„Aprikosenküsse“
Die Foodjournalistin Hanna führt ein von ihrem Job geprägtes Leben und ist für ihre spitze Feder bekannt. Eines Tages schießt sie jedoch über das Ziel hinaus und eine ihrer Kritiken wird zur „Rezension mit Todesfolge“. Durch einen dummen Zufall kommt Hanna in den Besitz der zugehörigen Urne und muss sich auf den Weg nach Italien machen, um die Urne ihrem rechtmäßigen Besitzer, dem Enkel der Verstorbenen, zurückzubringen. Fabrizio trauert nicht nur um seine Oma, sondern wird von dieser posthum auch vor eine große Aufgabe gestellt, denn sie hat in ihrem Testament verfügt, dass er das Familiengut nur erben wird, wenn er binnen eines Jahres heiratet. Ansonsten geht das komplette Erbe an seinen Bruder, der bereits Pläne schmiedet, Fabrizios geliebte Aprikosenplantage zu verkaufen.
Wenn man meine Beschreibung des Inhalts durchgelesen hat, kommt man vermutlich von selbst auf die größte Schwäche des Buches: die vielen Zufälle, die nötig sind, um die Geschichte auf den Weg zu bringen. Das war mir persönlich zu viel, um glaubwürdig zu sein.
Davon abgesehen, hat mich dieses Buch ganz wunderbar unterhalten. Ich hatte es mir als Urlaubsliteratur ausgesucht, nachdem es als Tipp für den Sommer auf dem Blog von Primeballerina vorgestellt worden war. Okay, die Toskana ist nicht Südtirol, aber zumindest liegt beides in Italien… Womit wir auch zu einer der größten Stärken dieses Buches kommen: Claudia Winter gelingt es ganz wunderbar, den Leser nach Italien zu versetzen. Man kann das alte Gut, die Aprikosenhaine und das leckere, italienische Essen bildlich vor sich sehen.
Auch Hanna mochte ich trotz ihres leicht neurotischen Verhaltens gerne. Das gleiche gilt für den manchmal etwas melancholischen und ernsten Fabrizio. Als Paar haben die beiden für mich super funktioniert. So vorhersehbar sich ihre Geschichte auf den ersten Blick anhört, so abseits meiner Erwartungen ist sie in den Details tatsächlich verlaufen.
Abschließend möchte ich noch die Köchin des Landguts und ihre Leidenschaft für Schundromane erwähnen, mit der sie versucht, Hanna anzustecken. Die Auszüge aus besagten Heftchen wurden wirklich perfekt in den Roman eingebaut.
Für alle, die nach einem kurzweiligen Buch für den Strand, die Berge oder Balkonien suchen: eine klare Empfehlung.
Die älteren Bücher, die Claudia Winter unter dem Pseudonym Carolin Wunsch im Selbstverlag veröffentlicht hat, kann ich hingegen niemandem ans Herz legen. Ich habe mir „Ausgerechnet Soufflé“ heruntergeladen, bin aber überhaupt nicht in das Buch reingekommen, da sich mir dessen Zielsetzung nicht erschlossen hat, weshalb ich etwas gemacht habe, was äußerst selten vorkommt: ich habe das Buch abgebrochen. Da warte ich lieber auf den neuen Roman „Glückssterne“ von Claudia Winter, der im Oktober herauskommen wird.