|Leseliebe| „Fünf am Meer“ von Emma Sternberg

 

„Fünf am Meer“

Emma Sternberg
Chick Lit
Deutsch
3,5 Sterne

Linn erwischt ihren Freund in flagranti. Nicht genug, dass damit ihre vermeintlich große Liebe Geschichte ist, sie verliert im gleichen Augenblick auch ihre Lieblingskollegin, denn diese ist die Affaire von Linns Freund, ihren Job, denn Linn ist in der Firma ihrer künftigen Schwiegereltern angestellt, und ihre einzige Familie, denn Linn ist Vollwaise. Mehr Unglück auf einmal geht kaum. Wie ein Silberstreif am Horizont erscheint da ein Erbermittler aus den USA, der Linn die freudige Nachricht überbringt, dass sie von einer ihr bislang unbekannten Verwandten ein Haus in den Hamptons geerbt haben soll. Da Linn aktuell nichts in Deutschland hält, besteigt sie den nächsten Flieger nach New York, um die Immobilie in Augenschein zu nehmen. Dabei stellt sie fest, dass sie nicht nur ein Haus sondern auch eine Senioren-WG geerbt hat.

Das Cover dieses Buches dürfte den meisten buchinteressierten Menschen bekannt sein, denn es wird nicht nur in jeder Buchhandlung prominent präsentiert, man kann es auch im Supermarkt und Zeitschriftenladen kaufen. Ich selbst habe das Buch von meiner Mutter ausgeliehen bekommen. Ich hätte es mir wohl eher nicht gekauft, denn ich habe die beiden früher erschienenen Romane der Autorin gelesen und war von diesen nur semi-begeistert. Als Lektüre für „zwischendurch“ kam mir das Buch trotzdem gelegen.

Als erstes ist mir die recht gemächliche Erzählweise aufgefallen. Es passiert meist nicht viel und so dauert es z.B. bis zur Mitte des Buches, bis der erste potentielle neue Mann in Linns Leben auftaucht. Ich muss zugeben, dass ich zwischenzeitlich sogar den Klappentext noch einmal durchgelesen habe, da ich mir nicht sicher war, ob es in dem Roman überhaupt eine Liebesgeschichte geben wird. In diesem Zusammenhang sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der Klappentext bezüglich dieses potentiellen Lovers irreführend ist.

Vielmehr als das Liebesleben von Linn steht in diesem Buch die Vergangenheit ihrer Erbtante Dorothy im Mittelpunkt. Als Leser begleitet man Linn dabei, wie sie ihre verstorbene, unbekannte Tante kennenlernt und das eine oder andere Geheimnis aus deren Vergangenheit aufdeckt. Das lässt einen als Leser nicht gerade vor Spannung an den Nägeln kauen, ist aber trotz aller Vorhersehbarkeit gut gemacht. An die Komplexität von Anne Gesthuysens letztem Roman kommt es trotz einiger Parallelen nicht heran.

Was mir von „Fünf am Meer“ am meisten im Gedächtnis bleiben wird, sind die Landschaftsbeschreibungen der „Hamptons“. Ich war schon vor diesem Buch fasziniert von den „Hamptons“, denn nach all den Bildern, die ich von diesem Landstrich gesehen habe, möchte ich bei meinem nächsten New York Besuch unbedingt einen Abstecher dorthin machen. Dank der bereits oben erwähnten langsamen Erzählweise kommen die Landschaftsbeschreibungen gut zur Geltung und das Flair dieses Landstrichs wird an den Leser weitergegeben.

Die fünf Senioren, auf die Linn im Zuge ihres Erbes trifft, werden leicht schrullig geschildert, wie man es auch aus anderen Büchern dieses Genres kennt. Das führt bei mir persönlich dazu, dass ich mich an den typischen Freitag-Abend-ARD-Wohlfühlfilm erinnert fühle.

Bei manchen Erzählsträngen der Autorin hatte ich den Eindruck, dass sie nicht wirklich zu Ende erzählt werden. Z.B. unternimmt Linn große Anstrengungen, um das geerbte Haus wieder in eine Pension zu verwandeln. Das Thema bleibt gegen Ende gänzlich unerwähnt – so als hätte Linn selbst diesen Plan völlig vergessen. Entweder arbeitet man hier bereits auf einen zweiten Teil hin oder der Plot des Buches war zunächst anders geplant, als er tatsächlich ausgeführt wurde.

Unten auf Seite 383 steht m.E. ein Wort zu viel: „…, die ich in meinem Übereifer sofort gleich abgespeichert habe.“ Ich denke, da hätte entweder „sofort“ oder „gleich“ genügt.

 Zusammenfassend würde ich sagen, dass, wer leichte Literatur für zwischendurch sucht, mit diesem Buch gut bedient ist.

 

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