Wenn Ihr meine Lesemonate in den vergangenen Jahren verfolgt habt, wisst Ihr, dass der Februar traditionell mein schwächster Lesemonat ist. Das liegt vermutlich daran, dass es der kürzeste Monat des Jahres ist, und ich in der Vergangenheit ab und an verreist war. Dieses Mal hingegen bin ich mit meinem Lesemonat Februar 2025 super zufrieden, denn ich konnte 7 Bücher beenden. Diese teilen sich auf in 5 klassische Bücher und 2 E-Books. 5 Bücher waren auf Deutsch und 2 Bücher auf Englisch. Neben brandneuen Rezensionsexemplaren konnte ich auch das ein oder andere Buch von meinem SUB befreien, so dass ich den Lesemonat Februar 2025 als gefühlsmäßig sehr befriedigend beschreiben würde.
Jahreshighlight
Fehlanzeige
Super gute Bücher im Lesemonat Februar 2025
„Das Leben fing im Sommer an“ von Christoph Kramer
- Christoph Kramer, der Fußballweltmeister von 2014, debütiert als Autor mit einem „Coming of Age“-Roman
- das Buch spielt vor der Kulisse der Fußball-WM 2006 in Deutschland und beinhaltet Elemente aus der eigenen Lebensgeschichte von Christoph Kramer
- alles dreht sich um das Erwachsenwerden und die essentielle Frage: werde ich jemals von einem Menschen geliebt werden, der nicht zu meiner eigenen Familie gehört
Auch wenn die Fußball-WM eine weit untergeordnetere Rolle gespielt hat, als von mir erwartet, hat mich das Schicksal von Chris und seinen Freunden ab Seite 1 in den Bann gezogen. Zwar kommt Christoph Kramer mit seinem Erzählstil nicht an meine Favoriten dieses Genres – „Hard Land“ von Benedict Wells – heran und trotzdem habe ich mit Chris geliebt und gelitten – und hatte am Ende sogar Tränen in den Augen.
Hier entlang zu meiner ausführlichen Rezension.
„Yellow Face“ von Rebecca F. Kuang
- June Hayward möchte unbedingt eine gefeierte Autorin werden. Doch nachdem ihr Debüt gefloppt ist, befindet sich ihre berufliche Karriere in einer Sackgasse.
- Als sie auf makabere Art und Weise die Chance bekommt, sich das Manuskript ihrer sehr erfolgreichen ehemaligen Studienkollegin Athena Liu unter den Nagel zu reißen, kann June Hayward nicht widerstehen.
- So beginnt unter dem missverständlichen Künstlernamen June Song ihr scheinbar unaufhaltsamer Aufstieg in der Literaturszene. Immer begleitet von der Angst, aufzufliegen. Gepaart mit einer gehörigen Portion Größenwahn und Paranoia…
Wow, dieses Buch war ein wilder Ritt. Rebecca F. Kuang liefert in „Yellow Face“ einen ungeschönten Blick hinter die Kulissen der Buchszene, der sie selbst als erfolgreiche Autorin angehört. Sie zeichnet ein Bild voller Doppelmoral, Rassismus („aber wir haben doch schon eine nicht-weiße Autorin im Programm…“) und toxischer Strukturen. Das war extrem spannend und der Aufbau der Buches hat mich stellenweise an einen Thriller erinnert. Inklusive des seltsamen Effekts, dass die Protagonistin zwar unglaublich unsympathisch angelegt war, ich mich beim Lesen trotzdem immer wieder dabei ertappt habe, zu hoffen, sie möge bitte nicht auffliegen.
Wer sich nun fragt, warum das Buch trotzdem nicht in der Kategorie Jahreshighlight auftaucht: kurz vor Ende hat mich die Geschichte kurzzeitig ein bisschen verloren. Insbesondere eine Art „Kampfszene“ war mir eine Spur „too much“. Trotzdem eine ganz klare Leseempfehlung. So gut, so wichtig und so ein besonderer Schreibstil.
