wusste um meine Stärken. Ich war einfach die, die gut in der Schule war. Die wenige, aber dafür verlässliche Freunde hatte. (Was sich im Übrigen heute total auszahlt, denn ich bin noch immer mit drei Mädels eng befreundet, die ich seit der Grundschule kenne). Die keine Partys mochte und viel Zeit für sich alleine benötigt hat. Klar, manchmal hätte ich lieber in den „main stream“ gepasst und wäre so, wie all die anderen gewesen. Aber ich bin dankbar dafür, dass ich tief drinnen immer wusste, dass ich, so wie ich bin, genau richtig bin.

 

Geht es mir zu gut für Neid?

Meine Mutter würde jetzt wahrscheinlich einwenden, dass ich keinen Neid empfinde, weil es mir immer gut gegangen ist. Weil ich bislang auf der Sonnenseite gestanden habe. Natürlich trifft das in gewisser Weise zu. Trotzdem könnte ich, wenn ich wollte, bejammernswerte Dinge finden. Warum bin ich introvertiert? Fühle mich in großen Gruppen so mega unwohl? Warum habe ich keinen gesunden Bruder ohne Handicap? Bin nicht verheiratet? Habe Nahrungsmittelintoleranzen? Mache ich aber nicht. Und DAFÜR bin ich wahnsinnig dankbar. Dass ich eine positive Grundeinstellung zum Leben habe. Immer versuche, die zwei Seiten einer Medaille zu beleuchten. Hinterfrage. Denn das macht mich zu einem glücklichen Menschen. Ohne, dass ich dazu mein Leben mit dem der anderen vergleichen muss.

 

P.S.: Der Blumenkranz und das Lettering sind aus meiner Feder. Und da beneide ich tatsächlich die, die das so viel besser können als ich 😉

 

4 Kommentare

  1. 25. Januar 2019 / 20:54

    Toller Post. Ich glaube nicht, dass Neid was damit zu tun hat, dass man selber „viel“ hat, denn die Menschen die ich kenne, die dazu neigen negativ und neidisch zu sein, sind eher noch privilegierter (und reicher) als ich selbst. Ich vermute es ist vllt. ein Teil einfach Veranlagung (grad Pessimismus/Optimismus ist glaub viel Veranlagung) und andererseits ein Zeichen für eine innere Unzufriedenheit, die ja nix mit äußerlichem materiellem Haben zu tun hat oder mit Lebenszielen die man von Außen gesehen erreicht hat. Ich finde pessimistische Menschenpersönlich anstrengend und kann mir absolut nicht vorstellen so zu sein bzw. stelle es mir total schlimm vor, aber für so Leute ist das vermutlich total normal…

    Ansonsten finde ich Insta unterhaltsam (ich stehe dazu, dass ich am Liebsten unterhaltsamen Promis wie Sophie Thomalla folge und sonst halt auch so einen Mix aus Leuten die mit meinen Hobbies zu tun haben). Ich finde aber auch erstaunlich, dass manche Leute das alles ernst nehmen, denn man merkt ja schon immer stark, dass da alles sehr inszeniert ist, sogar bei halbwegs „normalen“ Leuten. Ein Bekannter war letztes Jahr 1 Woche in Südfrankreich und postet ganzjährig in Insta-Stories immer wieder Fotos davon…was so den Eindruck erweckt, er sei dauernd im Urlaub, das find ich schon albern, allerdings ist der Account halt auch schon halb „Eigenmarketing“ für diverse Selbstvermarktungsprodukte.

    Mir wäre das viel zu aufwändig und nervig meinen Insta Account für sowas zu benutzen, weswegen ich mich bisher nicht mal dazu aufraffen kann, meine Blogposts dort zu verlinken. Außerdem hab ich kein Talent für hippe Hashtags 😛

    Schon allein deswegen beneide ich Influencer aus Prinzip nicht, weil ich das in Wirklichkeit für einen ziemlich anstrengenden Job halte, denn man muss ja ständig was Neues „liefern“, weil man sonst schnell weg vom Fenster ist, was sischer einen immensen Dauerdruck aufbaut und ich vermute, dass das im Endeffekt genauso viel Arbeit und genau so wenig „Freiheit“ bedeutet wie die Arbeit in einem 08/15 Angestelltenjob. Und ich mag es mich so zu organisieren wie ich Lust habe, ohne dabei auf irgendeine Außenwirkung zu achten.

