|Leseliebe| „The One Best Man“ vs. „The Wedding Project – Liebe hoch 2“

Der regelmäßige Leser meines Blogs weiß Bescheid, ich jammere schon seit einigen Wochen oder gar Monaten, dass ich einfach keine Geschichte aus dem Bereich „Chick Lit“ oder „New Adult“ finde, dich mich zu 100% überzeugt. Meist bin ich nach wenigen Seiten vom vorhersehbaren, streng nach Schema F konstruierten Aufbau gelangweilt. Vor allem die fliegenden Funken zwischen den Hauptpersonen habe ich vermisst.

In der letzten Woche habe ich nun zwei Bücher aus dem Genre „Chick Lit“ gelesen. Eins davon hat mir den Glauben an das Genre zurückgeben. Das andere aufgezeigt, warum es so schwierig ist, gerade in diesem Bereich eine Perle zu finden.

Beide Bücher wurden mir kosten- und bedingungslos von netgalley für eine Rezension zur Verfügung gestellt.

 

The One Best Man von Piper Rayne

 

Neues von Piper Rayne

Von Piper Rayne (dem Pseudonym zweier bekannter Autorinnen) habe ich bereits „The Bartender“ und „The Banker“ gelesen. Die Bücher fand ich unterhaltsam, jedoch manchmal auch eine Spur zu derb. Deshalb waren meine Erwartungen an „The One Best Man“ nicht allzu hoch. Gute Voraussetzungen, um positiv überrascht zu werden. Und genau so kam es. Denn ich habe die Geschichte rundum Victoria und Reed von der ersten Sekunde an geliebt.

Victoria ist nach ihrer Scheidung gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Jade nach Chicago zurückgekehrt. Mit den Männern hat sie nach ihrer unglücklichen Ehe abgeschlossen. Lieber will sie sich auf ihre verbliebene Familie, ihre Arbeit und ihr Studium konzentrieren. Ein Plan, der ins Wanken gerät, als sie plötzlich Reed und somit ihrer Vergangenheit gegenübersteht. Reed ist stellvertretender Staatsanwalt von Chicago, hat sich zu einem echten Schnittchen entwickelt und lässt keine Gelegenheit aus, um Victoria zu einem Date zu überreden. Aber wer will schon ein Date mit dem Trauzeugen seines Ex-Manns?

 

Wie ich mich in „Schnittchen“ Reed verliebt habe…

„The One Best Man“ ist eines der Bücher, in denen ich mich ab Sekunde eins wohlgefühlt habe. Auf der einen Seite Victoria, die eine ausgesprochen sympathische und kluge weibliche Protagonistin abgibt. Sie ist nicht frei von Fehlern, was sie in meinen Augen noch liebenswerter macht. Es macht einfach Spaß zu lesen, wie sie versucht, das Leben mit ihrer kleinen Tochter und ihren beruflichen Alltag unter einen Hut zu bekommen. Auf der anderen Seite Reed, in den ich mich ein kleines bisschen verliebt habe. Es ist großartig zu lesen, wie er hartnäckig an Victoria dran bleibt und immer bereit ist, für sie durchs Feuer zu gehen. Ja, vielleicht fast zu perfekt, aber nach all den vielen Bad Boys mit traumatischer Vergangenheit, von denen ich in den letzten Jahren gelesen habe, war es äußerst erfrischend, endlich einmal wieder von einem bodenständigen, normalen Kerl zu lesen.

Ich weiß nicht, ob es berufliche Gründe hat, aber Geschichten mit „juristischem Hintergrund“ üben eine besondere Faszination auf mich aus (weshalb Julie James für immer eine meiner liebsten Schriftstellerinnen bleiben wird). Deshalb bin ich mit Begeisterung in in die Welt von Victoria und Reed abgetaucht.

Ein weiterer großer Pluspunkt war für mich, dass die Geschichte ausschließlich aus der Sicht von Victoria erzählt wurde. An die heutzutage so beliebten Perspektivwechsel werde ich mich nämlich nie gewöhnen.

