|Leseliebe| „Gebrauchsanweisung für Tirol“ von Bernd Schuchter

Tirol isch lei oans,
Isch a Landl a kloans,
Isch a schians, isch a feins,
Und dås Landl isch meins
Bisch a Trioler, bisch a Mensch.
Bisch koaner, bisch a…

Als ich gesehen habe, dass es nun auch eine „Gebrauchsanweisung für Tirol“ gibt, wusste ich sofort, die muss ich lesen. Schließlich habe auch ich schon „Dem Land Tirol die Treue“ gesungen (allerdings in Garmisch-Partenkirchen, aber das ist eine andere Geschichte…). Ein besonderer Menschenschlag scheint in Tirol zu wohnen. Sehr prägend für Österreich, so dass für mich manchmal der Eindruck entsteht, dass viele meinen „Tirol = Österreich“ so wie manche Bayern Deutschland gleichsetzen.

Gebrauchsanweisung für Tirol von Bernd Schuchter

„Gebrauchsanweisung für Tirol“

  • Bernd Schuchter
  • Sachbuch
  • Deutsch
  • E-Book
  • Das E-Book wurde mir von netgalley für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
  • 4 Sterne (von 5 möglichen Sternen)
  • Empfehlung: für alle, die mehr über eine der beliebtesten Urlaubsregionen der Deutschen erfahren möchten.

Die „Gebrauchsanweisung für Tirol“ ist in verschiedene Kapitel gegliedert, die jeweils versuchen, sich den Besonderheiten von Land und Leuten anzunähern. Hierbei wird schnell klar, dass es sich bei den Tirolern in der Tat um eine ganz besondere Spezies handelt. Das hängt unmittelbar mit der geografischen Lage Tirols zusammen: enge Täler, karge Höhen. Also eher ungeeignet für Landwirtschaft, weshalb Tirol früher ein bettelarmer Landstrich war, in dem die Kinder als Saisonarbeitskräfte gen Norden geschickt wurden (die sogenannten Schwabenkinder). Das Blatt wendet sich erst mit der Etablierung der Sommerfrische und des Skitourismus. Plötzlich wird die Kargheit der Landschaft zum größten Plus Tirols. Und die Bauern mit den ertragsärmsten Wiesen am Nordhang kommen zu Reichtum. So eine riesige Veränderung geht an einem Landstrich nicht spurlos vorbei und so lebt man zwar mittlerweile von den Fremden, hat aber auch noch immer Angst vor der Überfremdung.

Gebrauchsanweisung für Tirol von Bernd Schuchter

Bereits nach dem ersten Kapitel ist mir klar, dass dieses Buch einen viel ernsthafteren Ansatz verfolgt als die anderen Ausgaben der Reihe, die ich bereits gelesen habe. Teilweise kam es mir fast philosophisch vor. Ich denke, das ist Bernd Schuchter, dem Autor geschuldet, denn der ist nicht nur Tiroler sondern auch ernsthafter Autor. Er hat z.B. mit „Föhntage“ einen Roman über Südtirol geschrieben.

Sehr gut gefallen hat mir, dass Bernd Schuchter auf den TV-Mehrteiler „Die Piefke-Saga“ Bezug nimmt. Dieses Fernseh-Highlight der 90er-Jahre habe ich bereits mehrmals gesehen, und ich kann „Die Piefke-Saga“ allen, die mehr über das Deutsch-Tiroler-Verhältnis und das gespaltene Verhältnis der Tiroler zum Tourismus (frei nach dem Motto „die Geister, die ich rief“) erfahren möchten, wärmstens ans Herz legen.

Außerdem darf (der unverdrossen Moonboots tragende und alles „bärig“ findende) Hansi Hinterseer in einer „Gebrauchsanweisung für Tirol“ natürlich nicht fehlen.

Gebrauchsanweisung für Tirol von Bernd Schuchter

Der Autor geht auch auf die erzwungene Abspaltung Südtirols von Tirol ein und erwähnt in dem Zusammenhang, was auch mir immer wieder durch den Kopf spuckt: wie hier ein gewalttätiger Konflikt durch mehr Autonomie auf friedliche Weise gelöst werden konnte. Quasi der Weg aus dem Terror geradewegs in die Idylle (zumindest habe ich bislang kein schöneres, friedvolleres Fleckchen Erde finden können als die Seiser Alm in Südtirol).

Teilweise scheint die Tiroler Mentalität gar nicht so weit Weg von der hohenlohischen Mentalität meiner Heimat zu sein. Auch den Hohenlohern sagt man nach, dass sie nicht gerne verreisen und sich lieber daheim besuchen lassen.

Ein bisschen hat mir bei der Anordnung der Kapitel der rote Faden gefehlt. Insgesamt aber ein sehr interessantes Buch, das einen tiefen Einblick in die Tiroler Seele gewährt.

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