Für mich stand schon länger fest, dass ich irgendwann einmal alleine verreisen und insbesondere ein Yoga Retreat testen möchte. Zum einen, um entscheiden zu können, ob diese Art des Reisens etwas für mich ist. Zum anderen, weil ich denke, dass es für persönliches Wachstum essentiell ist, die Komfortzone zu verlassen und sich auf neue Dinge einzulassen. Ganz abgesehen davon, dass ich mich nie so von anderen Menschen abhängig machen möchte, dass ich nur verreisen kann, wenn jemand anderes Zeit für mich hat.
Warum ein Yoga Retreat?
- Wegen des Wunschs, für einen gewissen Zeitraum intensiv Yoga zu betreiben und meine Skills zu verbessern. Tatsächlich habe ich in den letzten Monaten Yoga ein bisschen vernachlässigt und nach meinen Fitnessworkouts „nur“ das eine oder andere Dehnvideo von Mady Morrison drangehängt.
- Weil ich mir so ein Yoga Retreat als perfekten „sanften“ Einstieg in das Thema „Soloreisen“ vorgestellt habe. Denn Teile meines Tages waren durchgeplant und es stand bereits vorab fest, dass ich neue Menschen kennenlernen würde – etwas, was mir als Introvert sonst kaum gelingen würde.
Warum Leogang / Österreich?
- Für mich stand von Anfang an fest, dass ein Yoga Retreat keine Reise ist, für die ich ein Flugzeug nutzen möchte. Fliegen möchte ich nur noch, wenn eine Destination anders nicht zu erreichen ist. Es also auf den Ort ankommt. Ein Yoga Retreat kann ich problemlos an nahgelegenen Plätzen machen. Dafür muss ich nicht auf die Kanaren oder gar nach Bali fliegen.
- Tatsächlich wäre mir ein näher gelegener Ort in den Bergen – wie z.B. das Allgäu – lieber gewesen. Aber da ich aus nebenberuflichen Gründen terminlich ziemlich eingeschränkt war, ist es das ca. 5 Stunden entfernte Leogang geworden. So konnte ich mich einer weiteren Herausforderung stellen: wie ist es, eine so lange Strecke alleine mit dem Auto zu fahren? Das kann ich an der Stelle bereits beantworten: für mich persönlich unproblematisch, denn mit Podcasts und Hörbüchern konnte ich die Fahrzeit super überbrücken. Wobei es, was die Inhalte von Hörbüchern betrifft, eine kleine Einschränkung gibt: einen Regionalkrimi, in dem eine unvorsichtige Wanderin durch wild gewordene Kühe angegriffen wird, ist keine optimale Vorbereitung für einen Urlaub in den Bergen, bei dem man alleine an einer Herde Kühe mit Kälbern vorbeigehen muss… Ach ja und Experimente à la „Strecke ohne Maut“ sollte man auch bei nur 5 km österreichischer Autobahn eher lassen, denn die Überlandfahrt inklusive Straßen ohne Mittelstrich war auf dem Hinweg definitiv aus der Kategorie „abenteuerlich“.
- Leogang fand ich spannend, weil ich zwar schon in der Nähe am Wilden Kaiser und in Berchtesgaden war, aber noch nie direkt dort. Entpuppte sich als genau meine Gegend, denn mit einem Biathlon-Weltcuport (Hochfilzen) inklusive Ole Einar Bjoerndalen-Plakat kriegt man mich natürlich sofort. Wobei ich auch erwähnen muss, dass ich bei ähnlicher Fahrtzeit alternativ in Südtirol sein kann. Und da die Dolomiten für mich die schönsten Berge der Welt sind, würde ich Südtirol immer den Vorzug geben…
Wie war das Soloreisen?
- Easy. So ein Yoga Retreat ist wirklich total niederschwellig. Es ist gibt eine feste Gruppe von Menschen, die um einen sein werden. Sollten die trotzdem „not your cup of tea“ (was hier nicht der Fall war) sein, kann sich jeder außerhalb der Yogastunden zurückziehen.
- Die Tage gingen wie im Flug vorbei. Teilweise hätte ich sogar mehr Zeit benötigt. Denn durch zwei Wanderungen (am Freitag zur Mittelstation auf der Asitzbahn und zurück ins Tal und am Samstag der zweistündige Panoramaweg auf dem Gipfel des Asitz) und jeweils zwei Saunagänge am Nachmittag zwischen der morgendlichen und abendlichen Yogaeinheit waren meine Tage gut gefüllt.