Ich habe „The One Best Man“ innerhalb weniger Tage verschlungen und werde noch immer ein wenig wehmütig, wenn ich an diese Geschichte zurückdenke. Seufz. Endlich einmal wieder ein Paar, bei dem so richtig die Funken geflogen sind. Ich brauche unbedingt mehr davon.

 

 

The Wedding Project Liebe hoch 2 von Greta Milán und Johanna Danninger

 

Mein erster Versuch mit Johanna Danninger & Greta Milán

Insgeheim habe ich natürlich die Hoffnung gehegt, dass mich „The Wedding Project – Liebe hoch 2“ von Johanna Danninger und Greta Milán genauso überzeugen würde. Schließlich hatte ich die beiden Autorinnen bei einer Lesung auf der Buchmesse in Frankfurt erlebt und für sympathisch befunden. Außerdem bin ich seit „Landliebe“ großer Fan von Geschichten, die vor dem Hintergrund einer Reality TV Show spielen.

In „The Wedding Project – Liebe hoch 2“ werden zwei Paare miteinander vermählt, die sich vorher nicht kannten. Die romantische Liebesromanautorin Maggie und der schüchterne Antiquar Henry (den ich mir unweigerlich wie den unbeholfenen angestellten Verkäufer in Hugh Grants Buchladen in „Notting Hill“ vorgestellt habe) sowie die platinblonde Kosmetik-Unternehmerin Ivana und der heiße Programmierer Will werden im Anschluss an die Doppelhochzeit in zwei nebeneinanderliegende Häuser einquartiert und auf Schritt und Tritt von Kameras verfolgt. Maggie und Henry glauben zwar beide an die große Liebe, blöd nur, wenn sich zwischen den beiden, keinerlei flatternde Schmetterlinge einstellen wollen. Ivana und Will geben nach außen das perfekte, liebende Paar ab, verfolgen aber eigentlich ein gänzlich anderes Ziel. Eine unglückselige Kombination, die noch getoppt wird, als plötzlich zwischen zwei der Beteiligten, die von den Fernsehmachern eindeutig nicht füreinander bestimmt wurden, die Funken zu fliegen beginnen.

 

The Wedding Project Liebe hoch 2 von Greta Milán und Johanna Danninger

 

Von verschenktem Potential und fehlendem Kribbeln

In meinen Augen hört sich die Ausgangslage nicht schlecht an. Da hätte man richtig etwas draus machen können. Blöd nur, wenn dieses Potential verschenkt wird und zwischen mir als Leser und den vier Protagonisten keinerlei Verbindung hergestellt wird. Ich habe lange überlegt, warum ich mich mit Victoria & Reed aus „The One Best Man“ sofort identifizieren konnte, während mich Maggie, Henry, Ivana und Will komplett kalt gelassen haben. Ich denke, das liegt daran, dass man über die Hauptpersonen in „The Wedding Project – Liebe hoch 2“ kaum etwas erfährt. Es scheint, als hätten diese vor der Fernsehsendung kein Vorleben gehabt. Das lässt sie alle vier blaß und beliebig erscheinen. Kein Wunder, dass man so als Leser nicht mitfiebern kann.

So nützen auch das spritzige Erzähltempo und die ein oder andere witzige Szene wenig. Ich habe dieses Buch quasi gleichgültig zu Ende gelesen. Es hat mich einfach nicht gepackt.

Auch das Lektorat hätte sorgfältiger sein können:

  • „… wie berechenbar ihre oberflächige {„oberflächliche“ wäre hier korrekt} Persönlichkeit war“
  • „Offen gestanden bin ich nicht hier, um zu gewinnen.Offen gestanden bin ich nicht hier, um zugewinnen.“ {da ist wohl was doppelt gedruckt worden}

 

Romance forever

Zum Glück hat mir „The One Best Man“ den Glauben an das Genre „Chick Lit“ zurückgebracht. Ich werde mich also weiterhin auf die Suche nach Geschichten begeben, die in mir das gewisse Kribbeln auslösen.

 

3 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu