|Leseliebe| After Work von Simona Ahrnstedt / Rezension

Meine Entscheidung für „After Work“ war eine sehr spontane. Ich habe das E-Book bei „netgalley“ entdeckt und mich direkt in das wunderschöne Cover verliebt. Ich würde nicht sagen, dass ich der totale Cover-Käufer bin (denn wenn mich die Inhaltsbeschreibung nicht anspricht, würde ich ein Buch nie nur aufgrund des Covers lesen). Aber meine Aufmerksamkeit erregen kann man durch ein tolles Cover durchaus. Und das hier finde ich sowohl vom Motiv her als auch aufgrund der Farbwahl bildschön.

In diesem Fall war auch die Inhaltsangabe total nach meinem Geschmack, denn ich liebe Skandinavien und eine „Chick Lit“-Geschichte, die nicht in Nordamerika oder Deutschland spielt, habe ich bislang vergebens gesucht. Also bin ich mit Begeisterung gemeinsam mit Simona Ahrnstedt in die schwedische Metropole Stockholm eingetaucht.

Rezension zu After Work von Simona Ahrnstedt

„After Work“

  • Simona Ahrnstedt
  • Chick Lit
  • Deutsch (Original: Schwedisch)
  • E-Book
  • Das E-Book wurde mir von netgalley für eine Rezension zur Verfügung gestellt.
  • 4 Sterne (von 5 möglichen Sternen)

Rezension zu After Work von Simona Ahrnstedt

Küsse niemals Deinen (künftigen) Boss…

Lexia wird von ihren Freundinnen versetzt und strandet alleine in einer Stockholmer Bar. Dort wird sie von einem geheimnisvollen Fremden namens Adam in ein Gespräch verwickelt. Daraus entwickelt sich ein Flirt und nach diversen Drinks ergreift Lexia die Initiative und küsst Adam. Die kalte Dusche folgt auf dem Fuße, denn der zieht sich abrupt zurück. Ein peinlicher Moment, aber nicht weiter schlimm, schließlich sieht man sich nie wieder…

Nie wieder? Am nächsten Morgen erscheint Lexia völlig verkatert in der Werbeagentur, in der sie als Texterin arbeitet. Und plötzlich steht Adam vor ihr. Der ist ihr neuer Chef, versehen mit dem Auftrag, so richtig im Unternehmen aufzuräumen…

Rezension zu After Work von Simona Ahrnstedt

Das Beste vorneweg, ich habe nur wenige Seiten gebraucht, um in die Geschichte abzutauchen. Dann war ich drin und habe „After Work“ an anderthalb Tagen über Ostern verschlungen.

Die besonderen Merkmale von „After Work“:

– Wie bereits eingangs erwähnt, fand ich es ausgesprochen erfrischend, endlich einmal einen „Chick Lit“-Roman (und nicht den üblichen Krimi oder Thriller) mit Schauplatz in Skandinavien zu lesen. Ich war selbst schon in Stockholm, mag Schweden und fand es deshalb sehr spannend, mehr über den gesellschaftlichen Hintergrund des schwedischen Alltags zu lesen. Ehrlicherweise hat es mich überrascht, wie extrem die Autorin das „Klassendenken“ dort darstellt. Dass z.B. fast ausschließlich hellhäutige Menschen aus der Oberschicht in der Werbebranche tätig sind und dass Führungspositionen in allen Branchen ganz überwiegend von weißen Männern derselben Oberschicht besetzt werden. Da hätte ich in Schweden eine größere Liberalität vermutet.

– Lexia ist eine spannende Hauptperson, deren Selbstwahrnehmung und das, was Adam in ihr sieht, weit auseinander klaffen. Sie selbst findet sich meist zu pummelig und nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechend. Adam hingegen sieht in ihr ein attraktives Vollweib. Lexia versucht sich immer wieder selbst davon zu überzeugen, dass sie genauso, wie sie ist, perfekt ist. Das wiederholt sie fast gebetsmühlenartig. Gleichzeitig lässt sie sich wahnsinnig schnell von ihrer Umgebung verunsichern. Da war ich mir manchmal nicht sicher, ob der Autorin hier eine besonders gelungene Darstellung der gespaltenen Persönlichkeit der europäischen Durchschnittsfrau gelingt – die ja dazu tendiert, nie mit sich zufrieden zu sein. Oder ob sie ihre Protagonistin Lexia unnötig schwächt, weil diese ständig zwischen Selbstliebe und Selbsthass hin und her schlingert.