„Ein europäisches Klassenzimmer“ von Jan Kammann
- Jan Kammann ist Lehrer an einer Schule mit Kindern und Jugendlichen, deren Vorfahren aus allen Ecken Europas stammen. Als er sie zum Thema „europäischer Gedanke“ unterrichtet, stellt er fest, dass auch er seinen europäischen Horizont dringend erweitern muss.
- Er packt seinen Koffer und besucht diverse Heimatländer seiner Schützlinge wie die Türkei, Ex-Jugoslawien und sogar die kriegsgeplagte Ukraine.
- Wieder einmal zeigt sich: nichts erweitert den Horizont so sehr wie menschliche Begegnungen und ein Blick in die Vergangenheit. Lerneffekte wie „Europa ist keine Insel“ und „Deutschland ist nicht der Nabel der Welt“ inklusive.
Einerseits habe ich „Ein europäisches Klassenzimmer“ zum perfekten Zeitpunkt, andererseits auch zum komplett falschen gelesen. Ausgerechnet an dem Tag nach der Wahl, als Robert Habeck eindringlich auf die Gefahr einer kompletten Entmenschlichung von Geflüchteten hingewiesen hat, habe ich über Einzelschicksale von Menschen auf der Flucht gelesen. Das hat mich komplett gekillt, und ich saß einen ganzen Abend auf dem Sofa und habe Rotz und Wasser geheult.
Ein so, so wichtiges Buch, das hoffentlich dabei hilft, den Kerngedanken Europas wieder zu verbreiten. Der ist nämlich nicht, das Aussehen von Salatgurken zu reglementieren sondern dauerhaft Frieden im Herzen Europas zu erhalten…
Gute Bücher im Lesemonat Februar 2025
„Deep End“ von Ali Hazelwood
- Nach einem schweren Sportunfall kämpft Turmspringerin Scarlett auch Monate später noch immer mit den psychischen Folgen. Allgemein tut sie sich schwer damit, beruflich und privat ihren Platz im Leben zu finden und droht, in der Masse der extrovertierten Studierenden am College und in ihrer Sportmannschaft unterzugehen.
- Mit dem notorisch erfolgreichen, stoisch in sich ruhenden und bei allen beliebten schwedischen Schwimmsuperstar Lukas scheint Scarlett so gar nichts gemeinsam zu haben. Erschwerend hinzu kommt, dass er der (Ex-)Freund einer Teamkollegin ist, für die Außenseiterin Scarlett langsam freundschaftliche Gefühle entwickelt.
- Und trotzdem ist da etwas zwischen Scarlett und Lukas. So unterschiedlich sie auf den ersten Blick erscheinen mögen, sexuell wären sie überraschend kompatibel. Denn während sich Lukas nach Dominanz sehnt, möchte Scarlett im Bett die Kontrolle abgeben, an die sich sonst in allen Lebenslagen klammert…
Obwohl ich schon die Erfahrung machen musste, dass die erwachsenen Geschichten von Ali Hazelwood nicht nach meinem Geschmack sind – mitreissend ja, den wissenschaftlichen Hintergrund liebe ich, aber zu viele gigantisch große Männer und SHER explizite Szenen – landete „Deep End“ auf meiner „12 für 2025“-Liste. Denn zu einer Sports Romance mit Turmspringen konnte ich nicht nein sagen. Der Aspekt Sport hat mir auch erwartbar gut gefallen, der Spice hingegen nicht sonderlich. Das lag vor allem daran, dass ich Scarlett und Lukas außerhalb des Schlafzimmers nicht mit ihrem Vorgehen IM Schlafzimmer (oder an Orten, die sie als Schlafzimmer „missbraucht“ haben 😉 ) geistig zusammengebracht habe.