- Meine Erkenntnis: das Einzige, was mich am Soloreisen stören würde, wäre, wenn ich bei einem (super leckeren) 5-Gänge-Menü wie hier im Biohotel Rupertus alleine am Tisch sitzen müsste. Denn da vergehen die Pausen zwischen den Gängen bestimmt nur langsam. Und ich weiß nicht, ob ich mich lesend oder aufs Handy starrend am Tisch wohlfühlen würde…
Und das Yoga Retreat?
- Das war super schön und ich fand die Erfahrung, 2x am Tag für 1 1/4-Stunden Yoga zu machen (und zwischendrin noch wandern zu gehen) sehr intensiv und spannend. Einfach zu sehen, was das mit dem Körper macht.
- Die Yogalehrerin Nicola Kogler hat die Yogaeinheiten wunderbar klar und liebevoll angeleitet. Es war auch überhaupt kein Problem, dass von einer blutigen Anfängerin über „ab und an Yoga Übende“ bis zu regelmäßig praktizierenden Yogis alles dabei war. Denn es wurden immer passende Alternativen angeboten. So dass niemand zu kurz gekommen oder überfordert worden ist.
- Auch eher „spirituelle“ Aspekte wie Journalingfragen und Meditation waren dabei. Für meinen Geschmack im genau richtigen Maß. Denn zu esoterisch wäre nicht mein Fall gewesen.
- Eine meiner wenigen Erwartungen, die nicht erfüllt worden ist, war die, dass ich gedacht hätte, dass sich die Teilnehmerinnen mehr zum Thema Yoga austauschen. Z.B. wer welchem Yogastil nachgeht. Aber dazu war die Mehrheit wahrscheinlich zu wenig intensiv im Thema drin. Nicht schlimm, vermutlich findet so ein Austausch eher bei einem Yoga Teacher Training statt.
Donnerstag
- 6 Stunden Fahrt wegen nervigem Stau kurz nach München
- sehr warm – ich war deshalb am Pool auf einer coolen Liege
- 16:30 – 17:45 Uhr Yoga (wo ich zunächst an der falschen Stelle gewartet habe – mein persönlicher Alptraum… War im Endeffekt aber gar kein Problem)
Freitag
- 07:30 – 08:45 Uhr Yoga
- regnerisch kühl – was ich mittlerweile liebe, denn im Regen kann man mehr unternehmen als bei sengender Hitze
- Wanderung vom Tal an der Forshofalm vorbei auf die Mittelstation der Asitzbahn – teilweise im stürmischen Regen
- zurück ins Tal über den Fahrweg ebenfalls zu Fuß – denn a) was das Wetter plötzlich viel besser und b) gibt es für mich Introvert nix Schlimmeres, als fragen zu müssen, wie das mit der Gästekarte als Bahnticket funktioniert 😛
- zwei Saunagänge ganz alleine in der Panoramasauna und danach Relaxen in der Schaukel
- 17:00 – 18:15 Uhr Yoga
Samstag
- 07:30 – 08:45 Uhr Yoga
- Fahrt mit der Asitzbahn auf den Gipfel. Ca. zweistündiger Panoramarundweg. Mega schön mit viel Almenrausch, Wollgras und toller Aussicht.
- Die Asitzbahn scheint übrigens die miesesten QR-Code-Scanner aller Zeiten zu haben. Aber immerhin waren die älteren Herren von der Bergbahn typisch österreichisch charmant und hilfsbereit.
- Zwei Saunagänge in der Panoramasauna und danach Relaxen in der Schaukel
- 17:00 – 18:15 Uhr Yoga
- Sonnwendfeier mit diversen Feuerstellen am Berg, die ich von meinem Balkon aus beobachten konnte.
- alternativ hätte ich mit den anderen Retreat-Teilnehmerinnen noch in eine Bar gehen können. Früher wäre ich mit, um der Norm zu entsprechen. Mittlerweile gehe ich lieber ins Bett, wenn ich müde bin… Die Freuden des Älterwerden 😛 . Mehr dazu, warum ich so müde war, gibt es in der Spalte „Sonntag“.
Sonntag
- hier hätte eigentlich die abschließende Yogaeinheit und die Weiterfahrt in ein anderes Hotel mit einer „Spezialwanderung“ auf mich gewartet. Aber leider bin ich in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit schlimmen Magenschmerzen aufgewacht. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich mir einen Magen-Darm-Virus eingefangen habe. Steffi und Urlaub im Juni ist einfach keine gute Kombi…
- stattdessen habe ich mich durch die fünfständige Heimfahrt gequält und war sooo froh, als ich halbtot daheim angekommen bin. Zwischenzeitlich geht es mir zum Glück deutlich besser.
Fazit
Trotz des nicht ganz so schönen Endes war es eine tolle Erfahrung. Egal ob alleine oder mit Freund*innen: das war bestimmt nicht mein letztes Yoga Retreat.