– An Adam mochte ich, dass er sehr lange undurchschaubar erscheint. So bleibt auch die Story um Lexia und ihn spannend und kommt weit weniger vorhersehbar daher wie viele andere Geschichten des Genres. Das trägt auch zur Chemie zwischen beiden Hauptdarstellern bei und führt bei mir als Leser genau zu dem Mitfiebern, das ich bei „Chick Lit“ erleben möchte. Die Intrigen, denen sich Lexia und Adam ausgesetzt sehen, tragen zu diesem Gefühl bei.

– Der Einblick in die Werbebranche, den Simona Ahrnstedt gewährt, kommt kompetent und gut recherchiert daher. Ich hatte beruflich auch schon mit der einen oder anderen Werbeagentur zu tun und kann sagen, dass mein Eindruck vom dortigen Alltag ähnlich aussieht. In dem Zusammenhang ist mir positiv aufgefallen, dass Lexia und Adam beide hart arbeiten. Manchmal hat man in Romanen (oder TV-Serien) den Eindruck, dass gerade Berufstätige in einem kreativen Jobumfeld eher einem Hobby denn einem echten Beruf nachgehen.

– Ich fand zudem grundsätzlich gut, dass Simona Ahrnstedt aktuelle gesellschaftliche Probleme thematisiert hat. So spielt z.B. die „gläserne Decke“, gegen die alle, die nicht männlich, weiß und der Oberschicht zugehörig sind, auf ihrem Karriereweg irgendwann stoßen, und damit zusammenhängend die Einführung einer Frauenquote eine wichtige Rolle. Oder das oberflächliche, eindimensionale Frauenbild, das die Werbeindustrie vermittelt. Nicht ganz zufrieden bin ich mit der Umsetzung dieser Themen, denn das gerät teilweise sehr plakativ und durch viele Wiederholungen auch ein bisschen ermüdend für den Leser. Trotzdem würde ich mir wünschen, dass mehr Autorinnen aus dem Bereich „Chick Lit“ solch heiße Eisen anpacken.

Ausblick

Alles in allem von mir beide Daumen nach oben und ein absoluter Lesetipp für alle, die „Chick Lit“ mögen und trotzdem die ausgetretenen Pfade dieses Genres verlassen möchten. „After Work“ hatte Sogwirkung und hat mir persönlich richtig viel Freude bereitet. Ich bin so überzeugt, dass bereits ein weiteres Buch der Autorin auf meinen E-Reader gewandert ist („Die Erbin“).

6 Kommentare

  1. 9. April 2018 / 21:27

    Hey Steffi!
    Es freut mich sehr, dass dich das Buch so überzeugen konnte 🙂
    Ich persönlich habe noch nichts davon gehört, was aber auch daran liegen könnte, dass es sich hierbei nicht unbedingt um mein favorisiertes Genre handelt.
    Viel Spaß mit dem anderen Buch der Autorin!
    Der Titel sagt mir sogar was..

    Liebe Grüße,
    Nicci

    • glimrende
      Autor
      14. April 2018 / 19:09

      Hi Nicci,
      ich muss sagen, die andere Reihe der Autorin ist auch echt super (wenn mann das Genre mag, wobei ich finde, dass dadurch, dass die Autorin um die reine Liebesgeschichte eine so große Storyline aufbaut, es sich eher wie ein Roman denn „Chick Lit“ anfühlt). Ich lese gerade Band 1 und höre parallel dazu Band 2 :facepalm: . Ich brauchte dringend ein Hörbuch und weil ich nicht schon wieder Lust auf einen Regionalkrimi hatte, habe ich Band 2 heruntergeladen…
      Viele Grüße,
      Steffi

  2. Hallo liebe Steffi,
    ich muss ja sagen, dass du mich schon mit dem Einblick in den Inhalt der Geschichte neugierig gemacht hast. Das klingt nach meinem Beuteschema. Darüber hinaus hat sich die Autorin ja scheinbar auch einigen Themen zugewandt, die abseits der reinen Liebesgeschichte sind. Das fand ich auch gerade sehr ansprechend.

    Ich erkenne Parallelen zu The Things we left unsaid, was den männlichen Part betrifft. Auch in meinem Buch blieb die Geschichte von Jacob lange Zeit undurchsichtig, so dass man als Leser neugierig auf das geworden ist, was er erlebt hat.

    Ich danke dir für diese interessante Buchvorstellung.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

    • glimrende
      Autor
      13. März 2023 / 21:28

      Hallo Tanja,

      danke für Deinen Kommentar.

      Ich finde, bei den Büchern von Simona Ahrnstedt merkt man immer, dass sie psychologisch vorgebildet ist. Außerdem schätze ich an ihr, dass sie vor gesellschaftskritischen Themen nicht zurückschreckt.

      Viele Grüße

      Steffi

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