    • glimrende
      Autor
      26. Januar 2019 / 07:10

      Danke für Deinen langen Kommentar. Gerade bei solchen Posts freue ich mich sehr über positives Feedback, ist ja nicht immer ganz einfach, seinen Standpunkt klar zu machen. (Aber wahrscheinlich ist es noch schwieriger, über Eiskunstlaufen zu schreiben :p ).

      Ich glaube auch, dass das Veranlagung plus Erziehung dabei ist. Kenne da jemanden, bei der immer alles schlimm ist. Die Mutter ist genauso. Kann also ererbt oder erlernt sein. Meine Mutter erwartet auch gerne nach etwas Gutem etwas Schlimmes, was ich aber auch verstehen kann, denn sie macht immer wieder die Erfahrung. Z.B. war sie letzte Woche mit mir bei „Kluftinger“, was für sie ein super Abend war. Prompt ist mein Bruder am WE hingefallen und sie mussten in die Notaufnahme. Kann natürlich auch daran liegen, dass meine Mutter mittlerweile diese „Erwartungshaltung“ hat.

      Mir ist Instagram auch zu anstrengend. Mich nervt schon das Tippen am Handy 😀 . Und wenn man gerade mithalten wollte, müsste man ja Stories machen. Und vor der Kamera reden wäre ein Alptraum für mich.

      Ich denke auch, dass man an einem Influencer-Job sehr schnell zerbrechen kann. Die ganzen Erwartungen, der Druck, die Jüngeren und Hübscheren, die nachkommen… Außerdem habe ich mal einen Artikel über die Berufswahl gelesen, in dem stand, dass viele irgendwas mit Medien machen wollen, weil sie denken, da können sie frei arbeiten. Tatsächlich ist es aber so, dass man in einem Beamtenjob (der ja eigentlich als obrigkeitshörig gilt) viel mehr Freiheiten hat. Würde ich so unterschreiben. Ich muss meinem Chef nie eine „Kampagne“ vorstellen 😉 Organisiere alles selbst. Kommuniziere direkt mit dem „Kunden“.

  2. 14. Februar 2019 / 18:15

    Hallo liebe Steffi,

    Neid ist wirklich ein sehr unschönes und vor allem unproduktives Gefühl. Es bringt gar nichts, außer schlechte Stimmung. Sowohl bei dem, der den Neid empfindet, als auch bei dem, der plötzlich darüber nachdenken muss, dass ihm andere Menschen etwas nicht gönnen. Neid hilft, das kommt noch erscherend hinzu, auch nicht dabei sich persönlich weiterzuentwickeln.

    Ich bin ganz deiner Meinung: Auch ich denke, dass jeder Mensch seine Probleme und Sorgen hat. Der ein oder andere kann vielleicht mit Situationen besser umgehen oder er hat vielleicht andere Nöte, Ängste und Probleme als sein Gegenüber.

    Was Instagram angeht: Ich habe diese Plattform vor geraumer Zeit für mich entdeckt. Ich mag es, dass man dort eben nicht so viel auf Text sondern mehr auf Fotos setzt. Ich schaue mir unglaublich gerne Bilder anderer Nutzer an und ich mag es auch Bilder „sprechen zu lassen“.

    Als ich eben dein Blumenbanner gesehen habe, habe ich mich schon gefragt, ob du es selbst gezeichnet hast. Es ist so schön geworden. <3 Du hast dich wirklich sehr schnell ins IPadlettering eingefunden. Ich finde du solltest dir die Sache mit Instagram nochmal genauer überlegen. Ich stelle dort auch gerne Handletteringbilder ein. Dafür eignet es sich z.B. perfekt. Ich würde so gerne noch mehr von dir sehen. <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    • 18. Februar 2019 / 08:44

      Hallo Tanja,
      zunächst einmal sorry, ich hinke mit dem Beantworten von Kommentaren hinterher, da ich noch immer ohne eigenes Notebook bin.

      Das hast Du gut zusammengefasst, dass mancher besser und mancher schelchter mit Problemen umgehen kann. Ausfluss davon ist dann eben, dass es so WIRKT, als hätte der eine viele und der andere kaum Probleme.

      Ich nutze Instagram tatsächlich, aber hauptsächlich um anderen zu folgen und kaum, um selbst etwas zu posten. Irgendwie stresst mich das. Schon allein, weil ich so ungern am Handy längere Texte tippe.

      Es freut mich aber sehr, dass Dir mein Lettering gefällt 🙂

      Viele Grüße.

      Steffi

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