Mein Fazit: von Ali Hazelwood werde ich nur noch Jugendbücher lesen. „Check & Mate“ habe ich GELIEBT. Der Rest ist einfach nicht meins…
„Die drei Fragezeichen – Rätsel des Flamingos“ von Andreas Ruch
- Eine der Kurzgeschichten, die man für einen bestimmten Einkaufswert bei Rewe geschenkt bekommen hat. Meine Mama hat dieses Büchlein dankenswerterweise für mich besorgt.
- Lasst Euch nicht durch das kleine Format des Buchs täuschen. Es steckt eine vollwertige Geschichte zwischen den Buchdeckeln.
- Ein verstorbener Büchersammler hinterlässt das Rätsel des Flamingos. Justus, Peter und Bob unterstützen seinen ehemaligen Konkurrenten und potentiellen Erben eines ganz bestimmten Buches bei der Lösung dieses Rätsels. Eine nicht ganz ungefährliche Mission…
Das hat Spaß gemacht! Ich konnte bei dieser Kurzgeschichte herrlich miträtseln und wurde durch die Eigenheiten und „running gags“ der „Drei Fragezeichen“ in meine Kindheit zurückkatapultiert. Dabei durfte ich wieder feststellen: mein Herz wird für immer für Bob Andrews schlagen 🙂
Not My Cup of Tea
„Covered Colors“ von Marina Neumeier
- Zweiter Teil der München-Trilogie von Marina Neumeier: Kunstwelt trifft „Gossip Girl“
- Nova wirkt nach außen extrem selbstbewusst doch innerlich zweifelt sie an ihrem Aussehen und ihrem beruflichen Werdegang. Eigentlich möchte sie nur eins: von ihrem selten anwesenden Vater geliebt werden.
- Als dieser beruflich für einen längeren Zeitraum nach München zurückkehrt, ergreift Nova die Chance und legt sich einen Job im Kunstauktionshaus der Familie ihrer besten Freundin und mit dem ehemaligen Kunst-Wunderkind Henry Saint Clair einen Fake-Boyfriend zu – alles um den Vater zu beeindrucken. Kann das gutgehen?
Hach, ich war so überzeugt, dass ich auch diesen zweiten Band mögen würde. Aber irgendwie… Ich bin einfach nicht mit Nova warmgeworden und auch die sprühenden Funken zwischen ihr und Henry habe ich kein bisschen gespürt. Das war nicht mein Buch. Trotzdem freue ich mich auf alles, was in Zukunft von Marina Neumeier kommen wird.
Meine komplette Rezension findet ihr hier.
„Night Shift“ von Annie Crown
- Zu diesem Buch fällt mir nur eins ein: (don’t) judge a book by its cover! Denn das Äußere des Buch verspricht eine cute College Romance zwischen einer introvertierten Buchliebhaberin und einem allseits beliebten Basketballer vom Typ „Jock“.
- Tatsächlich ist Kendall eine etwas merkwürdige Mischung aus zurückhaltendem Bücherwurm und Femme Fatale. Sexuell eher unerfahren, als sie Vincent zum ersten Mal begegnet, aber trotzdem plötzlich ziemlich offensiv und experimentierfreudig.
- Im Ergebnis kommt dieses äußerlich unschuldige Buch mit viel mehr Spice daher, als ich – und vermutlich die meisten anderen Leserinnen – erwartet hätten.
Eine völlig eindeutige Meinung zu dem Buch kann ich Euch nicht geben. Einerseits war es kurzweilig und die Charaktere durchaus sympathisch, andererseits war es inhaltlich etwas ganz anderes als erwartet. Ich würde mir wünschen, dass das Buch ein passenderes, weniger rosa wolkig-süßes Cover bekommt und deutlich als sehr „spicy“ beworben wird. So bin ich noch immer ein bisschen ratlos und werde meine Ausgabe wieder verkaufen…
Das war mein Lesemonat Februar 2025. Ich wünsche Euch viele tolle Bücher für den März. Habt einen tollen Frühlingsanfang!